Alles vorbei?

"Und dann tunken wir das Hörnchen in die Marmelade und ich fütter dich wieder", lachte Benni jetzt und teilte Ralf noch ihre Brötchenwünsche mit, bevor er das Handy wieder auf die Seite legte.
"Er ruft um halb 8 an und schlägt dann zwischen viertel vor 8 und 8 hier auf", sagte er. Das hatte Ralf ihm geschrieben.

"Ralf wird begeistert sein, wenn wir vor seiner Nase rumturteln", lachte Mats. Er zog Benni noch ein Stückchen dichter an sich, falls das überhaupt noch ging.
"Was? Wir sollen uns innerhalb von einer Viertelstunde fertig machen?"
Das schaffte er niemals. Und Benni sicherlich auch nicht.
Schließlich streckte sich Mats kurz, um das kleine Licht auszuschalten. Langsam aber sicher fielen ihm nämlich die Augen zu.

"Ach quatsch, wenn es nicht zu doll wird, macht ihm das genauso wenig aus wie Neven"; gab Benni zurück. Eigentlich hatten sie schon sehr verständnisvolle Freunde.
"Wir beeilen uns einfach und duschen geht ja auch nach dem Training. Zur Not soll Ralf eben schonmal den Tisch decken", sagte Benni. Das würden sie schon hinbekommen, das Frühstück dehnten sie nämlich bestimmt ein bisschen aus.

"Das können wir ja morgen mal austesten", grinste Mats vor sich hin.
Er nickte. Das war natürlich ein Plan.
Er würde wahrscheinlich zwar derjenige sein, der Ralf die Tür aufmachen durfte, weil Benni es nicht so schnell aus dem Bett geschafft hatte. Aber wenn sie dafür frische Brötchen bekamen, dann ging das schon in Ordnung.
Sein Gähnen konnte Mats dann aber nicht mehr unterdrücken.
"Schlaf gut", murmelte er und drückte Benni noch einen Kuss auf die Schläfe.

"Du bist doch blöd", brummte Benni. Mats machte sich darüber lustig, das war ihm klar. Schließlich war Benni derjenige, der gesagt hatte, sie sollten sich einfach beeilen, obwohl er immer fast nicht aus dem Bett zu bekommen war. Mats hatte ja schon so einiges ausprobiert und seine Kollegen verzweifelten teilweise wirklich, wenn sie im Hotel schliefen.
"Du auch, Mats", hauchte er zurück und schloss die Augen.
Keine Sekunden später schlief Benni dann auch ein.

"Ich liebe dich auch", erwiderte Mats grinsend und zog die Decke noch ein Stückchen höher.
Nach einem kurzen Augenblick ging Bennis Atmung schon relativ gleichmäßig. Er war wohl eingeschlafen.
Mats strich ihm noch mal kurz durch die Haare und schloss dann selbst die Augen.
Normalerweise waren ihre Positionen genau andersherum. Aber so war es auch schön.
Bei ihm dauerte es auch nicht lange, bis er schließlich einschlief.

Benni schlief ziemlich ruhig und tief.
Die letzten Tage waren nicht einfach, die Arzttermine, das Training und das Spiel. Alles nicht ganz einfach.

Püntklich um halb 8 wurde Benni durch sein Handyklingeln wach. Er brummte unzufrieden und blieb so liegen, bis er dann doch nach dem Handy griff und abnahm.
"Persönlicher Weckdienst, raus aus den Federn, Benni", trällerte Ralf gut gelaunt. Wieder nur ein Brummen von Benni aus. "Ich steh in einer halben Stunde vor der Türe und du stehst auf, das läuft nicht so wie in den Hotels", wies Ralle ihn an. Benni seufzte nur ein müdes "Ja" und legte wieder auf, kuschelte sich an Mats.

Mats war bereits beim ersten Klingeln wach. Benni hingegen brauchte etwas länger, bevor er an sein Handy ging.
Aber statt aufzustehen drängte sich sein Freund wieder dichter an ihn.
Grinsend legte Mats ihm eine Hand in den Nacken. "Aufstehen", hauchte er an Bennis Ohr.
Mats würde auf jeden Fall gleich aufstehen, ob Benni nun mitkam oder nicht.

"Kuscheln", widersprach Benni und drehte den Kopf, küsste Mats auf die Wange. "Nur 5 Minuten zum Wachwerden", bat er gähnend und ließ den Kopf zurück auf Mats Brust sinken.
Er wollte nicht gleich aufstehen, Benni wollte wie jeden Morgen einfach liegen bleiben und kurz kuscheln. Und nicht so zu drängen wegen Ralf.

"Na gut", lenkte Mats ein. Da konnte er sich ja auch gar nicht gegen wehren.
"Aber nur drei Minuten."
Fest schlang er seine Arme um Benni und drückte ihm einen Kuss aufs Haar.
"Nicht, dass wir noch im Bett liegen, wenn Ralf kommt."

"Wir müssen echt aufstehen", bestätigte Benni leise.
Ralf würde bestimmt bald klingeln und dann sollten sie eigentlich schon angezogen sein und die Taschen gepackt.
Ausnahmsweise quälte sich auch Benni aus dem Bett und eine halbe Stunde später standen sie fertig angezogen und gerichtet mit Ralf in der Küche und deckten den Tisch.
"Gibt es was neues bei dir, Mats", fragte der Keeper dann nach.

Erstaunlicherweise hatten sie es wirklich geschafft, pünktlich fertig zu sein.
Sie waren gerade unten im Flur angekommen, als Ralf an der Tür klingelte.
Mats setzte gerade Kaffee auf, als Ralf die Frage stellte.
"Na ja, außer, dass mir Sven seit gestern wegen heute Abend tierisch auf die Nerven geht und dass morgen die Chemo anfängt, eigentlich nichts", erklärte er, drehte sich zu den beiden Schalkern um und lehnte sich an die Arbeitsplatte.

"Ach mach dir deswegen keinen Kopf. Das wird schon werden heute abend. Neven und ich stehen ja hinter euch", winkte Ralf ab. So war ihr Torwart eben, immer schön optimistisch. "Genau Mats, du bekommst das schon hin, zu reden", grinste Benni jetzt und nahm Ralf die Brötchen lachend ab und brachte sie zum Esstisch. Darüber hatten sie ja schon geredet.

"Einer muss es ja machen", streckte Mats seinem Freund die Zunge heraus.
"Hat Benni dir eigentlich erzählt, dass wir Sonntagabend Marcel schon eingeweiht haben und mein toller Freund kein einziges Wort herausbekommen hat?", wandte er sich grinsend an Ralf.
Der Kaffee war schließlich auch fertig und Mats stellte die Kanne auf den Tisch, bevor sie sich alle setzten.

(Sorry, mein Laptop ist abgestürzt)

"Idiot"; grummelte Benni und goss die Tassen mit Kaffee voll. Das hätte Mats ja jetzt auch für sich behalten können.
"Nein, das hat er nicht", hörte er Ralf schmunzeln.
"Wirklich, du hast kein Wort gesagt. Als Kapitän kannst du doch auch Reden schwingen", meinte der Keeper. "Wirklich Benni, ich kenn dich so gar nicht, als einer, der den Mund nicht aufbekommt", redete sein Kumpel weiter.
"Ging halt nicht"; zuckte er mit den Schultern.

(Kein Thema )

"Ich dich auch", erwiderte Mats. Diesmal saß er ausnahmsweise neben Benni, weil Ralf sich seinen Platz geschnappt hatte und ihnen so gegenüber saß.
Mats beugte sich kurz zu seinem Freund und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
"Ist doch auch egal", winkte er dann ab.
Sie hatten es ja auch so hinbekommen. Also war doch alles gut.

"Fängt jetzt der Test an, von dem wir gestern gesprochen haben", fragte Benni lachend nach, als Mats ihn auf die Wange küsste und Ralf ihn verwundert anschaute.
"Schatz, du erklärst ihm dein Vorhaben doch sicher gerne", bat Benni augenklimpernd nach.

Jetzt schmierte Benni also ihn an. Damit waren sie dann wohl quitt.
Grinsend sah Mats den Schalker Keeper also an.
"Ich wollte nur mal austesten, wie lang du unser Rumgeturtel erträgst", lachte er.
Aber statt mit Benni rumzuknutschen oder ähnliches, griff Mats lieber nach seinem gewünschten Brötchen und schnitt es in der Mitte durch.

"Rumgeturtel sieht für mich anders aus, als ein Brötchen zu essen", gab Ralf grinsend zurück.
Mehr sagte Ralf nicht, aber Benni konnte sich vorstellen, was ihm im Kopf herum schwirrte. Wahrscheinlich war es okay, solange sie nicht vor ihm auf Tuchfühlung gingen.
Sie frühstückten zusammen und sprach über alles mögliche.
"Fährst du alleine oder zusammen"; fragte er nach, als sie zu dritt den Tisch abräumten.

"Schon klar", grinste Mats. Er wollte das jetzt auch nicht wirklich austesten. Ansonsten würden sie sich er nicht pünktlich zum Training kommen.
"Fahrt ihr ruhig zusammen", meinte Mats.
Dann musste keiner einen Umweg machen.
Außerdem wollte Mats auch nochmal zum Mittagessen am Trainingsgelände bleiben, bevor er dann nicht mehr so regelmäßig da wäre.

"Lass dein Handy an, okay. Und Neven bekommt was auf den Deckel, wenn seins aus ist und ich ihn nicht ereichen kann", stellte Benni klar und grinste Mats entschuldigend an. Das wäre ja sonst umso schöner.
"Dann gehen wir schonmal, okay", fragte er nach und zog sich im Flur Schuhe und Jacke an, da Ralf schon auf ihn wartete.
"Bis heute abend, ich liebe dich", hauchte Benni und küsste seinen Freund, zog ihn in eine lange Umarmung und verschwand dann mti Ralf nach draußen.

"Ja, Mama", schmunzelte Mats. Aber er wusste ja, dass Benni sich nur Sorgen machte. Würde er andersrum ganz sicher auch.
"Ich dich auch. Bis nachher." Er fuhr seinem Freund kurz durch die Haare, während sie sich küssten.
"Bis heute Abend, Ralf", verabschiedete sich Mats auch von dem Keeper und blieb noch im Flur stehen, bis die Tür hinter den beiden Schalkern ins Schloss gefallen war.
Dann ging er noch mal in die Küche, um seine Medikamente zu nehmen. Er versuchte es jetzt einfach immer so zu machen, dass Benni es nicht unbedingt mitbekam. Mats wusste ja, dass es seinen Freund nur runterzog.
Schließlich musste er nur noch nach seiner Tasche greifen und sich ins Auto Richtung Dortmund setzen.

Er sagte nichts mehr. Mats wusste, das er sich Sorgen machte und das reichte. Und es würde eben ein bisschen dauern, bis er wirklich jedes Detail seinem Freund mitgeteilt hatte. Bessern musste er sich auch, das wusste Benni, aber er war zuversichtlich, dass das nach und nach funktionierte.
"Benni, ich will dir ja nicht in deine Beziehung reden, aber Mats ist alt genug, um selbst zu wissen, was er tun muss. Er wird schon von selbst wissen, das er ereichbar bleiben muss", wurde er jetzt auch noch von seinem Kumpel zurecht gewiesen.
"Du stehst auf Mats Seite", brummte Benni nur, als sie in Ralfs Wagen saßen und nach Gelsenkirchen fuhren.
"Ich stehe auf gar keiner Seite, Benni. Du weißt, das dein Verhalten gerade echt nicht so gut ist, oder?" Er nickte. "Mach mir halt nur Sorgen." "Das ist ja auch oaky, aber Mats schafft das schon. Haben wir nicht gesagt, du sollst dich einfach ganz normal verhalten", fragte er. Ein Nicken von Benni.

Im Wagen drehte Mats das Radio laut auf. Sie spielten seinen Lieblingssong und er sang lauthals mit, wobei ihm wieder einmal klar wurde, dass es doch ganz gut war, dass er sein Geld mit Fußball verdiente und nicht mit singen. Ansonsten wäre er wohl eine arme Kirchenmaus.
Aber hier hörte ihn ja sowieso niemand. Also konnte sich auch niemand daran stören.
Die Fahrtzeit verging wie im Flug und so parkte er schon bald auf dem Trainingsgelände. Der Zufall wollte es so, dass Sven kurz nach ihm direkt neben ihm einparkte.
Mats schulterte seine Tasche und schloss pfeifend den Wagen ab. Gerade als er Richtung Kabine stiefeln wollte, rief Sven ihm hinterher.
"Maaats, warte mal", forderte er und lief schließlich neben ihm her.
"Ja?", antwortete Mats. Er konnte sich eh schon denken, was Sven wieder von ihm wollte.

Sven kam gerade auf dem Parkplatz an, da sah er Mats vor den Kabinen und rief ihm hinterher, hielt ihn schießlich am Arm fest.
"Wegen diesem Gespräch", fragte er nach und wippte auf den Füßen.
"Vertraust du mir nicht? Ich mein wir sind doch Freunde", fragte er nach. Er hatte sich wirklich den ganzen Tag den Kopf darüber zerbrochen, warum er als einziger nichts wissen durfte.

Okay, er hatte es scheinbar doch nicht gewusst. Erstaunt sah Mats Sven an.
"Natürlich vertrau ich dir", versicherte er Sven sofort, legte ihm seinen Arm um die Schulter.
"Und genau deswegen die ganze Veranstaltung heute Abend. Hab nur noch ein bisschen Geduld, ok?", bat Mats.

"Ach komm schon, Mats", bettelte Sven.
"Du kannst mir das doch jetzt schon sagen, bitte. Machs doch nicht so spannend", redete er auf seinem Kumpel ein.
Bis heute abend konnte er sich wirklich nicht mehr gedulden.

Mats schüttelte nur den Kopf. "Du bist ja auch nicht der Einzige, der nichts weiß."
Julian und Roman wussten schließlich auch noch nicht Bescheid.
"Und es ist mir wichtig, dass auch die anderen dabei sind." Damit meinte er jetzt vor allem Benni. Mats wollte ihn jetzt nicht einfach so outen. Außerdem hatten sie das ja auch anders geplant.
Er zog Sven einfach mit sich Richtung Kabine. Sie sollten sich so langsam mal umziehen.

Sven konnte nichts mehr sagen, da Mats ihn mit in die Kabine zog und sie mussten sich so langsam ja auch beeilen. Ärger von Jürgen wollte er nämlich nicht und vielleicht würde der Tag ja auch schnell vorbei gehen.

Benni stieg nach dem Training wieder zu Ralf ins Auto. Sie hatten geduscht, die Tasche gepackt und fuhren nach Düsseldorf. Ralf wollte gleich mitkommen und Jule und Roman würden um 7 aufschlagen.
Mats war noch nicht da und so setzten sie sich erstmal auf das Sofa und quälten die Konsole.

Ralle ist schon mit, die anderen beiden kommen um 7. Wir sind auch schon zu Hause, bis später

Jürgen hatte sie in beiden Trainingseinheiten wirklich gequält. Zumindest kam es Mats so vor.
Während der Trainer die anderen in die Kabine entließ, rief er Mats noch mal zu sich. Mit einer Wasserflasche in der Hand ging er auf Jürgen zu.
"Ich wollte dir nur noch mal sagen, dass du bei uns immer herzlich Willkommen bist. Und falls du Hilfe brauchst bei irgendwas, meld dich einfach."
Mats nickte lächelnd. "Danke! Ich werd drauf zurückkommen." Schließlich klatschte er mit Jürgen ab und ging dann Richtung Kabine. Das alles hier würde ihm fehlen.
Seufzend duschte er und verabschiedete sich dann von seinen Jungs.
Auf dem Weg zu seinem Auto sah Mats kurz auf sein Handy.

Mach mich jetzt auf den Weg. Hat ein bisschen länger gedauert... bis gleich