When friendship becomes love

Panisch rannte Mo durch die Wohnung und suchte seine Trainingsschuhe. In einer halben Stunde sollte er beim Training sein, doch seine Tasche war noch nicht gepackt und hinfahren musste er ja auch noch. Das würde also mal wieder verdammt knapp werden. Wie jedes Jahr beim Trainingsauftakt. Mo war nämlich viel zu faul seine Tasche schon am Vorabend zu packen. Lieber hetzte er sich total ab und kassierte gleich am ersten Tag einen Anschiss von Jürgen. Aber selbst wenn er sich vornahm, seine Tasche früher zu packen, bekam er es doch nicht hin.
„Lena? Hast du meine Schuhe gesehen?“, rief Mo, während er dabei war seine Schuhe anzuziehen und gleichzeitig sein Hemd in die Hose zu stecken und auch noch dabei war Leo eine Nachricht zu schreiben, dass er ihn wohl fünf Minuten später abholen würde. Sie fuhren nämlich meistens zusammen und wechselten sich ab. Nur war Mo zusätzlich auch noch zu spät aufgestanden, weil er auch noch vergessen hatte den Wecker zu stellen. So sehr er Fußball auch liebte, ausschlafen liebte er mindestens genauso sehr.

Milena war gerade dabei ihre Tasche für die Uni zu packen, als Moritz wie wild durch die Wohnung rannte. Was hatte er denn jetzt schon wieder verschlampt?
Sie kam gar nicht zum Nachfragen, da Moritz ihr schon entgegen rief, was das Problem war. Grinsend ging sie auf den Balkon, holte die Schuhe und hielt sie dann ihrem besten Freund vor die Nase. "Meinst du diese hier?", fragte sie grinsend und warf die Schuhe in seine Tasche. "Ich hab sie gestern auf den Balkon gestellt, weil sie gestunken haben.", erklärte sie ihm.
Schnell zog Milena ihre Ballerinas an und hängte sich ihre Tasche über die Schulter. "Ich muss dann auch mal los. Wir treffen uns nachher zum Mittagessen im Vapi. Vergiss das nicht.", sagte sie noch grinsend und gab Moritz einen Kuss auf die Wange.
Sie beeilte sich zur Bahn zu kommen und fuhr dann zur Uni. Das gerade war mal wieder typisch Mo gewesen. Sie hatte ihm mindeste zwei Mal gesagt, dass die Schuhe auf dem Balkon standen. Aber genau so kannte und mochte sie ihn. Sie war wirklich froh, dass ihr Studium genau in der Stadt angeboten wurde, in der Moritz Fußball spielte.

Mo fiel ein Stein vom Herzen, als Milena ihm seine Schuhe brachte. Ohne die und seine beste Freundin wäre er wohl aufgeschmissen. Milena war einfach immer wieder seine letzte Rettung und Mo so froh, dass sie mit ihm nach Dortmund gekommen war.
"Danke, du bist ein Schatz", rief er ihr hinterher und stopfte einfach alles in seine Tasche, bevor er ihr hinterher stürmte. So langsam musste er sich wirklich mal beeilen, sonst bekam nicht nur er Ärger, sondern auch Leo. "Ich werd dran denken." Heute ging das Training ja wohl eh nicht lange. Hoffte Mo zumindest. Bei Kloppo wusste man ja nie so genau. Der wartete auch schon mit einem bedeutenden Blick auf die Uhr, als Mo und Leo angestürmt kamen. Mo mit noch offenen Schuhen, aber wenigstens püntklich, wenn ich nur gerade so.
Das Training lief dann so wie immer. Chaotisch und hart wie immer und am Ende war Mo fix und fertig. Der erste Tag war einfach immer verdammt hart. Unter der heißen, entspannenden Dusche vergaß er dann natürlich mal wieder die Zeit und musste sich zum zweiten Mal an diesem Tag beeilen. Abgesetzt und schon wieder bereit zum Duschen kam Mo im Vapi an und schlitterte regelrecht neben Milena an den Tisch, die schon auf ihn wartete.
"Bin da", grinste er und keuchte leise.

Milena hatte heute nur eine Vorlesung, da die andere ausfiel. Dadurch konnte sie auch mit Moritz zusammen Mittagessen gehen. Sie hatte zwar erst nach ihm aus, aber da sie Moritz kannte, wusste sie, dass das nicht so einen großen Unterschied machte.
Nach der Vorlesung verabschiedete sie sich von ihren Freundinnen und machte sich dann auf den Weg in Richtung Innenstadt zum Vapiano.
Wie sie schon erwartet hatte war ihr bester Freund noch nich anwesend. Deshalb setzte sie sich auf einen Platz hinten in der Ecke und sah sich ihre Lernunterlagen an. Da bald die Prüfungen anstanden, nutzte sie jede Gelegenheit zum Lernen.
Als Moritz dann endlich bei ihr war, legte sie ihre Unterlagen weg und lächelte ihn an. "Hey du.", sagte sie grinsend und hielt ihm ihre Karte hin. "Bringst du mir was mit? Das Gleiche, wie sonst auch immer." Sie grinste Moritz zuckersüß an. Da könnte er eh nicht Nein sagen.

Irgendwie war es Mo immer wieder ein Rätsel, wie es Milena doch jedes Mal schaffte vor ihm an ihren vereinbarten Treffpunkten zu sein. Da konnte er sich noch so beeilen, wie er wollte, er kam immer nach ihr an. Das war schon echt nicht mehr normal und mabchmal auch ziemlich frustrierend.
"Willst du nicht mal was anderes probieren? Es ist doch langweilig immer dasselbe zu essen", meinte Mo. Zumindest so oft sie hier waren. Hing da einem das Zeug nicht irgendwann zum Halse raus? Mo jedenfalls würde es so gehen, aber Milena's Blick konnte er eh nicht widerstehen, also trabte er brav nach vorne und holte ihre heißgeliebten Nudeln und eine Apfelschorle. Für sich selber bestellte er eine Pizza und ein Wasser, schließlich musste er jetzt wieder ein bisschen mehr auf die Ernährung achten. Die Sommerpause war ja vorbei. So beladen kehrte Mo zu seiner besten Freundin zurück. "Dann mal guten Appetit. Lass es dir schmecken", wünschte er lächelnd und machte sich hungrig über sein Essen her.

Milena grinste Moritz nur an uns schüttelte den Kopf. "Aber ich weiß, dass das schmeckt und warum sollte ich dann was anderes essen?", fragte sie grinsend. Außerdem war dies eins der Gerichte, die in ihren Ernährungslage passten. Diesen hatte sie nicht unbedingt deshalb, damit sie ihre Figur behielt, sondern einfach um gesund zu leben. Außerdem passte er auch meist zu Moritz Plan, nur dass er mehr Kohlenhydrate brauchte.
Während Milena wartete, las sie sich ihre Unterlagen weiter durch. Sie mochte ihr Studium und meist waren die Dinge, die sie lernte auch interessant, aber was sie gerade lernen musste, bekam sie einfach nicht in ihren Kopf.
Zum Glück brauchte Moritz nicht lange. Milena nahm lächelnd ihre Nudeln entgegen. "Danke. Dir auch.", sagte sie und begann ebenfalls zu essen. Es schmeckte wie immer richtig gut.

"Wegen der Abwechslung?", schlug Mo vor. Er liebte ja, zum Beispiel auch, Nudeln und Tomatensoße ode Spagetti Bolognese. Aber nur das essen, wäre auf Dauer langweilig und vor allem sehr eintönig. Aber gut, verstehe einer mal die Frauen. Er tat es jedenfalls nicht. Wenn er es nämlich täte, wäre seine Beziehung mit Lisa nicht vor kurzem in die Brüche gegangen. Irgendwie hatte Mo mit Frauen einfach kein Glück. Vielleicht sollte er es ja so wie Mats machen und einfach schwul werden? ... Nee, lieber doch nicht. Versteck spielen war dann doch nichts seins und Männerkörper fand er auch nicht wirklich anziehend.
"Du, sag mal... sind wir am Wochenende eigentlich allein oder kommt Nervi wieder?" Damit meinte Mo den Freund von Milena, den er absolut nicht ausstehen konnte. Der Junge war einfach nur rotzbekloppt und eben nervig. Milena sollte sich auch endlich mal einen anständigen Kerl suchen und nicht immer solche Idioten. Sie hatte eindeutig etwas Besseres verdient.

Milena verdrehte die Augen, als Moritz seinen Spitznamen für ihren Freund erwähnte. "Er heißt immer noch Nick und nein, er ist am Wochenende nicht da. Er fährt mit seiner Family zu seinen Großeltern. Seine Oma hat Gaburtstag.", erklärte sie und trank dann ein Schluck.
"Was hast du denn gegen ihn? Nur weil er kein BVB Fan ist und gesagt hat, dass ihr nicht so gut seid? Das ist doch die normale Rivalität. Ich mag den BVB ja auch nur wegen dir." Milena sah Moritz abwartend an. Irgendwie tat es ihr ja schon ein bisschen weh, dass er ihren Freund nicht akzeptierte.

"Meinetwegen kann er da auch gerne bleiben", brummelte Mo in seinen nicht vorhandenen Bart. Er konnte den Typen echt nicht ausstehen. Der wusste Milena doch gar nicht zu schätzen und behandelte sie auch nicht ansatzweise so, wie sie es verdient hätte. "Mir doch egal, ob er BVB-Fan ist oder gar die Bauern verehrt. Er kann wegen mir auch gerne Hoppelheim die Daumen drücken oder den Schlümpfen. Der Junge hat dich einfach nur nicht verdient. Der weiß doch gar nicht zu schätzen, was er für einen tollen Menschen an seiner Seite hat und das ist es, was mich so tierisch nervt", grummelte er immer noch und massakrierte dabei fast seine Pizza. "Nervi ist genauso bekloppt wie sein Vorgänger, der nur auf seinen Vorteil bedacht war und sich an dich rangemacht hat, weil er Kontakt zu uns Spielern haben wollte." Mo war damals heilforh gewesen, als Milena diesen Idioten endlich abgeschossen hatte. Der hatte sie doch eh nur von vorne bis hinten verarscht. Nur leider war der neue Typ an der Seite seiner besten Freundin auch nicht besser, wenn auch aus anderen Gründen. "Kannst du dir nicht einfach mal einen anständigen Kerl suchen?"

Milena verdrehte erneut die Augen und aß aber weiter. Doch dann redete Moritz weiter und sie legte ihr Besteck weg. "Warum kannst du nicht einfach mal meinen Freund akzeptieren? Das mit Michael war ein Fehler, das weiß ich selbst und ich bin dir dankbar, dass du da für mich da warst, aber ich habe mich in Nick verliebt, ob du willst oder nicht. Ich fand Lisa auch nicht so toll, aber du hast sie geliebt, also habe ich es akzeptiert. Kannst du das nicht auch mal so machen? Er muss ja nicht dein bester Freund werden, du sollst einfach nicht mehr auf ihm rum hacken. DAS nervt nämlich so langsam." Milena redete sich in Rage, aber hielt ihre Stimme gesenkt. Das musste ja nicht unbedingt jeder mitbekommen.

"Such dir einen anständigen, dann akzeptiert ich ihn auch", konterte Mo sofort. "Vor allem müssen wir dann das Thema auch nicht immer wieder durchkauen." Das war nämlich schon dezent anstrengend. Mo meinte es doch nur gut, stieß dabei aber bei Milena auf Granit. Und das schon seit Jahren. "Wenn du früher was gegen Lisa gesagt hättest, vielleicht hätte ich sie dann auch schon früher abgeschossen." Mo legte den Kopf schief und grinste. Er ließ sich nicht im Geringsten von Milena's aufgebrachter Stimme aus der Ruhe bringen. Und das Lisa ein Fehler war, wusste er auch selbst. Aber wie gesagt, Mo hatte einfach kein Glück mit Frauen. "Ich hacke nicht auf Nervi rum, sondern sage nur die Wahrheit. Das wird ja wohl noch erlaubt sein", grummelte er wieder. Den Mund verbieten lassen, würde Mo mit Sicherheit nicht. Und wenn er Nervi dann auch noch damit los wurde, umso besser.

Das, was Moritz sagte, brachte Milena nur noch mehr auf die Palme. Warum konnte er es nicht einfach mal akzeptieren? Es war doch ihr Leben und nicht seins.
"Weißt du was? Du kannst mich mal. Akzeptier Nick endlich oder lass es. Aber dann hack nicht auf ihm rum. Ich diskutiere das mit dir nicht mehr.", sagte sie und stand auf. "Ich rede mit dir sicher nicht mehr über ihn. Du bist schlimmer, als meine Brüder. Du musst dich hier nicht als Beschützer aufspielen. Ich bin alt genug um auf mich selbst aufzupassen." Wütend funkelte sie Moritz an, drehte sich um und ging weg.
Sie hatte da nicht mehr einfach sitzen bleiben können. Außerdem war ihr der Hunger jetzt auch vergangen. Sie lief zur Haltestelle und setzte sich in die Bahn nach Hause. Dort würde sie sich in ihrem Zimmer verkriechen, bis sie wieder los musste.

Mo verdrehte nur die Augen bei Milena's Reaktion. Das war ja mal wieder typisch Frau. Sobald ihr was nicht passte, wurde rumgezickt. Vielleicht sollte er die Idee mit dem schwul werden doch nicht so schnell über den Haufen werfen, denn Männer waren eindeutig pflegeleichter. Zumindest war Mo nichts Gegenteiliges von Marc oder Mats bekannt.
In aller Ruhe ließ sich Mo das Essen einpacken und bezahlte, bevor er Milena mit dem Auto folgte. Wenn das Mädel meinte Bahn fahren zu müssen, dann sollte sie das eben tun. Vielleicht beruhigte sie sich in der Zeit ja und sie konnten wieder normal miteinander reden.
Mo war natürlich der Erste zu Hause und schob gleich nochmal ihr Essen in die Mikrowelle, da es mittlerweile kalt war und begrüßte Milena dann lässig im Türrahmen lehnend.
"Ich werd Nervi nie akzeptieren, weil ich einfach nur das Beste für dich will und dass ist er meiner Meinung nach überhaupt nicht. Aber ich will auch nicht mit dir streiten, denn wir hatten mal abgemacht, dass nie irgendwelche etwaigen Freunde und Freundinnen zwischen uns stehen sollen. Unsere Freundschaft vor Liebe. Erinnerst du dich?" Mit seinem besten Hundeblick sah Mo seine beste Freundin an. "Du bist mit viel zu wichtig, als dass ich mir das von irgend so einem Idioten kaputt machen lasse... Isst du jetzt also mit mir? Ansonsten streik ich auch und du weißt, dass Jürgen das gar nicht toll finden würde." Ok, das war jetzt Erpressung, aber manchmal musste das einfach sein. Es war ja schließlich für einen guten Zweck.

In der Bahn hörte Milena Musik um sich abzuregen. Was dachte sich Moritz eigentlich immer dabei? Sie war wirklich in Nick verliebt und wünschte sich so sehr, dass die beiden sich verstehen würden. Sie waren hier in Dortmund immerhin die wichtigsten Personen für Milena.
Kurz überlegte sie, ob sie nicht doch gleich zur Uni fahren sollte. Zu Hause würde Moritz wahrscheinlich erst dann locker lassen, wenn sie mit ihm redete. Aber dieses Mal würde sie stur bleiben. Das nahm sie sich fest vor.
Auf dem Weg von der Haltestelle zu ihrer Wohnung dachte sie weiter nach. Was sie Moritz an den Kopf geworfen hatte tat ihr schon ein bisschen leid. Er war sowas wie ein Bruder für sie.
Als Milena die Treppen hoch kam, stand Moritz schon in der Tür und verdrehte die Augen. Sie hörte ihm zu und musste sich am Ende sogar ein Grinsen verkneifen. Doch sie blieb stur. "Ich hab keinen Hunger.", sagte Milena und lief an Moritz vorbei in ihr Zimmer. Irgendwann war es einfach zu viel. Das musste auch er einsehen.

Am liebsten würde Mo jetzt schreien. Das war doch echt zum Verrückt werden. Wie man´s machte, man machte es immer falsch. Die eine Frau hatte immer nach mehr Aufmerksamkeit verlangt und der anderen war das scheinbar zu viel. Dabei meinte Mo es doch wirklich nur gut. Milena war die wichtigste Person in seinem Leben und ihr sollte es einfach nur gut gehen. War das etwa so schlimm? Scheinbar ja schon, wenn seine beste Freundin immer noch eine auf Zicke machte. Mo hatte echt keine Lust mehr und stapfte wütend in sein Zimmer. Die Tür fiel krachend ins Schloss und gleich darauf tönte Linkin Park laut durch die Wohnung. War ihm doch egal, was die Nachbarn davon hielten, er musste sich jetzt erst mal abreagieren und drosch regelrecht auf einen Boxsack ein. Nervi war nun einmal Nervi und würde es auch immer bleiben. Der Junge ging einfach mal gar nicht. Mo konnte ihn echt nicht ab, aber das beruhte ja auf Gegenseitigkeit, also konnte Milena ihm deswegen keinen Vorwurf machen. Und der Name Nervi war ja auch auf Marc´s Mist gewachsen. Mo hatte den einfach nur übernommen, weil er passte. Es war nur doof, dass sie sich deswegen jetzt stritten. Und unnötig und bescheuert auch. Er sah jetzt aber auch nicht ein, warum er der Buhmann sein sollte. Die Frauen sollten doch einfach nur mal klipp und klar sagen, was sie wollten und fertig. Dann würde Mo auch nicht mehr mit Anlauf die Fettnäpfchen treffen.

Milena warf sich auf ihr Bett und machte ihre Musik wieder an. Doch lange konnte sie diese nicht hören, da nach kurzer Zeit Mos Musik zu ihr rüber schallte. Stöhnend verdrehte die die Augen und schlug gegen dir Wand. Vielleicht hörte er es ja und machte leiser.
Das war allerdings nicht der Fall. Auf seine Musik hatte Milena aber auch keine Lust. Also packte sie ihre Tasche, machte sich fertig und schrieb Moritz dann noch schnell einen Zettel.
"Ich bin in der Uni und danach bei NICK(!!). Ich bin entweder heute Abend irgendwann oder dann morgen nach der Uni wieder da. Milena"
Danach machte sie sich auf den Weg zu ihrer Vorlesung. Da sie noch etwas Zeit hatte, ging sie vorher noch ein bisschen in den Park. Dort konnte sie wenigstens ihre Musik hören und hatte nicht im Hintergrund Mos Dauerbeschallung.

Dass Milena gegen die Wand hämmerte oder wenig später die Wohnung verließ, davon bekam Mo nichts mit. Er schlug immer wieder mit voller Kraft gegen den Sack bis ihm irgendwann die Arme lahm wurden und er verschnaufen musste. Der Streit mit Milena war zwar immer noch doof, aber jetzt ging es ihm wenigstens besser, auch wenn er sich Morgen wohl nicht mehr bewegen konnte. Mo tat jetzt schon alles weh. Anscheinend hatte er es ein wenig übertrieben. Müde schleppte er sich in Richtung Bad und entdeckte unterwegs den Zettel, denn Milena für ihn da gelassen hatte. Sofort war seine schlechte Laune wieder da und Mo knüllte den Zettel in den Papierkorb und gönnte sich dann erst mal eine schöne lange und heiße Dusche. Und danach machte er es sich mit einer Packung Chips auf der Couch gemütlich und zog sie irgendeine DVD rein. Scheiß auf den Ernährungsplan. Morgen war auch noch ein Tag. Außerdem brauchte er auch einfach was zu essen. Da Zeug aus dem Vapi rührte er nicht an, auch wenn das immer noch auf dem Tisch stand. Aber da blieb er hart. Was Milena konnte, konnte Mo schon lange. Er war gerade einfach nur angepisst. Er hasste Streit mit seiner besten Freundin. Erst recht, wenn es um sowas geht.

Nach ihrer Vorlesung ging Milena, wie ausgemacht zu Nick. Sie freute sich auf einen ruhigen Abend mit ihrem Freund, bei dem sie nicht mehr an Moritz denken musste. Es tat ihr weh, sich mit ihm zu streiten.
Als Nick und Milena nach dem Abendessen auf dem Sofa saßen und sich einen Film an sahen, war sie mit ihren Gedanken allerallerdings wieder bei Moritz. Ihr tat der Streit inzwischen wirklich leid, aber er sollte Nick endlich akzeptieren.
"Alles ok Süße?", fragte ihr Freund und strich ihr sanft über die Wange. "Naja. Ich hab mich mit Moritz gestritten.", erklärte sie traurig. "Hmm." Milena sah Nick fragend an. "Was?"
Nick verdrehte die Augen. "Warum nimmt dich das so mit?", wollte er wissen. Da Milena ihm erzählte wie wichtig Moritz ihr war, begannen die beiden zu streiten. Nick war eifersüchtig auf Moritz und konnte ihn anscheinend genauso wenig leiden, wie andersrum.
Das führte dazu, dass Milena im Endeffekt doch wieder auf dem Weg nach Hause war. Jetzt hatte sie sich mit beiden gestritten. Was für ein Tag das doch war.
Zu Hause angekommen schlich sie sich in Ihr Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Dann warf sie sich auf ihr Bett und weinte erstmal ein bisschen.

Irgendwie muss Mo wohl dann eingeschlafen sein, denn er schreckte regelrecht hoch, als er plötzlich einen Schlüssel im Schloss hörte. Da konnte Milena echt noch so leise machen, Mo bekam sie dennoch mit. Er hatte einfach einen zu leichten Schlaf. Einbrecher hätten also nicht den Hauch einer Chance. Nur wunderte es ihn, dass Milena nicht zu ihm kam, sondern sich gleich in ihr Zimmer verdrückte. Das war ziemlich ungewöhnlich und sofort fing Mo an sich Sorgen zu machen. Streit hin oder her, Milena war schließlich seine beste Freundin. Er stand auf und folte ihr. "Lena?" Vorsichtig klopfte er an die Zimmertür, bevor er eintrat und die junge Frau weinend auf dem Bett vorfand. Eilig lief Mo zu ihr und nahm sie in den Arm. "Was ist denn los? Ist irgendwas passiert?", fragte er besorgt nach und streichelte Milena ruhig über dem Rücken.

Milena bekam nicht mit, wie Moritz an ihre Tür klopfte und ihren Namen sagte. Erst als er sich zu ihr setzte, registrierte sie ihn. Der Streit mit ihm war irgendwie vergessen und sie warf sich fast schon in seine Arme. Sagen wollte sie gerade nichts. Sie wollte einfach nur von Moritz gehalten werden. Obwohl er einer der Gründe war, warum sie weinte, bräuchte sie ihn jetzt. Bei Nick würde das so nicht funktionieren. Er würde sie jetzt nicht einfach in den Arm nehmen. Das war aber wahrscheinlich auch der Unterschied. Moritz war nicht ihr Freund sondern sowas wie ihr Bruder.

Mo drängte Milena zu nichts, sondern hielt sie einfach nur fest. Er war ja schon froh, dass sie seine Umarmung überhaupt zu ließ und ihn nicht gleich wieder von sich stieß. Wenn sie nicht reden wollte, dann war das ok, auch wenn er sich natürlich so seine Gedanken machte. War was mit Nervi? Hatte sie sich mit ihm gestritten? Oder war was mit ihren Eltern? Mit Marc oder Jean-Marcel? Konnte ja alles durchaus möglich sein. Nur hätte Milena dann auch genauso gut bei Nervi bleiben können. Zumindest ergab es für Mo keinen Sinn sonst. Also blieb im Grunde nur die Möglichkeit mit einem Streit oder irgendwas anderes war mit dem Idioten. Am liebsten würde Mo ihm jetzt schon eine reinhauen wollen, einfach nur weil Milena traurig war und weinte. Er konnte es nämlich gar nicht ab, wenn bei seiner besten Freundin die Tränen rollten. Erst recht nicht, wenn er dann noch nicht mal wusste, was los war und helfen konnte. Deswegen blieb Mo auch jetzt nichts weiter übrig als zu warten und weiter über ihren Rücken zu streicheln.

Nach und nach beruhigte sich Milena. In Mos Armen ging das, wie immer auch ganz gut. "Danke.", nuschelte sie und lehnte sich weiterhin an ihn.
Doch dann löste sie sich leicht von ihm. "Tschuldigung.", sagte sie und sah ihn an. "Was ich dir vorher an den Kopf geworfen hab, war nicht so gemeint. Natürlich bist du mir wichtig. Du bist mein dritter Bruder." Milena lächelte leicht und umarmte Moritz wieder.
Sie war so froh, dass er bei ihr war. Was würde sie nur ohne ihn machen? Jetzt gerade war sie wieder total froh, dass sie gemeinsam in Dortmund waren.

Mo lächelte nur, als sich Milena irgendwann wieder etwas beruhigt hatte und sich bei ihm entschuldigte. Zärtlich strich er ihre eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Schon ok. Mir tut es auch leid. Es ist nicht fair von mir, dass ich ständig auf... deinem Freund herum hacke. Ich finde einfach nur, dass du was Besseres verdient hast", entschuldigte sich auch Mo und sah seine beste Freundin reumütig an. Ihm tat es ja auch wirklich leid, schließlich wollte er Milena ja nicht traurig machen oder mit ihr streiten. Seine Meinung über Nervi blieb aber weiterhin gleich. Der Junge ging einfach gar nicht. "Aber jetzt erzähl mal, was los war... ist. Oder hast du wegen vorhin, wegen mir eben geweint?", fragte Mo vorsichtig, fast schon ängstlich. Er hoffte nicht!

Auch wenn Milena nicht ganz Moritz Meinung war, drückte sie ihn einmal fest an sich. "Ich habe mich aber nunmal in ihn verliebt. Mein Herz hat sich für ihn entschieden.", sagte sie leise und löste sich dann von Moritz.
Dann legte sie sich wieder hin und sah ihn an. "Legst du dich zu mir, dann erzähle ich dir, was passiert ist?", sagte sie lächelnd und rutschte ein Stück auf die Seite. Sie wollte sich an ihn kuscheln. So konnte sie besser erzählen und er gab ihr gleichzeitig Kraft.

Ja leider, dachte sich Mo nur, sagte aber lieber nichts. Sie hatten sich gerade wieder vertragen, da wollte er nicht gleich wieder streiten. Aber Nick würde einfach immer ein rotes Tuch für ihn bleiben, da konnte Milena sagen oder machen, was sie wollte.
Neugierig und gespannt legte sich Mo neben seine beste Freundin und zog sie auch gleich wieder fest an sich.
"Na dann erzähl mal, ich bin ganz Ohr", forderte er Milena auf und strich ihr sanft über den Arm. Es war nichts Ungewöhnliches, dass sie so dalagen und kuschelten. Das taten sie ganz gerne mal und Mo mochte diese Situationen auch total gerne. Genoss sie jedes Mal unglaublich, weil Milena ihm einfach nur wahnsinnig wichtig war. Viele hatten früher immer gesagt, dass ihre Freundschaft spätestens nach der Pubertät zerbrechen würde, doch sie hatten unrecht. Ihre Freundschaft hielt bis heute und Mo für seinen Teil würde auch alles tun, dass sie noch länger hielt.

Moritz legte sich zu mit und sich kuschelte sich an ihn. Sie genoss es, wenn sie so da lagen. Moritz war wie ihr dritter Bruder. Deshalb war es auch nicht komisch oder ungewöhnlich, dass sie kuschelten. Das gehörte bei ihrer Freundschaft einfach dazu.
"Nick hat bemerkt, dass ich nicht so gut drauf bin und hat gefragt warum. Dann hab ich ihm erzählt, dass wir gestritten haben und er ist sauer geworden, weil mich das so mitgenommen hat.", erklärte Milena. "Er ist eifersüchtig auf dich. Dabei hat er dazu doch keinen Grund." Für sie gab es diesen nicht. Moritz war ihr bester Freund, aber mit der Art von Liebe, die sie für Nick fühlte, hatte das nichts zu tun.

Mo verdrehte die Augen, was Milena ja glücklicherweise nicht sehen konnte und schlug sich gedanklich gegen die Stirn. Manchne Menschen waren doch einfach nur total bekloppt.
"Ich weiß, dass du das nicht gerne hörst, aber Nervi ist und bleibt ein Idiot. Sorry, aber ist so", meinte Mo und spielte ein wenig mit einer blonden Strähne seiner besten Freundin. "Wenn wir was miteinander hätten, wäre das ja fast so, als würde ich was mit meiner eigenen Schwester anfangen. Hat der Junge das denn immer noch nicht gerafft?!" Scheinbar ja nicht. Klar, Mo liebte Milena, aber eher wie eine Schwester. Da waren absolut null sexuelle Gefühle im Spiel, auch wenn er schon zugeben musste, dass Milena gut aussah. "Und nun? Hast du dich auch mit ihm gestritten oder wie?" Wenn, dann würde das Mo schon so ein kleines bisschen freuen, weil er dann noch die wage Hoffnung hatte, dass Nervi dann doch irgendwann mal wieder verschwand, was echt traumhaft wäre.

Über Moritz erste Aussage verdverdrehte Milena die Augen, sagte aber nichts dazu. Auf eine Diskussion mit ihm hatte sie jetzt auch keine Lust.
Bei der zweiten Aussage dann lächelnd Milena und kuschelte sich noch enger an Moritz. "Ich denke er kennt das einfach nicht, dass Frauen und Männer auch einfach nur befreundet sein kann. Ich weiß nie, ob ich mich freuen soll, dass ich ihm so wichtig bin, oder ob ich traurig sein soll, weil er mir nicht vertraut.", gab Milena ihre Gedanken preis.

Der Idiot kennt so einige Dinge nicht und begreift sich erst recht nicht, dachte sich Mo, sprach das aber nicht laut aus. Das würde eh nichts ändern, außer wohl den nächsten Streit vom Zaun brechen und genau das wollte er ja verhindern. Deswegen hielt er Milena einfach weiter fest und spielte mit ihrer Haarsträhne.
"Das kann ich dir auch nicht sagen, aber du kennst ja meine Meinung. Aber ich bin sicher, dass sich das irgendwie schon wieder einrenkt." Hatte es ja bisher auch immer, zu Mo´s Leidwesen. Nervi war wie so ein lästiger Parasit, den man einfach nicht loswurde. Schrecklich, echt!
"Aber mal was anderes... wollen wir Samstag irgendwas machen? Bald beginnt ja die Saison wieder und dann sieht das am Wochenende immer schlecht aus. Wir sollten die Zeit also noch nutzen", wechselte Mo dann das Thema. Sie hatten jetzt lange genug über Nervi gesprochen, langsam reichte es einfach. Und außerdem hatte er das Milena eh fragen wollen.

Milena dachte kurz nach. "Hmm, ich weiß nicht. Wir sind noch nicht so lange zusammen und dauernd kommt die Diskussion auf. Das kann doch nicht ewig so weiter gehen. Eigentlich wollten wir uns heute einen schönen Abend machen.", erzählte sie und schloss die Augen.
"Ich weiß noch nicht. Also eigentlich gerne, aber ich muss mal gucken wie weit ich mit dem Lernen komme.", sagte Milena und überlegte dann noch weiter. "Wobei... egal. Lass ununs irgendwas machen. Ich brauch auch mal eine Pause." Sie lächelte Moritz an. Das würde bestimmt gut werden.