Speisesaal

Irgendwie war die Stimmung jetzt schon verkrampft. Normalerweise würde Mats sich nicht so unwohl dabei fühlen, sich zu Benni zu setzen. Aber bisher hatte er auch keine Ahnung, was der Schalker ihm sagen wollte.
"Wollen wir vielleicht jetzt schon reden oder lieber wann- und woanders?"
Wenn er so auf sein Tablett sah, hatte er eh schon keinen Appetit mehr.

"Das ist ja echt schlimm. Ich wusste gar nicht, dass es bei euch so zugeht." Davon hatte Basti ihm gar nichts erzählt. Aber vielleicht war das auch der Grund, warum sein bester Kumpel neuerdings so in sich gekehrt war.
"Aber ich versteh nicht, warum Rummenigge und Sammer so dahinter stehen, wenn Pep so eine miese Stimmung in die Mannschaft bringt..."

"Sammer war schon immer so drauf. Und als die Nationalspieler weg waren gings erst richtig los. Alles muss ich mir auch nicht gefallen lassen", fügte Philipp noch hinzu.
"Und wie isses hier so?", fragte Phil, aus Marc konnte er ja nichts rauskitzeln.

Lukas zuckte mit den Schultern. Er hatte Sammer nie wirklich kennengelernt, zum Glück, wenn er sich das so anhörte.
"Ach, im Moment ist es noch ruhig. Aber sobald das erste Spiel ansteht, kribbelt es in den Füßen. Du kennst das ja", grinste er.
Dann widmete sich der Stürmer erstmal seinem Brötchen.
"Und Claudia? Ist sie in München geblieben?"

Philipp war es recht, als das Vereinsthema beendet war. Vielleicht war das Klima hier doch gar nicht so übel, wenn er Lukas so zu hörte.
"Ja das kribbeln kenne ich, gibt fast nix schöneres", stimmte er Lukas zu.
"Claudia ist noch in München, ich denke sie kommt auch her, wenn wir beide mal etwas Abstand gehabt haben. Moni und Louis hast du sicher in der Nähe, oder?", erkundigte sich der Münchner, bevor er die letzten Krümel aus seiner Schale kratzte.

"Natürlich darfst du heute bei mir schlafen. Du kannst immer zu mir kommen, das weißt du doch", versicherte Mo und griff nach Leo´s Hand, um sie sanft zu drücken. "Ich bin immer für dich da, ok? Und lass Manu da doch einfach hocken. Wenn er dich nicht will, ist er selbst dran Schuld. Dann hat er dich nicht verdient." Ok, ganz so einfach war es nicht, aber Mo hat es immer geholfen, wenn er unglücklich verliebt war und sich das eingeredet hat. Ihm ging es dann immer ein wenig besser.
"Und wieso sollte dich Jürgen nicht aufstellen oder gar hassen? Nur, weil du einmal einen Fehler gemacht hast? Komm schon, Leo. Du solltest ihn doch besser kennen. Sowas macht Jürgen nicht." Ihr Trainer war vielleicht manchmal ziemlich hart und flippte schnell aus, aber er war auch fair. "Entschuldige dich einfach nochmal bei ihm und dann ist die Sache bestimmt auch schon wieder vergessen, hm?"

"Okay... dann machen wir das heute... und wenn ich es wieder vergesse, zerr mich an den Haaren zu dir", grinste er und erwiderte den Händedruck erleichtert. "Ich weiß doch... aber es ist so schwer... ist sieht auch nicht glücklich aus, Mo.. vielleicht mag er mich ja doch?" Traurig sah er zu dem blonden Torhüter - Manuel, dem netten Torhüter natürlich - und seufzte leise. "Keine Ahnung, ich hab ihn voll angeschrien und er hat gemeint, dann soll ich halt abhauen... ich weiß nicht... ich hab Angst und ich weiß auch nicht, was genau ich sagen soll", nuschelte er.

Cf: Zimmer Andy

Als Milena in den Speisesaal kam, waren schon einige Spieler anwesend. Unter anderem ihr Bruder und Moritz. Zu den beiden würde sie später noch gehen.
Jetzt war erstmal Andy dran, bei dem sie sich entschuldigen musste. Mir reumütigem Blick ging sie also auf den Trainertisch zu.
"Ähm Andy. Hast du kurz Zeit für mich?", fragte sie schüchtern und konnte ihn kaum ansehen. Sie hatte ein ziemlich schlechtes Gewissen, weil sie gestern nicht beim Training gewesen war.

Lange hatte Benni sich nicht mehr so unwohl gefühlt. Normalerweise machte ihm Mats' Gegenwart nichts aus, aber seit ihrem Ausrutscher ... außerdem war die Stimmung zwischen ihnen gerade mehr als nur eisig und frostig. Benni seufzte.
"Ich ... woanders", bat er leise und schaute Mats das erste Mal richtig an. Hier war nicht unbedingt der richtige Ort, um zu reden. Dafür, das er noch nicht mal wusste, was er sagen sollte. "Kaminzimmer", fragte Benni dann nach. Eine neutrale Umgebung war nicht schlecht.

"Okay", nickte Mats nur, konnte den Blick nicht einmal erwidern.
Allerdings musste Benni wohl schon etwas länger hier sitzen. Zumindest hatte er schon etwas gegessen, während Mats wirklich keinen Appetit mehr hatte, weil sich gerade ein unangenehmes Kribbeln in seinem Bauch breit machte. Er hatte einfach das Gefühl, dass das Gespräch nicht gut ausgehen würde. Zumindest nicht gut für ihn.
"Willst du noch aufessen? Sonst würde ich direkt...los wollen..."

Benni schüttelte mit dem Kopf. "Nein, gehen wir gleich", stimmte er Mats zu und stand auf. Aufmunternd und ein bisschen lächelnd sah Benni den anderen an.

tbc: Kaminzimmer

"Ja, klar. Wenn ihr vorher so Stress hattet..." Dann schüttelte Lukas den Kopf. "Leider nicht. Sind ja noch keine Sommerferien. Ich kann Louis nicht einfach aus der Schule holen."
Natürlich hätte er seine Familie gern hier. Aber Schule ging in dem Fall vor.
Schließlich sah er zu Timo, schaute ihn prüfend an, um herauszufinden, ob alles in Ordnung war. Immerhin saßen Marco und er dicht beieinander.

"Ach stimmt Schule,  daran hab ich gar nicht mehr gedacht. Hab wohl verfrühte Alzheimer", antwortete Phil und strich sich durch die Haare. Phil hoffte das ihm die Zeit hier gut tun würde, trotz allem kam ihm das Klima hier immer noch seltsam vor. Eine Grüppchenbildung, die er sonst nicht kannte. Sein Blick wendete er noch mal Manu zu, das er so kühl zu ihm war, tat weh.

Als Marco sein Müsli aufgegessen hatte, entzog er sich Timos Hand, damit er aufstehen und sich noch etwas Nachschlag holen konnte. Sonderlich gesprächig war wohl einer von ihnen. Seufzend stellte er die Schüssel auf einen der Geschirrwägen, bevor er sich stattdessen einen Teller nahm und diesen mit zwei Scheiben Toast und einer kleinen Schale Marmelade füllte. Damit ging er wieder zurück zu seinem Tisch und griff sich eines der Messer, um die Marmelade auf dem Toast zu verteilen.

"Mh, was?" Kevin musste erst mal überlegen, was Manuel mit "Andersrum" meinte, aber dann fiel es auch ihm ein. "Ach ja, stimmt." Er zuckte grinsend mit den Schultern. "Egal. Aber du weißt ja, was ich damit meinte. Haste Bock später was zu machen? Vielleicht lenkt dich das ab, oder so."

Marco wirkte irgendwie enttäuscht, aber man konnte doch nicht wirklich so dumm sein, dass man nicht begriff, dass ein solches Verhalten vielleicht auch Konsequenzen hatte. Marc verlangte ja nicht viel, aber er wurde ungerne durchgängig von seinem besten Freund ignoriert, der dafür mit jedem Dorfdeppen ewig Zeit verbrachte. Aber wenn Hummels ihm so viel wichtiger war, dann sollte Marco doch jetzt auch bei ihm abhängen und nicht dem Blonden auf die Nerven fallen.
Die Antwort war auch selten dumm, aber das sollte Marc wohl einfach mal akzeptieren.
"Ja", antwortete er also nur mit ähnlicher Eloquenz und widmete sich dann desinteressiert ebenfalls wieder der Tätigkeit, seinen Bauch mit Nahrung zu füllen. Was der Zwerg bei Marco wollte, begriff er ebenfalls nicht. Vielleicht waren die beiden ja jetzt best Friends forever. War Marc aber auch egal. Ihn ging das nichts mehr an.

Andy sah überrascht auf, als plötzlich Milena vor ihm stand. Was wollte sie denn jetzt?
"Guten Morgen", begrüßte er sie erst mal gut gelaunt, bevor er nur mit dem Kopf nickte. Natürlich hatte er Zeit, wenn sie irgendwas mit ihm bereden wollte. Er konnte sich zwar gerade nicht vorstellen, worum es ging, aber das würde er sicherlich noch erfahren. Sie musste ihm nur noch sagen, wann und wo sie mit ihm reden wollte, denn jetzt sofort würde er erst mal zu Ende frühstücken. Sein Hunger war enorm und er konnte sich nicht vorstellen, dass es ein Notfall war, bei dem sie ganz dringend seine Hilfe brauchte.

Insgeheim beschloss Jürgen gleich einmal mit Philipp zu reden. War ja doch ziemlich überraschend, dass der ehemalige Kapitän wieder da war.
"Ziemlich gut, ja. Hätte meinetwegen auch noch ein bisschen länger sein können", zwinkerte er. "Und du?"
Jürgen trank einen Schluck seines Kaffees und sah dann auf, als Andys Praktikantin am Tisch erschien. Sie wirkte etwas eingeschüchtert. Aber das würde Andy schon hinkriegen.

"Oh oh, Phil. Muss ich mir Sorgen machen?", meinte Lukas in gespielter Sorge. "Bist du sicher, dass du hier wieder dabei bist oder war das nur Gewohnheit?"
Aber klar, dass Philipp das nicht auf dem Schirm hatte. Schließlich ging Julian noch nicht in die Schule.
"Wann bist du denn überhaupt angekommen?"

"Solange ich dir noch exakte Pässe zu spiele, brauchst du keine Sorgen zu machen", scherzte der Münchner grinsend zurück. Er war momentan zwar bisschen neben der Spur, was aber auf dem Platz nicht der Fall war.
" So ca. 23 Uhr war ich hier. Mit dem Dfb war mein kommen ja schon abgesprochen aber Jürgen wusste nicht das ich her komme, dafür war es wohl zu kurzfristig. Zumindest bin ich froh das ich wieder dabei bin", fügte Phil noch hinzu und sah kurz Richtung Trainer, der noch mit frühstücken beschäftigt war.

Manu nickte. "Wir können gerne nach dem Training was zusammen machen!" schlug er vor und schaute sich etwas um. Er wusste, dass er sich schon weider total auskapselte, aber er konnte einfach nicht damit umgehen, dass sich Menschen Sorgen um ihn machten beziehungsweise merkten viele ja nicht mal, dass es ihm nicht gut ging! Aber das war ja klar..er wollte das uach gar nicht.

Andy begrüßte Milena freundlich. Er schien gar nicht sauer zu sein und sie hatte auch irgendwie das Gefühl, dass er nicht wusste, worum es ging.
"Ähm, dann würde ich nach dem Frühstück zu dir ins Zimmer kommen, ist das ok?", fragte Milena schüchtern nach. Sie wollte nicht unhöflich sein und Andy beim Frühstücken stören. Da war das dann doch besser.

"Ich werd drauf achten", lachte Lukas und klopfte Phil auf die Schulter, ehe er sich zurück lehnte und den Blick ein wenig schweifen ließ. Basti war nicht da. Er wusste nicht, ob er sich nicht doch langsam Sorgen machen musste. Sollte sein bester Kumpel nicht mehr auftauchen, würde er ihm gleich einen Besuch abstatten.
"Ehrlich gesagt, hab ich sowieso nicht verstanden, wie du freiwillig zurückgetreten konntest. Ich werd so lange spielen, bis ich nicht mehr gebraucht werde."

"Ich hab es irgendwie auch bereut, war doch etwas zu früh. Ich dachte damals wohl, mehr geht nicht und ich war nicht verletzt. Lieber mit heilen Knochen in Rente, des hab ich mir damals halt so gedacht. Ob ich hier noch hilfreich sein kann, muss letztendlich der Trainer entscheiden. Wo ist eigentlich dein Schatten?", antwortete Phil schließlich. Das Basti noch nicht da war, wunderte ihn doch ziemlich. Er könnte sich auch nicht vorstellen das das die gesamte Mannschaft war, die sich hier befand

In gewisser Weise konnte Lukas das auch verstehen. Damals war Phil ja auch noch ständig mit dem FC Bayern unterwegs gewesen. Dann noch die Nationalmannschaft. Das war manchmal gar nicht so leicht, wenn man auch noch ein kleines Kind Zuhause hatte.
"Ich weiß es selbst nicht. Aber ich guck nachher mal bei seinem Zimmer vorbei."

"Vielleicht hat Basti ja verpennt, des passiert mal, ich geh mir mal noch nen Kaffee holen", antwortete Phil, bevor er seine leere Tasse und die Schüssel schnappte und zum Buffet ging. Seine Tasse war schnell wieder aufgefüllt und er machte sich dann wieder zu seinem Platz auf.
Viel gegessen hatte er zwar nicht aber schaden würde es ihm wohl auch nicht.

cf: Mesuts Zimmer

Etwas unsicher stolperte Mesut in den großen Speisesaal. Auch wenn er es nach so langer Zeit gewöhnt sein müsste, bereiteten ihm die ersten Tage bei der Nationalmannschaft immer Unbehagen. Die meisten Kollegen sah er nur ein paar Mal im Jahr und einige waren ihm auch völlig unbekannt. Mesut wusste nie so richtig, wie auf sie zugehen sollte, vorallem jetzt, wo sie schon alle beieinander saßen und sich teilweise angeregt unterhielten. An einem Tisch am Ende des Raumes saß sein guter Freund Lukas mit ein paar anderen zusammen. Schnellen Schrittes durchquerte Mesut also den Saal und blieb neben dem Tisch stehen - Essen konnte er sich auch gleich noch holen.
"Hallo Lukas, ist bei euch noch ein Platz frei?"

"Ja, kann sein." Aber das war eigentlich nicht Bastis Art. "Mach das", lächelte Lukas den Älteren an und schob sich das den Rest vom Toast in den Mund. Die anderen am Tisch waren ja nicht wirklich gesprächig heute. Aber vielleicht waren sie auch einfach nur noch müde.
Kurz darauf kehrte Phil zurück und dann stand plötzlich Mesut neben ihm.
"Hey, guten Morgen. Klar, doch! Setz dich." Lukas rückte sogar noch ein Stück zur Seite, damit Mesut Platz hatte. "Du siehst echt noch verpennt aus", schmunzelte der Stürmer über seinen Kumpel.

Dankend setzte sich Mesut auf den ihm angebotenen Stuhl.
"Ja, ich bin auch noch ziemlich müde, obwohl ich mich gestern sofort nach meiner Ankunft hingelegt hab'. Ich hol mir gleich einfach eine Tasse Kaffee, dann bin ich vielleicht etwas wacher."
Mesut sah sich etwas an seinem Tisch um und entdeckte schließlich Philipp neben Lukas.
"Hey Philipp, schön das du wieder dabei bist", begrüßte er den kleinen Bayer.

Philipp lächelte, als er Mesut erblickte. Gute Freunde wieder zusehen war doch was schönes.
"Hallo Mesut, ja mich freuts auch, so schnell kann die Rente vorbei sein. Wie gehts dir denn so", erkundigte sich Phil, während er Mesut die Hand reichte.