Charité (Krankenhaus)

Insgeheim stimmte Mats Max zu.
"Wir müssen auch noch mit Jürgen sprechen..."
Sie konnten nicht die ganze Zeit hier bleiben.
"Wir können ja auch nach dem nächsten Training wieder herkommen", schlug Mats vor.
Was besseres fiel ihm gerade auch nicht ein. Allerdings war er sich sicher, dass das Marco nicht zufrieden stimmen würde. Bei dem, was der Arzt dann sagte, war es mit sicher der Fall.

Max nickte.
"Das willst du nicht, das will ich nicht und Mats sicher auch nicht" sagte er.
Hoffentlich wird er keine Folgen davon tragen...

"Ich kann doch jetzt nicht schlafen oder trainieren gehen, wenn Mario hier drinnen liegt! Er würde wollen, dass einer von uns da bleibt, wieso versteht ihr das nicht?! Von wegen Panikattacke! Er kriegt eher eine, wenn er alleine ist! Wie sieht das denn aus?! Er hatte n Unfall und keiner ist da, den es kümmert! Tolle Freunde!" Marco schüttelte energisch den Kopf und schlang beide Arme um seine angezogenen Beine. "Ich bleibe hier!", entschied er.

Mats überraschte Marcos Antwort nicht, er konnte sie sogar nachvollziehen.
Allerdings konnten sie nicht alle hier bleiben.
"Okay, bleib du hier. Max und ich fahren zurück zum Hotel und sagen Jürgen Bescheid..."
Fragend sah er Max an. Eigentlich fühlte er sich ein wenig unwohl dabei, Marco allein hier zu lassen.

"Man Marco, ich würde auch viel lieber hier bleiben. Ich war jetzt immer für ihn da, aber jetzt heißt es auch einfach mal auf den Arzt oder Psychater zu hören!" sagte er.
"Sei doch vernüfntig, er wird eh nicht wach und wir kommen morgen ganz früh her und dann sind wir dabei wenn er wach wird!"

Marco lächelte Mats dankbar an, bis ausgerechnet der kleine Max widersprach. "DU?! Ach, jetzt fühlst du dich, oder was?! Er hat mich einfach von sich abgeschnitten, ich wollte auch für ihn da sein, verdammt! Er kannte mich vor dich, ich weiß gar nicht, wieso du jetzt so tust, als wärst du hier der Größte!", fuhr er ihn an. Auch wenn er wusste, wie unfair es war, den Kleinen jetzt so anzumachen, er stand gerade einfach zwischen ihm und seinem Ziel. Trotzdem tat es ihm sofort leid, was er gesagt hatte. "Ich.. das hab ich nicht so gemeint, es ist einfach nur, dass..." Er brach kraftlos ab und lehnte sich seufzend gegen Mats. "Lass uns gehen..."

"Herr Reus", unterbrach Dr. Semmans. "Ich denke, es ist wirklich besser, wenn sie alle zurück fahren und sich beruhigen. Und... Bleiben sie um Gottes Willen nicht alleine! Vor allem sie nicht, Herr Reus. Herr Meyer war da, wenn sie nicht da waren, sie waren da, als Herr Meyer nicht da war. Machen sie sich nicht gegenseitig vorwürfe! Seien sie lieber füreinander da!"

Max zuckte zusammen.
"Nein, ich hab das ja auch gar nicht so gemeint..." Max wusste nicht was er dagegen sagen sollte, aber da redete Marco ja schon weiter.
"Ist schon ok..." murmelte er leise und stand von dem Boden auf.
"Dann lasst uns gehen..." Er zog sein Handy raus und schrieb Jule eine SMS.

"Ich wäre aber auch für ihn da gewesen, wenn er mich nicht so ausgegrenzt hätte!", widersprach Marco dem Arzt sofort. "Ja... ich brauch erstmal n Schnapps, sonst bin ich der Nächste, der zusammenbricht", seufzte er und rieb sich müde über das Gesicht.

Mats legte sofort einen Arm um Marco. "Beruhig dich", murmelte er ihm zu.
Es brachte jetzt nichts, wenn sie sich auch noch gegenseitig angingen. Sie mussten zusammenhalten, um Mario zu helfen. 
Schließlich stand Mats auf und zog auch Marco hoch. 
Zum Glück stimmte er dann auch zu, wieder ins Hotel zu fahren. 
"Vielen Dank", streckte Mats dem Arzt wieder die Hand hin. "Kann ich Ihnen meine Nummer da lassen...falls was ist..?"

"Ich hab ihre Nummer", tat der Arzt ab. "Ich bin de Notfallkontakt. Ich muss jeden benachrichtigen, wenn... Naja. Es gibt für jeden von ihnen einen Brief." Der Doktor verabschiedete sich bei jedem der Männer und ging um sich über Neuigkeiten beim behandelnden Arzt informieren zu lassen.

Brummend dampfte Max ab.
"Wir sehen uns dann" sagte er und verließ das Krankenhaus.
Ihm ging es ja sicher nicht anders als Marco, aber er brauchte auch jemand zum Reden und wenn die anderen zwei immer nur miteinander redeten, musste er wohl alleine klar kommen oder warten bis Jule sich meldete...
Vielleicht sollte er das Treffen mit Jasmina absagen, jetzt wo das alles passiert ist...

tbc: Max Zimmer

Marco ließ sich zitternd auf die Beine ziehen und lehnte sich müde an Mats' Körper. "Wieso ist im Moment einfach alles so scheiße? Ich hab keinen Bock mehr. Ich meine, Benni ist scheiße, Mario hat versucht sich umzubringen und das wahrscheinlich wegen mir, dich nerve ich auch nur... Oh Mann!", seufzte er und schüttelte den Kopf. "Können wir einfach gehen?"

Was sollte das denn jetzt? Max haute einfach ab, brummelte irgendwas vor sich her. Dabei hätten sie sich locker gemeinsam ein Taxi nehmen können.
Kopfschüttelnd sah Mats dem Jüngsten hinterher, ehe er einen Arm um Marco legte.
Der Tag war sowas von gelaufen.
"Ja, lass uns fahren", nickte Mats.
Er zog Marco mit sich zum Aufzug und sie fuhren wieder runter. Unten vor der Tür standen einige Taxen, sodass sie sich direkt in eines hineinsetzen und zum Hotel zurückfahren konnten.

tbc: Lobby

EINSTIEG

Mit einer Sonnenbrille und einen etwas übergroßen Hut auf dem Kopf betrat Ann-Kathrin das Krankenhaus. Es musste ja nicht gleich jeder mitbekommen, dass sie hier war. Vor gut zwei Stunden hatte man sie benachrichtigt, dass ihr Ex-Freund hierher gebracht wurde. Genaueres wusste sie nicht, da Marios Therapeut am Telefon nicht gerade ausführlich über den Stand der Dinge gesprochen hatte. Jedoch war es trotz ihrer Trennung für Anni etwas selbstverständliches nun ins Krankenhaus zu kommen.

Dr. Simmans unterhielt sich gerade mit einer Schwester auf dem Flur und ließ sich von ihr über die vergangene Nacht berichten als eine große schlanke Frau das Krankenhaus betrat. Der große Hut und die Sonnenbrille sprachen für sich. "Sind sie Anni?", sprach er sie direkt an, "Entschuldigung, Frau Brömmel natürlich. Mario nannte sie immer Anni. Schön, dass sie da sind. Wenn sie zu ihm reingehen erzählen sie bitte nicht großartig von seinem Leben. Wir wissen noch nicht, wie viel er weiß und wie viel nicht. Leisten sie ihm einfach ein wenig Gesellschaft. Er ist auf starken Medikamenten und kann etwas komisch werden...", lächelte der Arzt und zeigte auf die Tür. "Sie sind die erste heute."

cf: Max' Zimmer (mit Max & Mats)

Marco nippte an seinem Kaffee, den er sich unterwegs noch geholt hatte und biss ein Stück von seinem Croissant ab. Seufzend stapfte er vor den Anderen zu Marios Zimmer, in dem gerade eine Frau verschwand. "Ist das seine unausstehliche Ex?!", grummelte er und beschleunigte seine Schritte. "Ich bin für ihn da, wieso haben die sie überhaupt angerufen?!"

Mats hielt Marco am Arm fest, bevor dieser ins Zimmer stürmen konnte.
"Beruhig dich mal", forderte er. "Es wird schon seinen Grund haben, warum sie hier ist."
Mats verstand auch nicht wirklich, warum Marco jetzt so einen Aufstand machte. Er hatte sich immer gut mit Ann-Kathrin verstanden. Und wenn es half, dass es Mario wieder besser ging, dann war es gut, dass sie hier war.

Kaum hatte sie das Krankenhaus betreten, schon würde sich von einem der Ärzte erkannt und das trotz ihrer Tarnung. "Ja.. die bin ich", antwortete sie und nahm die Sonnenbrille ab. "Was ist denn mit ihm passiert? Am Telefon hat mir sein Therapeut nicht viel erzählt", erfragte Ann-Kathrin schließlich die Lage, in der sich ihr Ex-Freund zurzeit befand.
Doch kaum ging sie ein paar Schritte mit dem Arzt, wurde sie auch schon auf Mats und Marco aufmerksam, die den Gang schon beinahe entlang rannten. "Hey", wandte sie sich kurz an die beiden und schenkte ihnen ein Lächeln.

„Ich bin sein Psychiater, Dr. Simmans. Ich kann ihnen leider kein Auskunft über seinen Gesundheitszustand geben, weil sie nicht familiär verbunden sind. Tut mir leid, Frau Brömmel. Aber vielleicht geben ihnen die Herren ja Auskunft.“ Dass Max, Marco und Mats nicht auf seinen Anruf warteten hätte dem Arzt wirklich klar sein müssen. Jetzt wand er sich an die ganze Gruppe:
„Mario ist heute Nacht aufgewacht. Er hat die erste Panikattacke hinter sich, wir wissen aber nicht ob er irgendwelche Schäden genommen hat. Im Moment ist er noch auf ziemlich starken Schmerzmitteln und redet wirres Zeug. Also… wundern sie sich nicht. Herr Meyer, nach ihnen hat er ausdrücklich verlangt. Er kann ihnen ja selbst sagen, was er möchte“, schmunzelte der ältere Mann. Er hielt den drei die Tür zu Marios Zimmer auf und betrat es nach ihnen.
Mario saß auf dem Bett und quatschte den Pfleger voll, der gerade die Vorhänge aufzog. „Maxi!“, quietschte er kindlich als er seinen besten Freund sah. „Du warst gar nicht daaaa. Ich will einen Kuss!“ Mario zog eine astreine Schmolllippe. „Achso, das ist Alex…“ „Philipp“, warf der Pfleger ein. „Alex wollte mir auch keinen Kuss geben, aber Alex und ich hauen auf die Seychellen ab. Oder nach Neuseeland. Weiß ich noch nicht so genau. Aber das dürft ihr nicht Dr. … Alex, wie hieß er nochmal? Ist auch egal. Dem hab ich schon versprochen ihn zu heiraten, also psst!“ Philipp verdrehte grinsend die Augen und nahm Mario das Frühstückstablett weg. „Halt! Mein Schokopudding!“, jammerte Mario. „Den haben sie schon gegessen“, erklärte der Pfleger und verschwand mit einem „Passen Sie auf, dass er Sie nicht heiraten will.“ an das kleine Grüppchen. „Der Arzt ist echt heiß. Er hat so eine schlaue Brille.“ Er formte mit Daumen und Zeigefinger zwei Kreise und hielt sie sich vor die Augen wie eine Brille. „Habt ihr mir Nutella mitgebracht? Die haben hier nur Schokopudding… Wollt ihr Schokopudding? Mats, wen hast du da eigentlich mitgebracht? Einen neuen Freund?“ Er blitzte Marco neugierig an. „Irgendwie kommst du mir bekannt vor… bist du auch Fußballer?“ Außerdem sah der Blonde ziemlich gut aus. Hatte Mats sich ja wieder das Beste vom Besten geschnappt. „Maxi, wie war eigentlich dein Date? Kommst du zu mir ins Bett und erzählst mir überhaupt mal, was passiert ist? Das macht hier ja niemand. Dr. Simmans meinte, er ist ein Psychiater. Warum brauche ich einen Psychiater? Und seit wann bitte spiele ich bei Bayern? Und Anni ist ja auch daaaa.“ Er strahlte das Model breit an. „Ich hab gehört, wir haben uns getrennt?“, er zog wieder eine kindliche Schmolllippe. „Warum?“ Vorwurfsvoll sah er dann wieder Max an. „Komm endlich!“

"Er ist aufgewacht?! Sie sollten mich anrufen, wenn er aufwacht, er hätte mich gebraucht, verdammt! Und nicht so einen dummen Pfleger, der ihn auslacht und so tut, als wäre das hier alles ein verdammter Witz!", fauchte er und sah Mario besorgt an.
Als dieser sich allerdings nicht einmal daran erinnern konnte, wer er war, stolperte er einen Schritt zurück. "Nein. Wir... wir kennen uns nicht", erklärte er ihm kalt, bevor er zu Mats sah. "Können wir bitte wieder gehen? Das bringt doch nichts. Er hat mich vergessen, was bessser für ihn ist. Die Schmerzursache ist weg. Alle zufrieden. Seine Olle ist wieder da. Und einen neuen besten Freund hat er auch. Meine Arbeit ist getan", fasste er die Sachlage zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Beruhigen sie sich", meinte der Doktor ruhig. "Er musste erstmal unter die Dusche, was frühstücken und eigentlich nochmal untersucht werden. Außerdem wissen wir immer noch nicht wie die Folgen des Sturzes aussehen." Während des Gesprächs machte der Arzt sich einige Notizen und nickte immer mal wieder.
Bei Mario allerdings kippte die gute Laune gerade. "Ich bin vielleicht auf Drogen, aber nicht taub", stellte er tonlos fest. Da Max sich immer noch nicht zu ihm bemüht hatte und lieber unsicher Anni und den Psychiater ansah ignorierte er den Schalker einfach. "Magst du herkommen?", fragte er den Blonden neugierig.

Sie gingen auf Ann-Kathrin und den Doc zu, mit dem sie zusammenstand. Mats umarmte Marios Ex sogar kurz, ehe der Arzt erzählte, dass Mario heute Nacht aufgewacht war, sodass selbst Mats jetzt schnell in sein Zimmer wollte.
Allerdings stand der Verteidiger dann stocksteif und geschockt da, als sie schließlich im Krankenzimmer standen und Mario in Action erlebten, der noch einen weißen Verband um den Kopf trug. So hyperaktiv hatte Mats ihn noch nie erlebt. Viel schlimmer war aber, dass er seinen besten Freund nicht zu erkennen schien. Allgemein schien er einiges vergessen zu haben.
"Das ist Marco", griff er nach dem Handgelenk den Blonden und ging einige Schritte auf Marios Bett zu. "Erkennst du ihn nicht?"
Auf Marcos Fluchtversuch ging Mats gar nicht erst ein. Das konnte er ohnehin nicht ernst meinen.

"Nein. Ich mag nicht herkommen! Du kennst mich doch sowieso nicht mehr. Und es ist auch besser so", fauchte Marco und sah perplex auf Mats' Hand, die ihn durch den Raum zog. "Lass das, ich will einfach gehen! Er hat hier doch genug Leute, die sich um ihn kümmern. Was soll die Scheiße? Er ist doch nur auf den Kopf gefallen, was haben die ihm hier verabreicht, dass er jetzt nur noch Matsch in der Birne hat? So fest kann er den Stein doch gar nicht getroffen haben, meine Fresse...!"

Mario schüttelte traurig den Kopf und musterte den Blonden nochmal. "Tut mir leid... Marco?" Er hoffte sich den richtigen Namen gemerkt zu haben. Als dieser ihn allerdings plötzlich so anfuhr, stiegen die Tränen in seine Augen und er klammerte sich an die Decke während seine Atmung schneller wurde. "Herr Reus", mischte sich jetzt der Arzt ein, "Bitte, setzen sie sich einen Moment und versuchen nicht ganz so laut zu werden." Mario sah Mats fragend an. Warum brachte er diesen Marco mit, wenn der so herum zeterte...? "Ich hab nicht nur Matsch in der Birne", verteidigte er sich schwach ehe die erste Träne seine Wange herunter rollte.

Ann-Kathrin lächelte zart, als Mats sie kurz in den Arm nahm. Sie hatten sich schon immer gut verstanden und sie war froh, dass dies auch nach der Trennung von Mario noch so geblieben war. Das Schauspiel, welches sich ihr jedoch in Marios Krankenzimmer bot, überstieg alles. Nicht nur, dass Mario scheinbar auf Drogen war und die Hälfte seines Lebens vergessen hatte.. Nein, dann musste auch noch Marco eine Szene machen, nur weil er ihn nicht auf den ersten Blick gleich erkannte. "Lass ihn!", fuhr sie Marco an und warf ihm einen strengen Blick zu. "Mach es nicht noch schlimmer. Du siehst doch, wie überwältigend das alles für ihn ist!" Was dachte er sich nur dabei? Das Gefühlschaos ging jedoch auch ihr sehr nahe und als Mario dann kurz vor einem Ausbruch der Gefühle stand und sich seine Augen langsam mit Tränen füllten, konnte auch Anni nicht anders, als sich von der Situation überwältigen zu lassen. Immer wenn jemand weinte neigte sie dazu auch gleich mitzuheulen.

"Bitte, Marco", bat Mats seinen Kumpel leise aber eindringlich, als sowohl der Doc als auch Ann-Kathrin ihn ermahnten.
Sie waren doch beste Freunde gewesen. Das konnte Marco doch nicht so egal sein, dass er jetzt einfach gehen wollte.
Schließlich sah er wieder zu Mario, der ihm einen fragenden Blick zuwarf. Dabei merkte Mats, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten.
Würde er jetzt zu Mario gehen und ihn in den Arm nehmen, wäre Marco sofort weg. Das wusste er. Dementsprechend war auch Mats hin und her gerissen.
"Ihr könnt jetzt doch wieder ganz von vorn anfangen", flüsterte er Marco zu. "Sieh es doch als Chance."
Dann wandte Mats sich an den Doc. "Besteht die Möglichkeit, dass sich Mario irgendwann wieder an alles erinnert?"

Mario war total überfordert mit allem und sah ängstlich zu Anni herüber, die mittlerweile auch weinte und Marco anfuhr, dann zu Mats, Max und dem Arzt. "Anni, sei nicht so bös mit ihm", flüsterte er und sah das Model bittend an. Er wusste nicht warum, aber er wollte den Blonden in Schutz nehmen.
"Mario", begann der Arzt, "Ist grad ein bisschen viel, hmm? Soll ich wen rausschicken?" Der Stürmer schüttelte sofort den Kopf. Diesen Leute schien er wichtig zu sein, also konnte er sie nicht sofort wegschicken. Sie waren nur für ihn hier. "Die Wahrscheinlichkeit ist groß, ja", erklärte der Doktor dann Mats. "Das kann Tage dauern, aber auch Monate. Er scheint ja nicht alles vergessen zu haben. Jedenfalls ist das Zentrum im Hirn dafür nicht geschädigt, es ist einfach eine Schutzreaktion darauf, was alles passiert ist. Wenn es ihm besser geht, wird das langsam wieder. Ich denke... sie könnten ihm ein wenig was erzählen. Vielleicht ein paar nette, lustige Geschichten der beiden auskramen. So was eben."

"Ach, lasst mich doch alle mal in Ruhe! Ich hab keinen Bock, wieder bei Null anzufangen! Wir waren beste Freunde, okay?! Er wusste ALLES von mir!", schluchzte er und riss sich schließlich gewaltsam von Mats los. "Ich kann das nicht, okay?! Ich bin kein Psychologe, ich will einfach meinen Kumpel wieder und nicht... nicht so ne Scheiße! Und du sei leis, du bist seine Exfreundin, also hast du schonmal gar nichts zu melden!", fauchte er alle an und ließ sich danach mutlos auf einen Stuhl plumpsen, der am Weitesten von Mario entfernt war.

Mario schniefte leicht und sah Marco erstaunt an. Bester Freund? Er hatte seinen besten Freund vergessen? Er hatte sofort ein schlechtes Gewissen. Ganz vorsichtig schob er die Decke weg. Auch wenn der Psychiater ihn aufhalten wollte tapste er wankend zu Marco. "Tut mir leid", flüsterte er schuldbewusst, kniete sich vorsichtig von den Blonden und legte seine Hand auf Marcos. Ausnahmsweise mal ganz ohne romantische Hintergedanken. "Erzähl mir bitte was", bat er leise lächelnd und kämpfte wieder gegen das Gefühl an überfordert zu sein. "Hast du Kinder? Bin ich Onkel? Oder bist du schwul wie ich?", fragte er in leisem ruhigen Tonfall, "Wo spielst du? Was machen wir am liebsten zusammen? Fifa, Shoppen...?"