Alles vorbei?

"Doch...Benni ist toll, er ist immer für mich da, lässt alles stehen und liegen, wenn es mir schlecht geht. Nur manchmal hab ich das Gefühl, ich kann ihm das nicht zurückgeben." Aber das war ja nur die halbe Wahrheit.
Mats spielte mit dem Zipfel der Bettdecke, bevor er weiter sprach.
"Jojo ist verlobt. Und da haben wir halt drüber gesprochen, ob wir uns das auch vorstellen können...also heiraten. Aber wir sind dann zu dem Punkt gekommen, dass es im Moment nicht geht wegen der Krankheit."

Wenn Mats gesund werden würde und den Krebs besiegen würde, würde er Benni vermutlich mehr zurückgeben, als er sich erdenken könnte. "Werd gesund, mehr kannst du für ihn vermutlich nicht tun", schmunzelte Hermann. Jetzt lächelte er noch und im nächsten Moment stand ihm der Mund offen. "Ihr wollt heiraten", fragte Hermann positiv überrascht, hatte den letzten Teil gar nicht mehr gehört. Das waren ja Neuigkeiten.

Das war ja auch furchtbar leicht: Einfach wieder gesund werden. Jetzt würde sich Mats am liebsten komplett verstecken.
Überrascht sah er dann auf. Sein Vater hatte ihm scheinbar nicht wirklich zugehört.
"Nein...also vielleicht...irgendwann..." Seufzend ließ Mats seinen Kopf ins Kissen sinken.

Hermann stand auf und lief in dem Zimmer auf und ab, schaute dann schließlich aus dem Fenster. "Das ist doch toll Mats, warum klingst du bei so einer Neuigkeit so niedergeschlagen?" Hermann verstand es nicht.

"Du verstehst mich nicht, oder?"
Schien zumindest so. Benni und Mats waren schließlich nicht verlobt.
"Vielleicht wird es niemals soweit kommen. Vielleicht krieg ich die Chance gar nicht den Mann, den ich liebe, zu heiraten. Vielleicht behalten sie mich morgen direkt im Krankenhaus." Mats hätte sich noch viel mehr in Rage reden können. Aber eigentlich wollte er gar nicht dran denken. Eigentlich wollte er jetzt nur noch allein sein und schlafen.

Er räusperte sich. Vielleicht hatte er sich ein bisschen zu doll gefreut, aber falls es zu einer Hochzeit kommen sollte, fände er das eben sehr toll.
"Nein, ich verstehe dich nicht. Ich kann mir vorstellen, das es gerade nicht einfach ist. Aber du sagst, es geht dir gut und solange du die Chemo verträgst und es dir nicht schlechter geht, ist es doch super. Die Ärzte würden doch sofort mit dir reden, falls irgendwas sein sollte, Mats." Verständnislos schaute Hermann seinen Sohn an.
"Wenn ihr heiraten wollt, tut es doch. Macht das nicht von dem Krebs abhängig." Das war auch nicht die beste Lösung, so lange zu warten.

Super, jetzt war seine Familie da und Mats durfte sich von jedem eine Moralpredigt anhören.
So hatte er sich das nicht vorgestellt, obwohl er zugeben musste, dass sein Vater recht hatte.
"Ich wär jetzt lieber allein", murmelte Mats und drehte seinem Vater den Rücken zu.
Heute wollte er niemanden mehr hören oder sehen. Außer Benni vielleicht.

Mats blockte ab. Gut, er sollte sich da auch nicht zu sehr einmischen. Ob man heiratete oder nicht, das mussten die Paare ja selbst entscheiden, aber er fand den Terz nicht gut, den Benni und Mats daraus machten. "Denk darüber nach, Mats." Leise verschwand Hermann aus dem Zimmer und ging nach unten.

Benni ließ Mats und seinem Vater Zeit. So ein Vater-Sohn-Gespräch war vielleicht auch mal gut und er saß ja derweil mit Jonas auf dem Sofa und zockte eine Runde an der Playstation.

"Ich mach dich fertig", grinste Jonas und sah verbissen auf den Fernseher.
Er hatte den Ex-Verein seines Bruders gewählt, damit er überhaupt eine Chance hatte. Mit Unterhaching hätte er gar nicht erst antreten brauchen.
Allerdings machte Benni es ihm viel zu leicht. Der Freund seines Bruders schien nicht ganz bei der Sache zu sein.
"Hey, ich brauch einen Gegner. Wo bist du denn mit deinen Gedanken?", stieß Jonas dem Schalker in die Seite.

"Das werden wir ja sehen." Er wollte Jonas keinesfalls gewinnen lassen, allerdings lag Benni ziemlich schnell hinten. Verdammt, vorbei war sein Plan. Aber Mats war so niedergeschlagen gewesen und das fand Benni im Anbetracht der Tatsache, das er in zwei Tagen die Chemo war, gar nicht gut.
"Ich hab gestern schon 90 Minuten auf dem Platz gestanden, Jonas", meinte Benni verbissen und fixierte den Fernseher.

(Die Chemo ist schon morgen ingame dürfte ja gerade Montag sein )

"Nur?", fragte Jonas scheinheilig nach. "Ich dachte, du hattest zwei Einheiten heute. Was macht ihr denn da überhaupt?"
Er schwafelte einfach mal weiter, um Benni weiterhin abzulenken. Klappte bisher auch ganz gut. Er führte bereits mit zwei Toren.

(Oh, sorry )

"Idiot", brummte Benni und machte endlich das erste Tor gegen Jonas. "Ich weiß ja nicht, wie das bei dir ist. Aber mich stresst ein Spiel mehr, als das Training. Außerdem war das heute wirklich gut." Und demnach empfand Benni das nicht so anstrengend. Jens hatte ihn heute mehr als gelobt und das hatte gut getan. Er wollte den Verein nicht enttäuschen.

Jonas grinste nur weiter vor sich hin. Selbst als Benni das Anschlusstor machte, ließ er sich davon nicht beirren.
Letztlich gewann er nämlich mit 3:1 und er stoppte das Spiel, sah den Schalker prüfend an.
"Jetzt mal im Ernst. Ist alles okay? Also mal abgesehen vom Krebs..."

Jonas war nicht nur vorlaut und frech, sondern auch ziemlich hartnäckig. Und Benni wusste nicht genau, was er davon halten sollte. Seine Gedanken kreisten nämlich um Mats und nicht um sich selbst.
"Ja, doch. Ist eben alles nicht so einfach", zuckte er mit den Schultern.

Jonas legte den Kontroller auf den Tisch vor sich und drehte sich dann leicht zu Benni, um ihn besser ansehen zu können.
"Klar, das kann ich verstehen. Aber wenn wir euch auf die Nerven gehen, dann schmeißt uns einfach raus, okay? Ich mein, der Spruch von Mama vorhin, der ging gar nicht."
Er hatte sich vorhin auch kurz mit seiner Mutter unterhalten. Aber sein Vater hatte schon die größte Arbeit gemacht.

(Sorry, das Forum hat es bis gerade nicht mehr geladen.)

Jonas sah das also gleich wie Mats und Benni konnte sich da nur anschließen. "Sie kann da sagen, was sie will, aber sie wird uns bestimmt nichts verbieten können. Ist ja auch verständlich, das sie sich Sorgen macht, das geht mir nicht anders, aber Mats weiß doch selbst, wozu er Kraft hat und was er lieben lassen sollte." Benni hatte das extra nicht direkt auf den Sex bezogen, das würde sonst ein komisches Gespräch werden.

(War bei mir vorhin auch -.-)

"Ja, eben", stimmte Jonas zu. "Ich mein, für euch ist das schon schwer genug. Da braucht Mama da nicht noch zwischen quatschen."
Er klopfte Benni auf die Schulter. "Also falls ich sie euch mal für ein paar Stunden vom Hals halten soll, sagt bescheid."

"Das ist lieb, aber eigentlich ist es nur wichtig, das ihr morgen zu meinen Eltern geht", lächelte Benni. Mats wollte seine Ruhe während der Chemo und das war vollkommen okay.
Benni würde mit Mats einfach ins Schlafszimmer gehen, wenn er ein wenig Nähe wollte, das war ihm eigentlich egal, ob Mats' Familie da war. Nur Mats fühlte sich da unwohl und das war nicht sehr vorteilhaft.

"Okay, dann sorg ich eben dafür, dass wir morgen so lange wie möglich weg bleiben", zwinkerte Jonas.
"Hast du eigentlich mal mit Jojo gesprochen?" Sonst würde er sich echt langweilen.
Schließlich sah er auf, als er hörte, wie sein Vater die Treppe wieder herunter kam.

Benni schüttelte mit dem Kopf. "Hab ich vergessen, sorry." Benni hatte einfach so viel um die Ohren und andere Dinge im Kopf, das er es einfach vergessen hatte. "Ich schreib ihr heute noch, aber ich denke schon, dass sie da ist." Wahrscheinlich war ihr Verlobter auch da.
"Ich geh mal wieder hoch, Jonas."

Benni betrat ohne Anklopfen das Schlafzimmer und sah Mats, der in der Bettdecke vergraben war und fast nicht mehr zu sehen war. "Hey, was ist denn los", hauchte Benni leise und setzte sich auf die Bettkante.

"Kein Ding. Sonst gib mir ihre Nummer und ich frag sie selbst", zwinkerte Jonas, ließ Benni dann aber nach oben gehen.

Als erneut die Tür aufging, fürchtete Mats schon, dass nun sein Bruder ihm auch noch irgendwas erzählen wollte, sodass er sich noch ein bisschen weiter unter der Decke versteckte.
Dann hörte er allerdings Bennis Stimme und war sofort wieder beruhigt.
"Wir hätten meine Familie doch ins Hotel stecken sollen", murmelte Mats.

Liebevoll strich er Mats die Haare aus der Stirn und hauchte einen Kuss auf die freigelegte Haut.
"Was hat dein Vater angestellt", fragte Benni besorgt und stahl sich wieder unter die Decke seines Freundes, rückte nah an Mats heran.

Kaum lag Benni neben ihm, rückte Mats nah an ihn heran und legte seinen Kopf an dessen Schulter.
"Er sagt, ich soll mir mein Leben nicht vom Krebs bestimmen lassen. Aber wie soll ich das machen, hm? Ich kann nicht mehr spielen, muss alle paar Tage ins Krankenhaus...außerdem hat er leicht reden. Er steckt nicht in meiner Haut..."
Das Thema Hochzeit ließ Mats erstmal außen vor.

Benni schloss die Augen und hielt die Luft an. Er verstand Mats, ihm fiel es schon schwer, überhaupt etwas dazu zu sagen. "Vielleicht will er dir ja auch nur sagen, dass du das Leben genießen sollst und dich nicht zu Hause verstecken sollst." Vorsichtig drückte er Mats an sich.

"Mag sein...", seufzte Mats.
"Aber weißt du, sie kommen hier her und wollen mir direkt einen vom Leben erzählen, was ich alles tun und lassen soll."
Natürlich fand er es toll, dass seine Eltern und Jonas extra wegen ihm hergekommen waren. Aber wenn sie ihm dann nur Vorschriften machen wollten, konnten sie auch gleich wieder gehen.

"Sie wollen nur das Beste für dich, Mats. Jonas hat übrigens gesagt, wir können sie gerne rausschmeiße, wenn es zu anstrengend und zu nervig ist." Vielleicht sollten sie das wirklich tun, wenn Mats sich so nicht wohl fühlte.
"Was hat dein Vater denn alles gesagt?"

Von seiner Familie war Jonas immer noch am tollsten. Das musste Mats mal wieder feststellen.
"Dass ich sonst auch immer im hier und jetzt lebe. Dass ich mein Leben nicht planen soll. Schließlich würden wir das mit unserer Beziehung auch nicht tun. Dann hab ich ihm halt davon erzählt, dass wir übers Heiraten gesprochen haben, weil Jojo jetzt verlobt ist. Und da meinte er nur, dass wir nicht warten sollen...", fasste Mats das Gespräch zusammen.

Hermann hatte wirklich recht mit dem, was er sagte. Normalerweise machte sich Mats wirklich weniger Gedanken über die Zukunft, fand Benni. Aber das hatte sich jetzt eben geändert.
Ein glückliches Kribbeln durchflutete Bennis Körper. Das war so eine Sache mit der Hochzeit. Er liebte Mats und Benni würde ihn sofort heiraten. Er fragte sich nur, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt war.
"Was denkst du darüber", fragte er leise.

"Er hat Recht", stellte Mats nüchtern fest und setzte sich auf. "Er hat Recht. Ich liebe dich mehr als alles andere. Du bist mein ein und alles. Und ich bin froh, dass ich dich hab. Gerade jetzt."
Er griff nach Bennis Hand und sah ihm direkt in die Augen.
"Benedikt Höwedes, willst du mich heiraten?"
Das war natürlich der unromantischte Heiratsantrag aller Zeiten. Aber Mats meinte es vollkommen ernst.

Benni hatte ein Lächeln auf den Lippen, war einfach glücklich. Erst hatte er Mats ein umfangreiches Liebesgeständnis gemacht und jetzt bekam er zu hören, wie sehr er ihn liebte.
Überrumpelt, aber positiv schaute er Mats an, blinzelte ein paar mal und konnte gar nicht fassen, das Mats ihn gerade gefragt hatte, ob er ihn heiraten wollte.
"Ich..liebe dich, Mats", wisperte Benni nur und küsste seinen Freund oder besser Verlobten, brachte gerade nichts anderes raus.