Alles vorbei?

Benni war wirklich gerührt, obwohl er eigentlich schon einmal Ja gesagt hatte.
Aber insgeheim war Mats froh, dass er es sich nicht noch mal anders überlegt hatte, auch wenn er es seinem Verlobten gar nicht zugetraut hätte.
"Willst du dir den Ring gar nicht anschauen?", stand er lächelnd wieder auf und fuhr Benni über die Wange, um die kleinen Tränenspuren weg zu wischen.
"Ich liebe dich", hauchte Mats erneut, gab ihm im nächsten Atemzug einen Kuss auf die Lippen.

Verdattert, aber lächelnd nickte Benni. "Doch, doch." Trotzdem hatte er noch keinen Blick auf die Ringe geworfen, war viel zu überwältigt und gefesselt von Mats.
"Ich liebe dich, Mats", hauchte Benni. Liebevoll aber vollkommen ernst gemeint und blickte jetzt nach unten, zwischen ihre Körper, auf die Ringe. Wunderschön.

Es war wirklich süß, wie Benni noch immer etwas überwältigt war.
Erneut drückte Mats ihm einen Kuss auf und holte dann den Ring aus der Schatulle, den er für Benni vorgesehen hatte.
Schließlich griff er nach seiner linken Hand und steckte ihm den Ring an den Ringfinger. "Ich hoffe, er gefällt dir..."

Selig lächelnd beobachtete Benni, wie Mats ihm den Ring ansteckte. Er betrachtete seine Hand, drehte sie und bestaunte den Ring. "Der ist wunderschön, danke!"
Fast andächtig nahm er einfach den zweiten Ring heraus und steckte ihn seinem Verlobten  vorsichtig an.
In seinem Bauch flatterte es nur so, Benni wusste nicht, wohin mit den ganzen Glücksgefühlen.

"So wie du", lächelte Mats, griff nach Bennis Hand und verschränkte ihre Finger miteinander, bevor er ihm einen Kuss auf die Lippen drückte.
"Aber jetzt lass uns erstmal essen, bevor die Nudeln kalt werden."
Er zog seinen Verlobten mit zum Tisch. Musste ihn dann aber leider wieder los lassen, als sie sich setzten.
"Ich hab keine Ahnung, ob's schmeckt", grinste der Dortmunder etwas verlegen.

Benni lächelte verlegen und schmiegte sich an seinen Verlobten. Erst jetzt wandten sie sich wieder dem Essen zu. Benni nahm erst mal sein Wasserglas, hob es hoch und stieß mit Mats an. "Auf uns!" Mit Gabel und Löffel bewaffnet schob Benni sich die Nudeln in den Mund. "Schmeckt super lecker, wie immer." Spaghetti konnte sein Verlobter kochen und Benni freute sich immer sehr darüber. Kurz überlegte er, das Thema Jens anzuschneiden, aber das würde jetzt wirklich den ganzen Augenblick zerstören.

Lächelnd stieß Mats mit seinem Verlobten an. "Auf uns", nickte er ebenfalls.
Dann wartete Mats kurz ab, was Benni zum Essen sagte. Als es ihm schmeckte, war der Dortmunder sehr beruhigt und fing dann auch selbst an zu essen.
"Jonas hat mir beim Aussuchen geholfen", erzählte Mats schließlich.

Benni ließ es sich schmecken, hatte nach dem Training auch ziemlich Hunger. Zwar nur eine Trainingseinheit, aber Jens verlangte ihnen einiges ab.
"Ihr habt auf jeden Fall einen guten Geschmack, die Ringe sind wunderschön, Mats." Benni lächelte und betrachtete seinen Ring schon wieder. "Und wie hat er reagiert?"

"Ich musste ihn ja aus dem Bett schmeißen, sonst würde er vermutlich jetzt noch schlafen", lachte Mats.
"Auf jeden Fall hat er erstmal all seine Klamotten fallen lassen, als ich die Bombe hab platzen lassen. Er hat mir aber versprochen, dass er erstmal die Klappe hält. Und er wird mein Trauzeuge", fasste er die Ereignisse des Vormittags zusammen.
"Weißt du schon, wen du fragen willst? Ralf?"
Sie hatten zwar noch nicht darüber gesprochen, wann sie heiraten wollten. Aber mit der Planung konnte man trotzdem nicht früh genug anfangen.

"Komisch, dich brauch man fast nie aus dem Bett schmeißen." Den Part übernahm ja dann eher Benni, aber so oft sich die Hummels-Brüder ähnelten, so unterschiedlich waren sie auch. 
"Hört sich aber auf jeden Fall so an, das es ihn freut", vermutete Benni. Aber Jonas war ja oft so. Solange andere damit glücklich waren, freute es ihn meistens auch. 
Benni zuckte mit den Schultern. Trauzeuge. Da hatte er gar nicht drüber nachgedacht. Ralf wäre auf jeden Fall sein erster Einfall und er war sein bester Freund. Aber Manuel wäre auch eine Option, auch wenn der Kontakt eher selten war. "Ich rede mal mit Ralf, wenn es irgendwann geht." War ja eher schwer neben dem Training, aber in einer Mittagspause müsste sich da auch mal Zeit finden.

"Morgen wahrscheinlich schon", legte Mats den Kopf kurz schief. Falls er überhaupt aus dem Bett kam.
Aber er wollte den Teufel auch nicht an die Wand malen. Vielleicht würde es ihm ja auch gar nicht so schlecht gehen, wie er es jetzt annahm.
"Muss ja auch nicht sofort sein." Sie hatten ja auch noch eine Weile Zeit, um sich um alles zu kümmern. Mats wollte nur erstmal die Chemo hinter sich bringen.

"Sieh nicht immer alles so schwarz. Warte doch erst mal ab", bat Benni. Er hoffte einfach, dass Mats die Chemotherapie helfen würde und er in der nächsten Saison wieder dabei war. 
"Wir müssen auch langsam los, Mats." Benni schaute auf seine Uhr und aß die Nudeln auf, schaute dann auffordernd zu seinem Verlobten. Vielleicht konnten sie den Arzt mal fragen, ob es in Düsseldorf auch die Möglichkeit zur Therapie gab, das sie nicht immer bis nach Essen fahren mussten.

Ja, Benni hatte recht. Deswegen war Mats auch einmal mehr froh, dass er ihn hatte.
Als sein Verlobter dann aber ansprach, dass sie bald los mussten, schluckte er kurz. Ihm graute schon wieder davor, ins Krankenhaus zu fahren.
Mats hatte seine Nudeln noch nicht ganz aufgegessen, dennoch schob er den Teller von sich.
"Dann lass uns mal los...", seufzte er und räumte noch alles in die Küche, bevor er sich Flur Schuhe und Jacke über zog.

Wieder fuhr Benni mit Mats' Wagen und Mats auf dem Beifahrersitz ins Krankenhaus. Die Fahrt dauerte länger als normal, auf der Autobahn standen sie im Stau, aber dann kamen sie doch noch auf dem Krankenhausparkplatz an. Bevor sie auch irgendwie erkannt werden konnten führte sie eine Krankenschwester ins Behandlungszimmer. Mats durfte gleich auf dem bequemen Sessel Platz nehmen. Wenig später kam ihr Arzt und schüttelte ihnen die Hand. "Wie ging es ihnen denn, Herr Hummels?"

Während der Fahrt zum Krankenhaus hatte Mats nur schweigend aus dem Fenster gesehen.
Er wollte Benni wirklich keine Sorgen bereiten, aber ihm war schon wieder so mulmig im Magen, dass er kein Wort heraus brachte.
Im Behandlungszimmer sah er den Sessel und wäre am liebsten wieder gegangen. Dennoch setzte er sich.
"Besser als gedacht. Übelkeit, Erbrechen und Nasenbluten hatte ich. Aber sonst ging's mir doch recht gut."

Der Arzt nickte. "Wenn Ihnen das zu unangenehm ist, dann dürfen sie auch wirklich die Tabletten nehmen, die ich Ihnen das letzte Mal mitgegeben habe." Der Arzt wollte nach der Chemo noch mal kommen und die Krankenschwester hängte Mats gleich an den Tropf. Jetzt hieß es warten. "Willst du dich hinlegen", fragte Benni fürsorglich und schaute zu dem Krankenhausbett, das im anderen Eck stand. Er war sofort bei Mats und hielt dessen Hand.

Mats nickte nur. Der Arzt verschwand und die Schwester legte ihm den Zugang für den Tropf, den sie auch gleich anhängte.
"Nein", murmelte er und drückte Bennis Hand fest. "Geht schon." Wenn er sich auch noch in so ein Bett legte, würde er sich nur noch kranker fühlen und das wollte er nicht.
Jetzt hieß es eigentlich nur warten. Warten darauf, dass ihn die Übelkeit überfiel, und darauf, dass der Tropf durchlief.

Er nickte. Benni wusste nicht, was er tun oder sagen sollte und so erzählte er einfach erst nochmal, wie wunderschön und überraschend der Antrag war, das er damit aber unendlich glücklich war und dann ging Benni irgendwann in Urlaube über und schwelgte ein wenig in Erinnerungen mit Mats. Vielleicht half Es ihm ja.

Benni gab sich wirklich Mühe, ihn von dem Drumherum abzulenken. Und Mats war ihm einfach unendlich dankbar dafür.
"Du bist echt toll. Weißt du das eigentlich?", unterbrach der Dortmunder irgendwann einfach den Redeschwall seines Verlobten und lächelte ihn warm an, obwohl er merkte, wie es ihm wegen der Chemo von Minute zu Minute schlechter ging.
Bestimmt sah er jetzt schon aus wie ein Geist.

Benni schmunzelte. "Sonst würdest du mich nicht heiraten", hauchte er und küsste Mats' Handrücken. Benni hoffte so für seinen Freund, das es ihm gut ging, wenn sie hier fertig waren. Das ihm nicht so schlecht war und er nicht nur schlafen wollte. Einfach, weil Mats das nicht verdient hatte.

"Vermutlich", erwiderte Mats im einen Moment noch grinsend, bevor ihm im nächsten wirklich schlecht wurde.
Deshalb drehte er sich etwas von Benni weg, weil auf der Seite auch der Behälter stand, in den er sich schließlich übergab.
Auch, wenn das nicht mehr neu war, war es ihm doch irgendwie peinlich.

Mats übergab sich schließlich doch und Benni hatte wahnsinnig Mitleid mit seinem Schatz. Er machte sich einfach Sorgen um seinen Verlobten. Vorsorglich und mitfühlend strich Benni Mats über den Rücken, fuhr ihm durch die Haare und reichte ihm dann schließlich das feuchte Tuch und das Glas Wasser.

Mats nahm das Tuch und das Glas Wasser dankbar entgegen. "Danke", murmelte er, wischte sich erst den Mund ab und spülte ihn dann aus, obwohl es nicht reichte, um den ekeligen Geschmack in seinem Mund loszuwerden.
Schließlich setzte er sich wieder gerade hin, schloss aber die Augen.
Der Dortmunder war unendlich froh, dass er hier einen Raum für sich hatte und dass Benni bei ihm, nach dessen Hand er wieder tastete.

Mats hatte nach wie vor ein blasses Gesicht, sah vollkommen erschöpft und erledigt aus. Benni nahm Mats Hand in beide seiner Hände und hielt sie einfach fest. "Ich bin immer da, Mats. Egal, was passiert", versprach Benni. 
Irgendwann waren sie auch fertig und die Schwester entfernte den Zugang.

Müde lächelte Mats seinen Freund an und drückte seine Hände kurz. "Ich weiß."
Zum Glück war der Tropf dann durchgelaufen. Aber im Moment fühlte sich Mats noch nicht besonders gut, dass er zurück zum Auto laufen könnte. 
"Kann ich noch einen Augenblick sitzen bleiben?" Ihm war nämlich auch noch nicht ganz wohl im Magen.

Der Arzt nickte bestätigend. "Selbstverständlich, nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen. Wenn Sie wollen und sie sich damit wohler fühlen würden, können Sie auch über Nacht bleiben und wir schauen einfach schnell nach einem freien Zimmer." Fragend sah der Arzt Mats an.
Benni verzog das Gesicht, er wollte Mats hier nicht alleine lassen. Er wollte ihn mit nach Hause nehmen und sich dort um ihn kümmern.

Hastig schüttelte Mats den Kopf. "Nein, das ist nicht nötig. Danke."
Er würde nur hier bleiben, wenn es wirklich nicht anders ging. Aber Mats brauchte einfach nur noch einen Moment, damit er sich etwas besser fühlte.
Außerdem wollte er Benni bei sich haben und das ging hier im Krankenhaus schlecht.

Das Mats das Angebot vom Arzt nicht annahm beruhigte Benni. Nie würde er seinen Verlobten hier alleine lassen, da würde er ja selbst die ganze Nacht wach liegen, weil er kein Auge auf Mats hatte.
Eine ganze Weile saßen sie noch in dem Zimmer, machten dann einen neuen Termin aus und fuhren wieder nach Hause. Mats sah nicht viel besser aus, aber er hatte gesagt, es ging soweit, das sie nach Hause fahren konnten.

Mats hatte gar nicht so richtig mitbekommen, wie Benni sie nach Hause gefahren hatte.
Aber statt aufs Sofa ging er diesmal direkt nach oben ins Schlafzimmer und legte sich dort ins Bett, nachdem sie Zuhause angekommen waren.
Ihm war immer noch bisschen übel. Aber jetzt wollte er einfach nur eine Runde schlafen.

Mats war schweigsam und Benni wusste überhaupt nicht, was er sagen sollte. Er wollte seinen Verlobten aufheitern, immerhin würden am Abend Hermann, Ulla und Jonas zurückkommen, aber wollte Mats auch nicht nerven. Der verschwand sofort nach oben und Benni machte ihm erst mal eine große Kanne voll Tee und eine Wärmflasche, brachte alles nach oben. Vielleicht würde Mats das ja ein wenig helfen, das ihm nicht mehr so übel war  "Kann ich irgendwas tun, mein Schatz",fragte Benni und setzte sich auf die Bettkante, strich Mats durch die Haare.