I'll be there

Mats schob Benni ein Stück Kuchen rüber und schnappte sich dann selbst einen Teller. 
"Das nennt sich wohl Teamwork", grinste der Dortmunder Verteidiger. Schließlich nahm er sich einen Löffel und probierte. 
Der Geschmack kam ihm bekannt vor. Diesen Kuchen hatte er auf jeden Fall schon mal gegessen. Vor seinem inneren Auge tauchten Bilder auf, von Mario, seiner Mutter, Fabi und Felix. Sie saßen alle an einem Tisch. Aber so ganz zuordnen konnte Mats es nicht. 
Er stellte den Teller ab, schloss die Augen und lehnte sich zurück. Seine Gedanken wirbelten herum. Ihm ging's gerade echt nicht gut.

Ulla stellte sofort ihren Teller weg und tippte mats vorsichtig auf die Schulter. Die anderen beiden sahen ihn gespannt an.
Jonas sah auf seinen eigenen kuchen. Die waren doch eigentlich ganz gut? Aber vielleicht hatte es ja einen Grund gehabt, dass Fabi mario gerade diese kuchen hätte machen lassen?
"Mats?", fragte Ulla besorgt, "vielleicht solltest du ins Bett?"

"Geht gleich bestimmt wieder", murmelte Mats mit geschlossenen Augen. Er wusste einfach nicht, was diese Bilder bedeuten sollten. Außerdem fing es gerade hinter seiner Stirn an zu pochen. 
Vielleicht war das Bett doch keine so schlechte Idee.

"Kein Kuchen mehr für dich", streng sah Ulla bei diesen Worten Jonas an. Was hatte ihr jüngster da wieder ausgeheckt?
"Du gehst jetzt ins Bett, Jonas besorgt dir eine Kopfschmetztablette. Ich seh doch, dass es dir nicht gut geht."

Mats nickte langsam. "Okay", hauchte er und schlug dann die Augen wieder auf, sah Benni entschuldigend an.
"Tut mir leid. Wir verschieben es einfach, ja?" Kurz legte er Benni eine Hand auf die Schulter und gab ihm sogar einen Kuss auf die Wange, ehe er ins Schlafzimmer schlurfte und sich hinlegte.

Benni war ein wenig frustriert, aber wenigstens bekam er einen Kuss. Das konnte Mario nun nicht behaupten.
"Schlaf gut, Liebling."
Ulla bekam von Jonas die Tablette und ein Glas Wasser. Damit folgte sie mats.
"Bitte, mein Schatz. Du siehst gar nicht gut aus. Was ist los?"

Mats hatte nur das kleine Licht in seinem Schlafzimmer angeschaltet. Ansonsten war es komplett dunkel.
"Danke", lächelte Mats seine Mutter matt an und schluckte die Tablette.
"Ich weiß es auch nicht. Gerade, als ich den Kuchen probiert hab, sind da einige Bilder aufgetaucht von Mario und seiner Familie. Ich weiß nur nicht, wie ich die einordnen soll..." Fragend und hoffnungsvoll sah Mats seine Mutter an. Warum sagte sie ihm nicht einfach, wer an seine Seite gehörte? Sie wusste es doch.

"Möchtest du, dass ich dir wer zu dir gehört?", fragte sie sanft, "oder möchtest du es selbst herausfinden?" Sie strich ihm liebevoll durch die Haare und lächelte aufmunternd.

Eigentlich hatte Mats da schon eine Ahnung. "Ich weiß nicht."
Seufzend sah er seine Mutter an. "Kann mein Gedächtnis nicht einfach wieder kommen?" Kurz griff er nach der Hand seiner Mutter und drückte sie.
"Ich weiß ja, dass ihr Benni noch nie wirklich leiden konntet. Aber ich glaube, dass ihr gerade jetzt recht habt. Es fühlt sich nicht so an, als hätte ich ihn vor dem Unfall wieder geliebt."

"Es kommt sicher bald wieder", lächelte sie sanft. Sie verstand ja, wie innerlich zerrissen er sich fühlen musste.
"Hör auf deinen Bauch. Während benni versucht sich ständig bei dir einzudrängeln, schickt Mario dir Kuchen, obwohl er selbst noch verletzt ist..."

Das war ihm Antwort genug. Mats küsste seine Mutter auf die Wange. "Danke", legte er sich hin.
"Ich versuch eine Runde zu schlafen." Er wartete noch kurz, bis seine Mutter das Schlafzimmer verlassen hatte, dann knipste erdas Licht aus und schloss die Augen.

"Du wirst schon die richtige Entscheidung treffen", sie wuschelte ihm nochmal durch die Haare. "Ich liebe dich, mein Kleiner."
Sie verließ den Raum wo nur noch Jonas wartete. "Bin zwischendurch den Schlumpf losgeworden."
"Sehr gut. Mats erinnert sich, dass er mit mario bei seinen Eltern war..."

Jonas grinste in sich hinein. "Dann hat der Kuchen ja was gebracht." Das war doch schon mal ein Erfolg.
"Und will er zu Mario gehen? Oder was hat er jetzt vor? Aber er wird den Höwedes doch jetzt ein für alle in die Wüste schicken, oder?"

"Wusstest du davon?", fragte Ulla skeptisch, "Das hätte auch nach hinten losgehen können!" Mats ging es ja schon so nicht gut!
"Das weiß ich nicht. Aber er wird sicher nicht zu Benedikt zurück gehen! Lass ihn erstmal schlafen."

"Den Kuchen gab es zum Nachtisch bei Marios Familie. Ein Versuch war es doch wert", erklärte Jonas und lümmelte sich auf die Couch.
"Na, wollen wir's hoffen."
Benedikt sollte einfach aus Mats' Leben verschwinden. Er tat seinem Bruder definitiv nicht gut. Aber das würde er hoffentlich auch noch merken.

"Und da habt ihr den Armen kleinen Fruchtzwerg backen lassen?", sie konnte sich das grinsen dann doch nicht verkneifen.
"Ihr seid solche Chaoten."

"Wir haben ihn tatkräftig unterstützt", erklärte Jonas ernst. Backen ging ja auch schlecht mit nur einem Arm.
"Vielleicht redet Mats ja bald mit Mario."
Noch besser wäre es natürlich, wenn seine gesamte Erinnerung zurück kommen würde. Aber da würden sie sich bestimmt noch eine Weile gedulden müssen.

"Ist schon mal gut, dass Fabi wenigstens aufräumt." Ulla nahm ihren Kuchen wieder und machte es sich auf der Couch gemütlich.
"Wird er bestimmt. Mach dir keinen Kopf. Setz dich und ess kuchen!"

"Zu Befehl, Mama", salutierte Jonas grinsend und nahm seinen Teller.
"Eins muss man Mario ja lassen. Kochen und backen kann er großartig."

"Der schlumpf konnte das nicht", grinste Ulla. "Bin froh, dass wir den wieder los sind."
Mario war ihr dann doch lieber. "Hoffentlich behält Mats den Kleinen noch."

Mats schlief derweil im Schlafzimmer nebenan, wenn auch unruhig.
Aber langsam setzten sich einige Bilder wieder zusammen. Zwar nicht alle. Aber es reichte, damit Mats ein einigermaßen stimmigen Zusammenhang in seinem Kopf herstellen konnte.
Allerdings wachte er noch nicht wieder auf. Sonst wäre er wohl sofort zu Mario gefahren.

Ulla und Jonas ließen mats bis abends schlafen, ehe Jonas wie früher das Schlafzimmer seines Bruders "stürmte".
"Mats, Mama hat gekocht! Ist nicht so gut wie Marios, aber essbar."

Mats brauchte eine Weile, um wach zu werden, grinste dann aber. Es fehlte eigentlich nur noch, dass Jonas auf dem Bett herumsprang.
"Was gibt's denn?", fragte er. "Und wie spät ist es eigentlich?"
Vielleicht hatte er nach dem Essen noch Zeit zu Mario zu fahren bzw sich fahren lassen. Auto fahren dürfte er noch nicht wieder. Mal abgesehen davon, dass er noch kein neues hatte.

Jonas setzt sich auf mats bett und begann leicht zu wippen, sodass das ganze bett wackelte.
"Schnitzel", grinste er vorfreudig, "Ähm... Um 6, wieso?" Jonas freute sich schon riesig auf sein Schnitzel. Als seine Mutter gefragt hatte, hatte er sofort gewusst, was er wollte.

"Super", murmelte Mats und schob die Decke zur Seite.
"Kannst du mich nach dem Essen zu Mario fahren? Also falls er Zuhause ist."
Schließlich ging er gemeinsam mit seinem Bruder in die Küche, in der es schon ehrlich duftete.
"Hey Mama", küsste er sie auf die Wange, ehe er sich an den bereits gedeckten Tisch setzte.

"Natürlich kann ich", das Wippen wurde aufgeregter, "Wirst du mit ihm sprechen? Was wirst du sagen?" Er hielt einen Moment inne um aufzustehen. "Sorry..." Vielleicht doch ein wenig viel auf ein mal.
"Hey, Schatz", begrüßte Ulla ihn, "Wie hast du geschlafen? Jonas, bring deinem Bruder was zu trinken."

"Das weiß ich noch nicht...aber danke", lächelte Mats seinen Bruder an.
"Ganz okay." Dann stand er selbst auf, um sich etwas zu trinken zu holen. "Das schaff ich noch so gerade."

"Aber Jonas kann auch mal was machen, anstatt sich überall durchzufressen. Seine Saison beginnt schließlich noch früher als eure!", tadelte Ulla.
"Mama, er will zu mario", teilte Jonas ihr strahlend mit. "Das ist toll! Nimmst du die Dose von den Kuchen wieder mit?" Sie wollte nicht unbedingt Druck aufbauen, dass ihr ältester dachte, es müsse wieder alles wie früher sein.

"Könnt ihr bitte aufhören, so ein Fass aufzumachen?" Aber zeigte es Mats doch, dass er auf der richtigen Spur war.
Schließlich aßen sie.
Danach schnappte sich Mats die Box, in der der Kuchen gewesen war, und zog sich im Flur die Schuhe an.

"Tut mir leid, aber der Höwedes wäre jetzt nun mal nicht mein Favorit gewesen...", plapperte Jonas.
Nach dem Essen folgte er seinem Bruder, zog sich schuhe und Jacke an und griff nach seinen Schlüsseln. "Na dann los."