Wenn du mich küsst, dann ist die Welt ein bisschen weniger scheiße

Da platzte Mats ja wieder genau im richtigen Moment rein.
Jonas wackelte mit seinem Hintern genau vor Bennis Nase herum und dem schien das auch noch zu gefallen.
"Ich komm schon klar", murmelte Mats. "Danke fürs Aufräumen."
Auf dem Absatz machte er kehrt und ging in die Küche. Seine Kaffeemaschine flirtete wenigstens nicht vor seiner Nase mit irgendwem herum. Und dabei machte sie ihm auch noch einen doppelten Espresso.

Na toll. Jonas warf Benni einen verzweifelte Blick zu ehe er Mats schnell hinterherlief. "Mats." Er trat an seinen Bruder heran und knetete nervös seine Finger. "Bitte sei nicht so apathisch. Streite mit mir. Schrei mich an, bitte. Es war meine Schuld, okay? Ich dachte, du willst nichts von ihm als du abgehauen bist als Benni meinte, dass er mit jemanden knutschen will. Es ist nicht Bennis Schuld. Sei bitte böse auf mich, nicht auf ihn. Er ist doch dein bester Freund. Jeder braucht so was." Er sah betteln zu Mats hoch und verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Er fühlte sich so schlecht, diese Freundschaft zerstört zu haben.

Sein Bruder folgte ihm direkt. Hätte Mats sich auch denken können.
Mit der Espressotasse in der Hand stand er nun vor Jonas.
Was sollte das jetzt eigentlich werden?
"Jonas...", murmelte Mats. "Wenn hier jemand schuld ist, dann ich, okay?" Er hätte ja einfach mal den Mund auf machen können.
Weder Benni noch Jonas konnten riechen, dass Mats Gefühle für seinen besten Freund hatte.

Benni konnte den beiden gar nicht hinterher schauen, geschweige denn folgen, als sie beide in die Küche flüchteten. Er war einfach viel zu fertig für sowas, obwohl er sich natürlich bewusst war, dass er es später bereuen würde. Vielleicht war es aber auch ganz gut, wenn erstmal Jonas und Mats alles klären würden und er sich dann später noch einmal mit Mats unterhalten würde.
Dazu war er allerdings momentan viel zu fertig und so drehte er sich erstmal nur wieder um und stand schon wieder kurz vor dem Einschlafen.

Okay, das hatte er nicht erwartet. Er war kurz sprachlos, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. "Du bist nicht sauer?", versicherte er sich. "Auch nicht wegen gerade?" Das war ja auch nicht für Mats Augen bestimmt gewesen. "Heißt das, ich darf dich wieder umarmen und wir verdrängen deinen Liebeskummer mit Eis und FIFA? Bitte?" Jonas wollte ja auch nur, dass es Mats besser ging. Das wollte Benni sicher auch.

Mats trank seinen Espresso und seufzte schließlich.
"Soll ich deiner Meinung nach jetzt ausrasten?", fragte er. Natürlich fand er es nicht gut, was da zwischen den beiden lief, worauf auch immer das hinauslief. Aber er konnte kaum von den beiden verlangen, sich voneinander fernzuhalten.
"Was ist das jetzt zwischen euch?" Prüfend sah Mats seinen Bruder an. "Nein, sag's mir besser nicht. Ich will's nicht wissen."

"Nein, aber du könntest mich ruhig ein wenig anschreien, wenn es dir dann besser geht. Hauptsache du siehst nicht mehr so traurig aus.", murmelte er kleinlaut. Das war nämlich eigentlich das Schlimmste: Das er nicht genau wusste, wie es Mats ging.
Jonas setzte schon an zu lügen, da entschied sich Mats um. Na gut, wenn er es nicht wissen wollte. "Du findest schon noch den Richtigen. Jemanden, der dich liebt, wie ich aber eben nicht mit deinem besten Freund schläft, okay? Sonst brech ich ihm die Nase!"

"Tut es sicher nicht", erwiderte Mats knapp. Ihm würde es höchstens besser gehen, wenn Benni und Jonas nichts miteinander hatten und er diese Bilder von den beiden nie gesehen hätte.
Schließlich musste Mats sogar leicht schmunzeln. "Ich find jemanden, der mich liebt wie einen Bruder...na danke."
Dann doch lieber einen, mit dem er alt werden konnte und der ihn genauso liebte, wie Mats ihn.

"Naja, nicht wie ein Bruder aber halt so... ach du bist blöd! Brüder lieben sich doch so, dass sie ihr ganzes Leben lang zusammenhalten. So jemanden meinte ich." Er wollte doch nur, dass Mats glücklich werden würde. Gut, vielleicht nicht mit Benni, aber sein Bruder war doch heiß, der würde sicher seine große Liebe noch finden.

"Schon gut", murmelte Mats nur und drehte sich wieder zum Kaffeeautomaten um. Er holte ein Glas aus dem Schrank und machte sich noch einen Latte Macchiato. Damit dürfte sein Kaffeebedarf für den Tag dann auch gedeckt sein.
"Wollt ihr auch noch einen Kaffee oder so?", fragte er seinen Bruder. Wenn er hier schon mal stand, dann konnte er auch direkt mehrere Tassen durch die Maschine jagen.
Während Mats auf eine Antwort seines Bruders wartete, ging er ins Wohnzimmer, um auch Benni zu fragen. Aber dieser lag seelenruhig auf der Couch und schlief.
Mats betrachtete ihn einen Augenblick. Sein bester Freund war wirklich schön und, wenn er schlief, sah er besonders friedlich aus.
Leise seufzend griff er nach einer Wolldecke, die er über Benni ausbreitete. Eigentlich hätte Mats ihm jetzt einen Kuss auf die Wange gegeben. Aber dieses Mal verkniff er sich das einfach.

Er folgte Mats ins Wohnzimmer und schüttelte den Kopf. "Ich nicht, nein. Be...?" Er schlief. Oh Gott, er war wirklich süß! Gestern hatte er sich ja nicht groß mit dem friedlich schlafenden Benni beschäftigen können. Aber jetzt ging ihm wirklich das Herz auf. Er verstand einfach, warum Mats sich in den Schalker verliebt hatte. Er lehnte im Türrahmen und beobachtete seinen Bruder. Am liebsten würde er sich zu Benni kuscheln, aber das ging wohl kaum.

Benni spürte wie es auf einmal noch wärmer um ihn wurde und schlug dabei sogar einmal kurz die Augen auf. Dabei sah er, dass eine Person vor dem Sofa stand auf dem er wohl schlief, allerdings konnte er diese nicht wirklich ausmachen. Das war ja aber auch egal, Benni wollte nur irgendjemanden bei sich haben.
"Hmm, komm her.", nuschelte er also an niemanden wirklich gerichtet und schon fielen ihm auch wieder die Augen zu und er kuschelte sich noch enger in die Decke. Ja, das war gut so.

Mats erstarrte, als Benni meinte, er solle sich zu ihm legen. Wahrscheinlich hatte er aber nicht wirklich ihn gemeint. Benni hatte die Augen ja nur einen spaltbreit offen gehabt. Bestimmt verwechselte sein bester Freund ihn gerade einfach mit seinem Bruder.
Aber im Grunde war das auch egal, denn Benni schien sowieso schon wieder zu schlafen. Auf jeden Fall würde Mats sich nicht zu ihm legen und damit nur noch alles schlimmer machen.

Jonas ging zu seinem Bruder, legte ihm eine Hand auf die Schulter und lächelte ihn liebevoll an. "Sei kein Smog. Er ist dein bester Freund und kein Leprakranker oder so." Es würde Mats schon nicht umbringen, ein wenig mit Benni zu kuscheln. Sie hatten das sonst sicher auch gemacht. Ein wenig war er schon eifersüchtig, schließlich wollte er den heißen Schlumpf eingentlich für sich haben, aber es war okay. Er konnte nicht immer alles haben.

Mats sah auf, als er eine Hand auf seinem Rücken spürte. "Ich weiß", seufzte er.
"Trotzdem...das geht nicht. Er hat mich bestimmt mit dir verwechselt", lächelte er seinen Bruder müde an.
"Ich glaub, ich mach einen Spaziergang." Vergessen war der Latte Macchiato. Stattdessen ging Mats in den Flur und zog sich Jacke und Schuhe an. Vielleicht würde die kalte Luft seinen Kopf ein bisschen durchpusten.

"Vielleicht will er auch einfach nur lieb gehabt werden. Egal von wem." Aber da hatte Mats schon beschlossen, lieber spazieren zu gehen. Auch gut. "Stell keinen Scheiß an ja? Und sei artig!", wies er Mats noch schmunzelnd an, ehe er die Haustür hinter diesem schloss.
Er schlich leise zu Benni zurück und schlüpfte zu diesem unter die Decke. Er kuschelte wahrscheinlich genauso gern wie Benni, außerdem war er auch müde!

Benni brummte immer wieder ein wenig, als es so laut um ihn herum wurde. Besonders laut äußerte er seine Unzufriedenheit, als es kurz kalt unter der Decke wurde. Dann spürte er allerdings schon den anderen Körper an seinem und zog diesen fest an sich.
"Endlich.", nuschelte er im Halbschlaf und war dann direkt wieder eingschlafen. Natürlich nicht ohne sich noch fester an den warmen Körper zu drücken, von dem er immer noch nicht wusste, wem er gehörte.

Er wurde direkt wieder als Teddy missbraucht und kuschelte sich unterstützend an Benni. Er war so niedlich! So unglaublich süß.
Jonas kraulte Benni liebevoll und gab ihm einen kurzen Kuss. Er konnte jetzt leider nicht schlafen, wenn Mats zurück kam und sie fand würde er sonst was denken.
"Du hast schöne Haare", murmelte er und kämmte mit seinen Fingern hindurch.

Kaum stand Mats draußen, bereute er schon, seinen Schal nicht mitgenommen zu haben. Aber er würde da jetzt bestimmt nicht nochmal reingehen.
Wahrscheinlich hatte Jonas sich nämlich gerade zu Benni gelegt und das wollte er sich sicher nicht angucken.
Mats stellte den Kragen seiner Jacke auf, versteckte die Hände in den Taschen und ging einfach los. Wohin war ihm selbst nicht bewusst. Aber im Grunde war es auch ziemlich egal.
Irgendwann stand er dann aber doch vor Nevens Wohnung.

Irgendwie wurde Benni dann doch wieder wach, als er hörte wie jemand neben ihm redete. Es war wohl Jonas, was Benni kurz darauf feststellte. Aber wieso lag dieser hier bei ihm auf dem Sofa?
"Was?", nuschelte er verschlafen gegen den Stoff von Jonas Shirt und schaute diesen dann aus kleinen, verschlafenen Augen an.
Schon kurz darauf kam allerdings die Erinnerung an Mats und ihr kleines Gespräch zurück und er wollte schon aufstehen, da fiel ihm auf, dass Mats gar nicht mehr anwesend sein konnte. Sonst hätte Jonas sich ja sicherlich nicht zu ihm gelegt.

"Ich mag deine Haare", schmunzelte Jonas. Benni war ja süß. Dafür bekam er gleich einen Kuss auf die Nasenspitze. "Ausgeschlafen? Mats ist spazieren. Ich denke mal, er geht zu Neven." Er fuhr weiter durch Bennis Haare und drehte sie leicht um seine Finger. Er wollte auch nicht unbedingt daran ziehen.

"Deine sind viel toller.", erwiderte Benni und es stimmte ja auch. Jonas hatte zwar nicht so viele Locken wie sein Bruder, aber trotzdem waren dessen Haare unglaublich dick und fühlten sich wirklich toll an.
Müde fuhr Benni sich dann allerdings über die Augen und schaute Jonas erstmal nur fragend an. Wie sollte er denn bitte ausgeschlafen sein?
"Nee, nicht wirklich.", antwortete er dann allerdings und bekam durch Jonas nächsten Satz direkt wieder ein schlechtes Gewissen. Scheiße, wo war er da nur hineingerutscht?

"Du bist süß", grinste Jonas hingerissen. Jeder brauchte einen verschlafenen Benni. Da lohnte sich das Aufwachen noch viel mehr.
"Er meinte, er ist nicht sauer auf uns. Eher auf sich selbst. Wir konnten ja nicht riechen, dass er auf dich steht. Mach dir keinen Kopf. Das wird schon, hmm?" Er streichelte kurz über Bennis Wange und setzte sich dann auf. "Noch Kaffee?"

"Hallo Geburtstagskind", öffnete Neven ihm ziemlich überrascht die Tür und ließ ihn rein.
"Kaffee, Tee, Kakao?", fragte er, da Mats wohl ziemlich durchgefroren aussah.
"Kakao mit ganz viel Sahne, wenn du hast." Gequält sah Mats seinen Kumpel an und schälte sich aus Jacke und Schuhen. Seine Füße waren ebenso wie seine Hände eiskalt.
Während Neven in der Küche verschwand, ging Mats ins Wohnzimmer, setzte sich dort auf die Couch und nahm sich einfach eine Wolldecke, unter der er sich versteckte.

Irgendwann kam Neven mit zwei dampfenden Tassen ins Wohnzimmer. Von einer lief sogar schon die Sahne herunter.
"Danke", lächelte Mats matt und legte seine Hände um die Tasse, um sie etwas aufzuwärmen. Außerdem trank er schon ein bisschen Sahne weg.
"Du siehst beschissen aus", stellte Neven dann fest. "Dabei ist heute dein Geburtstag."
"Danke." Mats grummelte leise vor sich hin und stellte die Tasse auf den Tisch vor sich.
"Benni?"
Mats nickte. "Ich hätte es ihm viel eher sagen sollen."

Neven nickte verständnisvoll und legte einen Arm um Mats. "Möchtest du es mir erzählen? Das hilft, das weißt du." Neven war schon ziemlich lange in die Benni-Sache involviert und stand seinem besten Freund da zu 100% bei.
Es war wirklich nicht einfach seinen besten Freund zu lieben. Und gerade heute schien irgendwas wirklich Unschönes passiert zu sein. Vielleicht heiratete er ja?

Mats lehnte sich leicht an den Serben und seufzte schwer.
"Jonas und Benni sind irgendwann in der Gartenhütte verschwunden", fing er an. "Was die da gemacht haben, brauch ich dir wohl nicht detailliert erzählen."
Das konnte sich Neven sicherlich denken. Zumal sein Bruder das Gartenhaus immer für seine Schäferstündchen nutzte. Das wussten Mats' Freunde mittlerweile auch.

"Oh", machte er Verteidiger und wusste für einen Moment nicht was er sagen sollte. Jonas und Benni... oh Gott. "Naja, aber... es war doch nur die eine Nacht, oder...? Und bist du dir sicher, dass sie im Gartenhäuschen verschwunden sind und naja... Sex hatten? Vielleicht haben sie Geburtstagsgeschenke eingepackt...?" Was wusste er schon, was Mats kleiner Bruder so trieb. Der Gute hatte es schließlich faustdick hinter den Ohren.

Mats zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, was das zwischen den beiden jetzt ist. Ich will's auch gar nicht wissen."
Seufzend beugte er sich vor und griff wieder nach seiner Tasse.
"Ich bin irgendwann auch raus und hab sie gesehen..."
Zwar zum Glück nicht beim Sex. Aber es war schon recht eindeutig und außerdem ließen die Gespräche von vorhin gar keine anderen Schlüsse zu.

"Also meinst du, da könnte mehr sein?", fragte er Serbe überrascht. Das hatte er nicht erwartet. Jonas und Benni kannten sich wohl gut, aber als Paar hatte er sie irgendwie nie gesehen. "Wissen sie denn, dass du...? Ich meine, jetzt. Also Jonas würde dich doch nie so hintergehen und Benni doch auch nicht..." Das konnte er nicht glauben. Jonas war schließlich Mats Bruder.
"Uff", machte Neven ratlos. Das konnte selbst er nicht gutreden.