Alles vorbei?

-Lass es dir schmecken  Ich freue mich auf dich und gebe mein Bestes. Bis später, mein Schatz :* -


Benni lächelte ziemlich versonnen sein Handy an, bis er von Ralf, der ihm mit dem Ellbogen in die Seite stieß, aus den Gedanken gerissen wurde. Benni drückte gerade auf 'senden', da lachte Ralf leise los. "Gibt's eine Belohnung, wenn wir gewinnen, oder was?" Benni rollte mit den Augen, Ralf sollte einfach den Mund halten, auch wenn das alles lustig gemeint war. Benni war froh, das er mit Mats überhaupt noch so viele Zärtlichkeiten austauschen konnte. Schließlich hatte er im Internet viel darüber gelesen, wie die Partner mit Krebs umgingen und einige hatten dort geschrieben, das ihre Partner und Partnerinnen wenig Lust auf Nähe und Sex hatten, es diesen Baustein während der Behandlung nicht mehr in ihrem Leben gegeben hatte, da sich die Partner/innen durch die Chemo nicht gut gefühlt hatten. Wer wusste schon, ob es Mats nicht irgendwann genauso ging? 
Benni verbot sich weitere Gedanken, denn die Zeit ging schneller rum, als gedacht und das Spiel wurde angepfiffen.

Bennis Antwort ließ Mats erneut lächeln. Aber dann legte er sein Handy zur Seite, damit er weiter essen konnte. Sonst würde die Lasagne noch kalt werden.
Als er fertig war, räumte er den Müll und das dreckige Besteck weg, nahm sich stattdessen noch eine Flasche Wasser aus der Küche mit.
Schließlich ging es los und dank der modernen Technik konnte er sowohl das Dortmund- als auch das Schalkespiel in Konferenz gucken.
Seine Jungs führten bereits nach zwanzig Minuten mit 2:0. Da machte er sich eigentlich keine Sorgen mehr.
Bei den Schalkern lief es entgegen eher schleppend, obwohl sie überlegen waren.

Bis zur Halbzeit blieb es 0:0. Torchancen hatte es auch keine gegeben, das Spiel war ziemlich schleppend und eintönig. Erst nach der Pause änderte es sich und Bennis Mannschaft kam in Fahrt, sodass sie in der zweiten Spielhälfte ziemlich überlegen waren und mit einem 1:2 gewannen. Wenigstens das. Jetzt freute Benni sich einfach, nach Hause zu können. Zu Mats und sich in dessen Arme kuscheln.

Am Ende schossen seine Dortmunder noch ein Tor und auch die Schalker gewannen, was Mats wirklich freute. Aber das dürfte er wohl kaum lauft sagen.
Er legte sich nun richtig hin und zog sich die Decke bis zum Kinn, während er sein Handy ran holte.
Zuerst gratulierte er Neven und ließ über ihn auch liebe Grüße an die gesamte Mannschaft ausrichten.
Dann tippte er eine weitere Nachricht an seinen Freund.

Gut, dass du auf mich gehört hast Glückwunsch zum Sieg! Vielleicht gibt's zur Belohnung ja einen freien Tag Freu mich auf dich, bis gleich. Lieb dich!!!

Benni duschte ziemlich lange und verabschiedete sich bei seinen Kollegen. Die gingen noch gemeinsam Essen, aber er musste Jens nur anschauen und bekam einen Nicken zurück. Die Bestätigung, das er nicht mitgehen musste. Und zu seiner Zufriedenheit bekamen sie am nächsten Tag frei. Kein Auslaufen, erst am Montag war wieder Training. Das würde Mats sicher auch freuen.
Deswegen fuhr er so schnell es ging nach Düsseldorf und parkte den Wagen auf der Straße. Er sprintete die Treppe nach oben und schloss die Türe auf. "Hallo mein Schatz", hauchte Benni, als er ganz leise die Türe aufgeschlossen hatte und jetzt vor dem Sofa auf dem Boden kniete und Mats über die Wange strich, der mit geschlossenen Augen darauf lag.

Mats hatte das Gefühl eben erst eingeschlafen zu sein, als ihm jemand sanft über die Wange strich.
Blinzelnd schlug er die Augen auf und, als er Benni erkannte, legte sich ein breites Lächeln auf seine Lippen.
"Hey", murmelte Mats, legte seine Hand auf die seines Freundes und sah ihn kurz einfach nur an.
Doch dann machte er etwas Platz und gab Benni stumm zu verstehen, dass er sich zu ihm setzen sollte. "Ihr habt gut gespielt...", gähnte Mats leise.

Mats lag auf dem Sofa und rutschte bereitwillig. Benni legte sich hinter seinen Freund auf die breite Sitzfläche, schmiegte sich an ihn, sodass sich ihre Beine berührten und Mats' Rücken seinen Oberkörper.
"Danke." Benni lächelte und drückte Mats einen Kuss auf die Lippen, bevor er einen Arm über Mats' Taille legte. "Gut geschlafen?" Bennis Hand stahl sich unter Mats' Pullover und streichelte ganz leicht über die Hand. Er war froh, wieder hier zu sein, bei Mats.

Mats lächelte leicht, als Benni sich hinter ihn legte. Allerdings drehte er sich dann doch noch etwas, damit er seinen Freund besser ansehen konnte.
"Ja", nickte Mats, legte seine Hand auf Bennis.
"Ich hab auch eine kleine Überraschung im Kühlschrank." Nicht, dass er das noch vergaß. Als er sich die Lasagne bestellt hatte, hatte er extra noch eine Portion Tiramisu dazu genommen.
Schließlich tastete Mats die Polsterfläche unter seinem Kopf ab, weil da irgendwas lag, was ziemlich unbequem war. Zum Vorschein kam sein Handy, das er wohl nicht mehr weggelegt hatte, bevor er eingeschlafen war.
Stirn runzelnd sah er aufs Display. Es zeigte eine neue Nachricht an. Von Jonas.
Schnell öffnete Mats sie.
"Meine Eltern und Jonas wollen morgen Abend kommen", murmelte er, nachdem er die Nachricht gelesen hatte. "Aber sie wollen in ein Hotel gehen..."
Jonas hatte es zwar nicht dazu geschrieben. Aber vermutlich wollten sie Benni und ihm keine Umstände bereiten.
Seufzend legte Mats das Handy dann ganz weg und schmiegte sich stattdessen an seinen Freund.

"Was denn für eine Überraschung?" Bennis Augen fingen sofort an zu strahlen. Eine Überraschung im Kühlschrank, das hörte sich doch total lecker an und ihm lief augenblicklich das Wasser im Mund zusammen.
Während Mats die Nachricht las, kuschelte sich Benni weiter an seinen Freund und strich Mats unablässig über den Bauch. "Morgen schon?" Das war ja eine schnelle Entscheidung, aber Mats würde das gut tun, das wusste Benni. Vor allem, wenn er Montag sowieso zwei Trainingseinheiten hatte und nicht nach Hause kam. "Ach quatsch, die können doch im Gästezimmer schlafen und Jonas hier auf dem Sofa oder auf einer Luftmatratze." Benni wollte keinesfalls, das Mats' Eltern im Hotel schliefen.

"Wenn ich es dir sage, dann ist es ja keine Überraschung mehr", belehrte Mats seinen Freund grinsend.
Kurz schloss er die Augen, bevor er Benni einen Kuss auf die Lippen hauchte.
"Ich glaub, das war die Idee meiner Mutter", seufzte er dann. "Wahrscheinlich wollen sie uns keine Umstände machen, weil ich...halt krank bin..."
Und wenn Mats so darüber nachdachte, dann war es vielleicht auch gar nicht schlecht, wenn er seine Familie dann nicht Tag und Nacht um sich hatte. Je nachdem, wie lang sie bleiben wollten.

"Aber ich bin doch so neugierig", widersprach Benni dann und erwiderte den sanften Kuss von Mats. Wie sehr hatte ihm das den Tag über gefehlt und jetzt spürte er endlich wieder das angenehme Kribbeln auf den Lippen.
"Ich weiß nicht, wie du das siehst, aber mir machen sie keine Umstände. Sie wissen ja, das wir sie nicht sekündlich bespaßen können und mir ist es eigentlich lieb, Wenn sie hier schlafen. Vor allem, wenn ich beim Training bin. Bitte Schatz, sag ihnen, sie können hier schlafen und sind herzlich eingeladen." Eindringlich sah er Mats an. Widerspruch war zwecklos.

"Tja, dann wirst du gleich wohl aufstehen und nachschauen müssen", schmunzelte Mats. Er würde sicher nicht verraten, was er im Kühlschrank versteckte.
Dann rieb er sich kurz über das Gesicht. Mats war sich nicht sicher, ob er seine Familie die ganze Zeit um sich haben konnte. Aber eigentlich hatte Benni recht.
"Okay, ich ruf sie gleich noch oder morgen früh an", gab er sich dann geschlagen.
"Aber wenn Dienstag die nächste Chemo ist...dann will ich sie nicht sehen..."

Benni brummte. Eigentlich hatte er gehofft, das Mats ihm die Überraschung bringen würde, weswegen Benni ein wenig auf Mitleid hoffte. "Aber Schatz, schau mal. Ich hab gerade ein anstrengendes Spiel hinter mir und meine Beine sind soo schwer, da kann ich jetzt unmöglich aufstehen." Wimpernschlagend und mit Schmollblick schaute er Mats an. "Bitte." Benni drückte einen Kuss auf das andere Lippenpaar.
"Ich bleibe Dienstag hier. Vormittags können deine Eltern ja bleiben und Nachmittags laden meine Eltern deine sicher zum Essen ein. Jonas natürlich auch und die haben bestimmt alle viel zu erzählen." Lächelnd sah Benni seinen Freund an und fuhr mit den Fingern durch die dunklen Locken. Wie lange er das noch tun könnte? Wie schnell Es gehen würde und Mats seine Haare verlieren würde?

Schmunzelnd sah Mats seinen Freund an. Diese Mitleidstour kannte er schon. Aber trotzdem funktionierte sie jedes Mal.
Der Kuss, den er Benni erneut auf die Lippen drückte, sollte wohl Antwort genug sein. Ansonsten würde sein Lieblingsschalker spätestens dann darauf kommen, als Mats sich von der Couch schob.
"Okay", nickte er und teilte so seine Zustimmung mit. "Willst du deine Eltern dann schon mal einweihen, während ich die Überraschung hole?", schlug er vor.
Mats fand, das war ein fairer Deal.
Er ging also in die Küche und holte das Tiramisu aus dem Kühlschrank. Die Portion war selbst für zwei Personen viel zu groß, sodass Mats sie in der Mitte teilte und eine Hälfte dann möglichst unfallfrei auf einen Teller gab.
Schließlich schnappte er sich noch zwei Löffel und kehrte dann zu Benni zurück.

Während Mats in die Küche verschwand, um die besagte Überraschung zu holen, zog Benni das Telefon an sich und wählte schnell die Nummer von zu Hause. Er erklärte seiner Mutter die Situation und die war natürlich sofort Feuer und Flamme, freute sich richtig auf Mats'Eltern.
"Tiramisu?"  Benni sah erstaunt auf die Teller und nahm Mats einen aus der Hand, als dieser sich setzte. "Du bist ein Schatz." Glücklich drückte er seinem Freund einen Kuss auf die Wange.

Mats sah gerade noch, wie Benni das Telefon weg legte, ehe er sich wieder zu ihm setzte.
"Ich hatte ja eine klitzekleine Ahnung, dass ihr gewinnen würdet. Das ist also die Belohnung", zwinkerte er und gab dann auch noch einen Löffel an Benni weiter.
"Und was sagen deine Eltern?", fragte Mats, bevor ein Löffel Tiramisu in seinem Mund verschwand.

"Ach, Hellseher bist du auch noch." Grinsend piepste Benni seinem Freund mit der freien Hand in die Seite. "Danke, das schmeckt total lecker." Benni hatte schon den zweiten Löffel Tiramisu im Mund und antwortete Mats dann.
"Meine Mom ist total begeistert und freut sich richtig - Achtung, das sind jetzt ihre Worte - die Eltern ihres Schwiegersohns zu sehen." Benni lächelte. Seine Eltern mochten Mats wirklich sehr gerne.

"Ja, an guten Tagen", schmunzelte Mats und zuckte dann leicht zusammen, als Benni ihm in die Seite piekste. Schließlich lachte er aber, während er sich noch ein Stückchen dichter an seinen Freund heran schob. Mats ließ ihm noch gerade so viel Platz, dass er ungestört essen konnte.
"Das freut mich." Aber das Tiramisu war ja auch von ihrem Lieblingsitaliener. Da wusste er ja, dass es Benni schmeckte.
"Ach, so ist das", schmunzelte der Dortmunder. "Solang sie dann nicht alle zusammen einen Plan schmieden, wie sie uns am besten und schnellsten vor den Traualtar kriegen..."
Seiner Mutter wäre das durchaus zuzutrauen.
Aber das Thema Hochzeit hatten Benni und er ja schon besprochen. Außerdem war erst Jojo dran, der Mats eigentlich auch noch gratulieren müsste.
Deswegen griff er auch direkt nach seinem Handy, weil er es sonst wieder vergessen würde.
Schnell tippte er eine SMS an Bennis Schwester, in der er ihr alles erdenklich Gute wünschte und ihr von Herzen gratulierte.

Benni hatte sein Tiramisu schon leer, da war Mats erst bei der Hälfte angekommen. Also stellte Benni seine Schale auf den Tisch und legte den Arm um Mats Schulter, zog seinen Freund mit dem Rücken eng an seinen Oberkörper.
"Schaffen sie sowieso nicht. Ich möchte später schon heiraten, aber das ist unsere Sache. Außerdem haben wir gerade wirklich wichtigeres zu überstehen, als über heiraten nach zudenken." Zumindest dachte Benni so darüber. Zudem stand jetzt erst mal Jojos Hochzeit im Vordergrund und wenn Mats wieder gesund war und sie sich bereit fühlten, konnten sie immer noch darüber reden und nachdenken.
"Ich liebe dich." Lächelnd küsste er Mats auf sein Haar.

"Dann sind wir uns ja einig", schmiegte sich Mats dann mit seinem Rücken ganz dicht an seinen Freund, denn der war schon längst fertig mit Essen.
Genüsslich schob sich der Dortmunder einen Löffel Tiramisu in den Mund und lächelte selig.
"Ich dich auch...", erwiderte er, strich Benni kurz über den Arm.
Schließlich stellte Mats seinen Teller ebenfalls weg, obwohl er noch nicht ganz fertig war. "Wollen wir vielleicht noch einen kleinen Spaziergang machen?" Ein bisschen raus gehen konnte ja nicht schaden. Zumal er den ganzen Tag ja in der Wohnung gesessen hatte.

"Das hat ja auch noch Zeit." Und sie waren noch jung. Benni liebte Mats, aber heiraten, das eilte nicht. Seine Mutter würde wohl eher vor Schreck umfallen, wenn sie jetzt auch noch den Wunsch nach einer jahrelangen Verbundenheit äußern würden. Der reichte es bestimmt fürs erste, wenn ihre Tochter verlobt war. Und für Benni war sowieso die oberste Priorität, das Mats gesund wurde.
"Gute Idee. Tut nach dem Dessert sowieso gut." Benni war total satt und klopfte sich auf den Bauch. Wie gut, das er Sport machte, sonst hätte er sicher eine ganz andere Figur als momentan.

"Eben", nickte Mats und schob seine Arme auf Bennis, schloss für einen kurzen Moment die Augen.
Wenn er so darüber nachdachte, dann brauchte er auch nicht unbedingt einen Trauschein, um zu zeigen, wie sehr er Benni liebte. Zumindest jetzt nicht.
Durch die Krankheit waren sie sowieso etwas näher zusammen gerückt.
"Vielleicht ist es auch schon dunkel genug, damit wir nicht an jeder Straßenecke erkannt werden", murmelte Mats.
Einen Moment blieb er aber noch so sitzen, genoss die Nähe zu seinem Freund. Schließlich drehte er seinen Kopf ein wenig und hauchte Benni einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe er sich aus dessen Umarmung löste, aufstand und seinem Freund dann eine Hand hinstreckte, um ihn hochzuziehen.

Benni ließ sich von Mats hoch ziehen und legte dann beide Hände an dessen Wangen. "Schau mal auf deine Uhr und dann raus." Benni grinste. "Ist nämlich schon halb 8, Liebling." Benni küsste Mats ganz liebevoll auf die Lippen und ließ dann von ihm ab. 
Vielleicht war ja auch nicht viel los und sie könnten sich einfach noch Arm in Arm auf eine Bank setzen, auf den Rhein schauen. Mittlerweile kannten sie ja einige ruhige Plätze und Benni hatte auch schon was im Kopf, wo sie hinlaufen konnten. 
Nachdem sie Jacken und Schuhe anhatten, Schlüssel, Handy und Geldbörse eingesteckt hatten, gingen sie aus dem Haus.

Als Benni so vor ihm stand, konnte Mats einfach nur lächeln. Liebling hatte er ihn schon länger nicht genannt, weswegen er den Kuss ebenso sanft erwiderte, wie Benni ihn ihm aufdrückte.
Nachdem sie sich angezogen hatten und nun draußen durch die Straßen liefen, vergrub der Dortmunder seine Hände vorsichtshalber in den Jackentaschen, damit er nicht versehentlich nach der Hand seines Freundes griff. Verführerisch war es nämlich schon. Zumal es wirklich schon dämmerte und ihnen ein kühler Wind um die Nase wehte.
"Und wo gehen wir jetzt hin?" Wenn Mats nicht alles täuschte, zog es Benni in eine ganz bestimmte Richtung.

Benni mochte den Geruch von frischer Abendluft und leichter Kälte. Hier am Rheinufer war es schon viel angenehmer, als in den Wohngebieten. "Erinnerst du dich noch an die Parkbank am Rheinufer. Die, die man hinter den vielen Bäumen gar nicht mehr sieht?" Dort hatte Benni Abends noch nie Menschen gesehen, wenn er den Weg entlang joggte. Und genau diese Bank steuerte er an. Man hatte einen fantastischen Blick auf den Rhein, es war ruhig und einsam. Perfekt für sie also. Erst, als sie sich der Bank näherten und Benni keine Menschen mehr ausmachen konnte, griff er nach er Hand seines Freundes. Trotzdem drehte er sich alle Meter um, entdeckte aber niemanden. Vorsicht war besser als Nachsicht.

Da sollte es also hingehen. Mats nickte schmunzelnd. Das war wirklich eine sehr verlassene Stelle und er war froh, dass sie sie kannten. So hatten sie auch außerhalb ihrer Wohnung ein wenig Normalität, wenn schon alles andere gerade verrückt spielte.
Noch auf dem Weg zur Bank zog Benni die Hand des Dortmunders aus der Jackentasche und verschränkte ihre Finger miteinander. Es war einfach nur herrlich gerade, sodass Mats kurz die Hand seines Freundes drückte, als sie sich der Bank näherten und sie schließlich setzten.
Und weil wirklich keine Menschenseele zu sehen war, wagte Mats es sogar, sich ein wenig an Benni zu lehnen, während er hinaus aufs Wasser sah, wo die letzten Sonnenstrahlen auf dem Rhein glitzerten.

Benni hielt Mats' Hand weiterhin fest. Als sie frisch zusammen waren, hätten sie sich das nie im Leben getraut. Aber mittlerweile konnten sie es ja einschätzen, ob es richtig oder falsch war, sich in der Öffentlichkeit nahe zu sein. Gefährlich war es. Das würde sich nie ändern. Dennoch war Es schön, so entspannt mit Mats hier zu sitzen.
"ist schön mit dir hier." Benni war rundherum glücklich und fühlte sich wohl, Mats so nahe bei sich zu haben und ihn zu spüren.

"Ich wünschte, wir könnten das immer machen", seufzte Mats und spielte nun mit Bennis Fingern.
Warum musste es auch ausgerechnet nur noch im Fußball verpönt sein, schwul zu sein. Überall anders war es nahezu normal. Nur im Fußball nicht. Dem Männersport schlechthin.
Es wäre auf jeden Fall noch schöner, der ganzen Welt zeigen zu können, dass er schon seit Jahren glücklich mit Benni war und er ihm jetzt so den Rücken stärkte.
Aber das ging nicht.
"Ich hoffe nur, dass wir es noch miterleben, wenn es irgendwann normal sein wird, dass es auch im Fußball schwule Männer gibt."

Benni nickte langsam und drückte Mats Hand, ließ ihm dann wieder die Beschäftigung, mit seinen Fingern zu spielen. Er wusste, was Mats meinte. Benni fehlte das ungemein, in der Öffentlichkeit zu seinem Freund zu stehen. Zumal Lisa ihm seit Jahren Deckung gab und selbst so viel zurück steckte.
"Wir können uns jeden Augenblick outen, dann erleben wir es schneller, als gedacht." Aber das passte gerade genauso wenig, wie eine Hochzeit. Momentan gab es wichtigeres, nämlich, für Mats da zu sein.
Klar passten sie immer auf, aber am einfachsten wäre es wirklich, wenn sie sich gar nicht offiziell outeten, sondern einfach beobachtet werden würden. Dann hätte das ganze Theater ein Ende.

Sofort schüttelte Mats den Kopf. "Das will ich nicht...", sagte er und drehte den Kopf etwas, damit er Benni ansehen konnte.
Es würde ihm einfach falsch vorkommen, gerade jetzt. Sie wussten nicht, wie es weiter gehen würde. Vielleicht verschlechterte sich Mats' Zustand dann irgendwann dramatisch und am Ende stand Benni als einziger geouteter Spieler da. Das würde er nicht zulassen.
Der Dortmunder hauchte seinem Freund einen Kuss auf die Wange und sah dann wieder aufs Wasser. Die ganze Situation nervte ihn einfach tierisch. Das einzige, was ihn gerade glücklich machte, war, dass Benni hier neben ihm saß und ihn seine Nähe spüren ließ.