Alles vorbei?

"Richtig", nickte er. Jens war skeptisch, das hörte er an dessen Stimme. Er wusste sicher nicht ganz, wie viel er Benni glauben konnte.
"Mir ist das echt wichtig", sagte er nochmal, fuhr sich durch die Haare und knetete seine Hände.

"Das versteh ich auch...durchaus...", erklärte Jens und lehnte sich etwas zurück. 
"Mein Problem dabei ist allerdings, wie ich das den anderen Jungs erklären soll. Wenn ich dir jetzt erneut einen Extrawunsch gewähre, kommen nächste Woche Klaas, Roman und Marco und bitten mich auch um ähnliches."
Gerade Benedikt sollte als Kapitän mit bestem Beispiel vorangehen.

Wieder nickte er. Das war auch verständlich. Aber Benni wusste überhaupt nicht, wie er das auf die Reihe bekommen sollte. Er wollte Mats zu jeder Chemo begleiten, immer bei ihm sein.
"Ist da überhaupt nichts zu machen", fragte er geknickt nach. Wie sollte er das denn Mats erklären?

"So gern ich dir da auch helfen würde..." Jens schüttelte schließlich den Kopf. 
"Was hat Lisa denn? Ich mein, wir unterstützen euch vom Verein aus natürlich, wo wir können. Allerdings brauchen wir dich auch in der Mannschaft."
Jens kämpfte gerade mit einem inneren Zwiespalt. Er stellte sich gerade vor, wie es wäre, wenn er an Benedikts Stelle stünde. 
Aber er hatte es da auch ein Stück weit einfacher. Er konnte die Mannschaft guten Gewissens an seinen Co-Trainer übergeben, solang er seine Frau unterstützte.

(Ich entscheide jetzt einfach mal, das Lisa und Benni sich damals im Guten getrennt haben und sie seine Alibifreundin ist, auf Veranstaltungen )

Verdammt, daran hatte er gar nicht gedacht. Jetzt musste er Lisa vorschieben, weil sie ja für alle noch zusammen waren. Das musste er jetzt nur noch Lisa verklickern, aber dann hatte sie eben was gut bei ihm.
"Ich weiß und ich will auch für die Mannschaft da sein, aber..Sie hat Leukämie und diese Woche die erste Chemo gehabt. Ich will sie da einfach nicht alleine hin lassen oder nachts im Hotel schlafen", erklärte er jetzt, biss sich auf die Lippe und atmete tief durch.

Oh, mit dem Hammer hatte Jens jetzt nicht gerechnet. Aber nun konnte er durchaus verstehen, warum Benedikt die Zeit mit seiner Freundin verbringen wollte. 
"Das tut mir leid...wirklich. Wünsch ihr bitte alles Gute von mir und der Mannschaft", bat er. "Das wirft jetzt natürlich auch ein ganz anderes Licht auf die Sache. Sieh also zu, dass du nach dem Abschlusstraining nach Hause kommst. Ich werde mit der Mannschaft reden."

Jens hatte Verständnis dafür, hatte Benni es doch gewusst. So kannte er seinen Trainer und so schätzte er ihn. "Werd ich machen und danke", nickte er, lächelte. "Ich bin zum Frühstück im Hotel", versicherte er und verabschiedete sich erst mal damit, das er sich noch umziehen musste. Benni beeilte sich und lief 10 Minuten später mit Ralf auf den Platz.

(Ich switch mal zu Mats rüber )

Diesmal hatte Mats etwas länger zum Trainingsgelände gebraucht als üblich. Aber er wollte einfach sicher gehen und war deshalb nicht so schnell gefahren wie sonst. 
Dennoch schob sich ein breites Lächeln auf seine Lippen, als er auf dem Parkplatz aus dem Auto stieg.
Die Jungs waren schon auf dem Feld und liefen sich warm. Von Jürgen war noch nichts zu sehen. 
Mats lehnte sich mit dem Rücken an die Bande und sah den Jungs zu.

Benni machte sich noch mal auf den Weg zurück, hatte fast vergessen, Mats eine Nachricht zu schreiben.
Bist du schon in Dortmund? Jens hats erlaubt. Ich erzähl dir alles zu Hause. Bis später ♥
Damit sprintete er auf den Platz.

"Mats", begrüßte Jürgen den Spieler, kam gerade mit den Unterlagen auf den Platz. Die Mannschaft drehte schon ihre Runden.
"Schön dich zu sehen, wie geht es dir", fragte er nach.

Plötzlich tauchte Jürgen auf, während in seiner Hosentasche sein Handy vibrierte. Allerdings beschloss er, dass die Nachricht auch noch Zeit bis später hatte. 
"Hallo", begrüßte er den Trainer. "Heute geht's mir ganz gut, danke. Ich wollte den Jungs noch viel Glück wünschen für morgen", nickte er Richtung Platz. 
"Vielleicht hast du später auch noch kurz Zeit für mich? Damit wir besprechen können, wann wir die Verletzung öffentlich machen."

"Das ist schön zu hören und die Mannschaft freur sich bestimmt darüber", nickte er lächelnd. Es war schön zu hören, das es Mats den Umständen entsprechend gut ging. Jürgen zählte auf ihn und hoffte darauf, ihn irgendwann wieder zur Verfügung zu haben. 
"Selbstverständlich, da wollte ich sowieso mit dir reden", nickte er.  Dann wandte er sich seinen Spielern zu und sie zogen das Trainingsprogramm durch. 
"Gehen wir in mein Büro", schlug Jürgen vor, nachdem die Spieler in die Kabinen verschwanden.

Mats nickte nur und sah dann eine Weile dabei zu, wie seine Jungs trainierten. Am liebsten würde er sich jetzt einfach umziehen und mitmachen. Aber Neven wäre der erste, der ihn wieder zurück in die Kabine schickte und wenn er ihn eigenhändig dorthin schleifen müsste.
Schließlich fiel Mats die SMS wieder ein. Deswegen zog er sein Handy aus der Tasche und las die Nachricht, die von Benni stammte. Ein tiefes Lächeln legte sich auf seine Lippen. 

Ja, bin in Dortmund und red gleich auch noch mit Jürgen über meine Verletzung...aber ich freu mich auf später. Ich könnt Jens echt knutschen gerade... 


Das Training war dann auch beendet und, nachdem er mit Neven, Sven und Co. abgeklatscht und ihnen viel Glück gewünscht hatte, folgte er Jürgen in dessen Büro.

"Setz dich doch", sagte er und füllte zwei Gläser mit Wasser. Eins stellte Jürgen vor sich ab und das andere vor Mats. "Ich würde dich gerne was fragen, einfach weil ich gerne wissen würde, wie es dir so geht. Du musst das natürlich nicht beantworten",sagte Jürgen. Schließlich kannte er Mats schon lange, genauso wie dessen Vater. 
"Kommst du zu Hause klar. Alleine", fragte er nach. Er hatte ja versichert, der Verein würde ihm immer beistehen und helfen.

Mats kam Jürgens Bitte nach und setzte sich auf den Stuhl, auf dem er in letzter Zeit schon viel zu oft gesessen hatte. Dankbar nahm er das Glas Wasser entgegen und trank einen Schluck.
"Okay", nickte er und war gespannt, was jetzt wohl kommen würde. 
"Ich bin ja nicht alleine", erklärte Mats dann. Wie genau er das jetzt erklären sollte, wusste er auch nicht so genau. Offiziell war er ja nicht mehr mit Cathy zusammen. 
Mats fuhr sich kurz durch die Haare. "Ich wohn ja mit Benni...also Benedikt Höwedes in einer WG. Er unterstützt mich, so gut er kann. Und meine Familie wollte auch bald vorbei kommen..."
Erneut trank er einen Schluck.

Verwirrt zog Jürgen die Augenbrauen hoch. Mats war nicht alleine, hatte er eine neue Freundin? Aber dann erklärte er auch schon, das er mit Benedikt Höwedes zusammen in einer WG wohnte. "Das ist beruhigend. Du weißt, das dir der Verein immer helfen würde. Falls also was ist, kannst du dich bei jedem einzelnen melden", bot Jürgen an.
"Wegen der Erklärung zu deiner Verletzung haben wir uns überlegt, wir schreiben das nur auf der Homepage. Klar, werden dann sowohl bei deinem Berater, als auch bei uns Interviewanträge eingehen, aber das wollen wir ablehnen. Wir werden bestimmt auf Pressekonferenzen befragt und da reicht dann auch eine kurze Antwort."

"Das ist nett und ich weiß es auch wirklich zu schätzen. Danke", lächelte Mats leicht. Er hoffte allerdings, dass er nicht drauf zurückkommen musste. Allerdings würde das in der Zeit, wenn Benni in Brasilien war, doch ganz schön schwer werden.
Schließlich nickte Mats. "Aber glaubt ihr nicht, dass die Presse misstrauisch wird, wenn ihr mich so abschottet?" Er konnte sich das zumindest vorstellen.
"Und schreibt ihr auch rein, dass es eine ähnliche Verletzung wie bei Ilkay ist und es deswegen keine genaue Heilungsdauer gibt?"

Das war das wichtige. Mats musste dieses Angebot nicht annehmen, aber er sollte wissen, das es jeder Zeit stand.
"Nein, das denke ich nicht. Du hast doch noch nie viel über dein Privatleben preisgegeben, wie es andere tun. Du darfst ja auch weiter hier auftauchen, da freuen wir uns alle drüber, nur zu viel wollen wir der Presse ja auch nicht weitergeben. Und was die Verletzung angeht, habe ich mir gedacht, es sind eben die Rückenprobleme, aber das wir noch nichts genaueres wissen, da du noch zu einigen Untersuchungen musst. Dann fällt es auch nicht auf, das du zu den Chemos ins Krankenhaus musst."

Das klang doch alles ziemlich vernünftig, dachte Mats nickend.
"Okay, dann machen wir das so..." Er musste nur aufpassen, dass er sich nicht verplapperte. Und nicht nur er.
"Redest du dann auch noch mal mit den Jungs? Ich mein, die kennen ja die Wahrheit...nicht, dass sich jemand von denen verplappert..."

"Das ist schon erledigt, da brauchst du dir keine Sorgen machen. Sie wissen, was du für die Öffentlichkeit hast und sie wissen auch, wie es dadurch zum Training steht. Trotzdem haben  wir ihnen eingetrichtert, Fragen darüber zu entgehen", erklärte Jürgen. 
"Ich hoffe doch, Benedikt ist eine gute Hilfe und du kommst da psychisch heil durch. Aber wie gesagt, sollte etwas sein, egal was, kannst du dich sofort melden. "

Mats atmete erleichtert aus.
"Danke, ehrlich..." Er wusste, dass er den Jungs vertrauen konnte. Dennoch war er froh, dass Jürgen noch mal mit ihnen gesprochen hatte.
Denn er hatte wirklich keine Lust, dass ihn die Presse auf Schritt und Tritt verfolgte und im Zuge dessen auch noch herausbekam, dass er mit Benni zusammen war.
"Ich würde dann jetzt gern zurück", gab Mats zu und stand auf.
"Danke für alles und für morgen viel Glück." Er schüttelte Jürgens Hand, bevor er sich endgültig verabschiedete.
Auf dem Parkplatz lauerte Neven ihm auf und zog ihn in eine kurze Umarmung.
"Ich drück euch von Zuhause aus die Daumen. Schieß ein Tor für mich", zwinkerte Mats ihm zu. "Ich ruf dich an!", rief Neven ihm noch hinterher, bevor Mats sich ins Auto setzte und zurück nach Düsseldorf fuhr.

"Nichts zu danken", winkte Jürgen ab. Er war Trainer und somit war das auch seine Aufgabe, dem Team zu sagen, was Saxhe war. Außerdem funktionierte das nur, wenn sie alle an einem Strang zogen. 

Benni hängte sich extra stark in das Training rein, versuchte wirklich alles aus sich heraus zu holen. Jens erlaubte ihm, das er nach Hause ging und hatte Verständnis für seine Situation. Da wollte er seinem Trainer erst recht beweisen, das er ihm vertrauen konnte, das er trotzdem 100% einsatzfähig war.
Nur Ralf, Roman und Julian erklärte er kurz, was los war. Den Rest würde Jens abwimmeln, hatte er Benni versprochen. Deswegen war er jetzt auch in Windeseile umgezogen und saß im Auto, auf dem Heimweg.

Mats bog gerade in ihre Einfahrt rein, als Benni aus dem Wagen stieg.
Er stellte den Motor ab und stieg aus. "Das nenn ich mal perfektes Timing", lächelte er seinen Freund an.
Weil Benni seine Trainingstasche in der Hand hatte, schloss Mats die Wohnungstür auf und ließ seinem Freund dann den Vortritt.
Als sie im Flur standen, nahm Mats ihm die Tasche ab und drückte Benni erstmal seine Lippen auf. "Hey", grinste er.

Benni stieg gerade aus, da hörte er einen Automotor hinter sich und schon fuhr Mats die Einfahrt hoch. Er sah ziemlich zufrieden aus, fand Benni. Demnach müsste das Gespräch mit Jürgeb gut verlaufen sein. 
"Das Timing finde ich noch viel besser", schmunzelte er, als sie die Türe hinter ihnen  schlossen und Mats Lippen auf seinen lagen. "Wir haben die Nacht ganz für uns", hauchte er noch mal und ließ seine Hände ganz sanft über Mats Arme wandern und dann auf der Brust ruhen.

Mats lächelte und nahm dann erstmal die Cappy vom Kopf, ehe er seine Arme wieder um Benni schloss.
"Was hast du Jens denn erzählt?", wollte er wissen.
Schließlich dirigierte er seinen Freund ins Wohnzimmer und dort direkt aufs Sofa.
Nachdem Mats gestern ja nur hier gelegen hatte und sich kaum bewegen hatte können, war der heutige Tag um einige Male besser. Erst ausschlafen und jetzt hatte er auch noch die komplette Nacht mit Benni. Besser ging es fast nicht.

Zufrieden lehnte er sich gegen seinen Freund und umfasste wieder Mats Hand.
"Ich hab erst mal ziemlich drumherum geredet, aber er denkt, Lisa hat Leukämie und erst kürzlich die Chemo gehabt. Erst wollte er es gar nicht erlauben, weil die anderen sonst auch mit Extrawünschen ankommen, aber als er es dann erfahren hat, meinte Jens nur, ich soll zusehen, nach dem Training nach Hause zu kommen", erzählte Benni.
"Wie war es bei Jürgen?"

Während Benni erzählte, küsste Mats ihn immer mal wieder auf die Wange.
"Dann müssen wir Lisa noch irgendwie einweihen, oder?"
Mats konnte sich vorstellen, dass sie nicht sonderlich begeistert sein würde. Wäre er an ihrer Stelle zumindest nicht, wenn er so als Alibi herhalten musste.
"Ganz gut. Jürgen hat noch mal betont, dass ich immer, wenn ich irgendwie Hilfe brauche oder so, zu ihnen kommen kann. Er hat sich ein bisschen Sorgen gemacht, weil ich ja allein bin. Dann hab ich ihn erstmal aufgeklärt, dass wir in einer WG wohnen. Und ja, er will meine Verletzung nur in einer Pressemitteilung bekannt geben und die Jungs sind auch schon instruiert."

Schmunzelnd drehte er irgendwann den Kopf und fing Mats Lippen zu einem Kuss ein. "Das wird wohl der schwierigere Teil. Ich hab da gar nicht mehr dran gedacht, aber für den Verein sind wir ja immer noch zusammen. Hoffentlich macht sie mit." Benni würde Lisa dafür sogar bezahlen. Hauptsache seine Beziehung mit Mats würde geheim bleiben und die Krankheit auch. Aber es sollte ja auch gar nicht an die Presse gelangen, das er ab und uu fehlte.
"Die Pressemitteilung ist doch gut! Dann kommen keine blöden Fragen und es bleibt ziemlich Vereinsintern. Aber ich find unsere WG wirklich toll", grinste Benni.

Mats grinste nur und erwiderte den Kuss sofort. Gleichzeitig fuhr er Benni durch die Haare.
"Wie geht's ihr eigentlich? Hab schon länger nichts von ihr gehört..."
Was war, wenn sie bereits einen neuen Freund hatte? Das würde die Sache nur noch schwieriger machen.
"Die beste WG, die ich mir wünschen kann", erklärte Mats breit lächelnd und küsste Benni erneut. "Und wir sparen sogar Platz, weil wir nur ein Schlafzimmer haben..."

"Jojo hat nur mal erzählt, das sie wohl ziemlich auf Wolke 7 schwebt", meinte Benni. "Ich hab nur überhaupt keine Ahnung, was ich machen soll, wenn sie mal einen neuen Freund hat. Vor allem wie ich Jens dann verständlich mache, das ich trotzdem nicht immer zum Training kann", schließlich würde das breit diskutiert werden, wenn sie in der Öffentlichkeit auch mal getrennt sein sollten. "Ob Jens mir dann überhaupt noch irgendwas glaubt, wenn rauskommen sollte, das wir gar nicht mehr zusammen sind", seufzte Benni. Er hatte sich heute wirklich erfolgreich in ein Lügennetz verstrickt.
"Wir sind ziemlich umweltfreundlich, findest du nicht? Wir duschen sogar ab und zu zusammen", grinste er gegen Mats Lippen, erwiderte den Kuss.

Das hatte Mats befürchtet.
"Ihr könntet ja trotzdem immer noch befreundet sein...", überlegte Mats.
"Aber vielleicht sollten wir erstmal mit ihr reden, bevor wir uns Gedanken machen."
Das wäre wohl das beste. Vielleicht hatte Lisa auch gar keinen neuen Freund. Mal abwarten.
"Andere sollten sich ein Beispiel an uns nehmen", nickte Mats grinsend.
Er seufzte zufrieden. Seinetwegen könnten sie den restlichen Abend so verbringen. Aneinander gekuschelt, knutschend.