Alles vorbei?

Mats konzentrierte sich darauf, immer wieder Bennis Prostata zu treffen, und nach einiger Zeit bekam er schon den Lohn für seine Arbeit.
Benni kam mit seinem Namen auf den Lippen in seiner Hand. Allein der Anblick, den sein Freund ihm bot, reichte, um ihn nach einigen weiteren Stößen ebenfalls laut stöhnend zum Höhepunkt kommen zu lassen.
Mit hämmerndem Herzen und unregelmäßigem Atem küsste Mats seinen Freund träge, ehe er sich aus ihm zurück zog und sich stattdessen an ihn kuschelte.
"Das war echt...geil", murmelte er grinsend.

Völlig benommen von dem Orgasmus und dem heißen Anblick seines Freundes lag Benni da und schlang die Arme um Mats' Körper. Er konnte dessen Herzschlag an seinem Oberkörper spüren, fühlte sich rundherum wohl.
"Gott, das. War. Wahnsinnig gut", schnaufte Benni und drückte Mats ein Kuss auf den Kopf. "Mhm, sehr heiß, mein Schatz", fügte Benni genießerisch an.

Mats lächelte selig und würde am liebsten einfach liegen bleiben, irgendwann einfach in den Armen dieses Mannes einschlafen. Aber jetzt fiel ihm auch seine Familie wieder ein, sodass er sein Gesicht an Bennis Schulter versteckte.
Hoffentlich hatten sie nichts mitbekommen.
Außerdem bekam Mats doch langsam Hunger.
"Gehen wir gleich duschen und dann wieder runter?", murmelte er und hauchte einen Kuss auf Bennis Oberarm.

Das war wohl der Nachteil, wenn man Sex hatte und der Besuch in der Küche das Abendessen machte. Benni hatte zwar Hunger, war aber auch müde und träge. Liegen bleiben konnten sie nur nicht und daran erinnerte Mats ihn. 
"Mhm...nur 5 Minuten", seufzte Benni und drückte seinen Freund zur Verdeutlichung an sich. Aber Mats hatte recht, sie mussten aufstehen. Früher oder später würde Jonas ins Zimmer platzen.

"Okay", stimmte Mats brummend zu und legte seinen Arm quer über Bennis Bauch.
Eigentlich fände er es jetzt sehr witzig, seinen Bruder anzurufen und ihn zu bitten, ihnen was essbares nach oben zu bringen. Jonas würde einen Herzinfarkt kriegen, sobald er die Schlafzimmertür aufgemacht hätte.
"Wie war eigentlich das Training?", fragte Mats schließlich, bevor er wirklich noch einschlief.

Bennis Magen grummelte wenig später. Wahrscheinlich würden sie so keine 5 Minuten hier liegen. Immerhin hatte er Training gehabt und Bettsport betrieben, da durfte man durchaus Hunger haben. 
"Ziemlich gut. Jens war total zufrieden. War wirklich gut heute", erzählte Benni. "Schatz, ich hab Hunger."

Bennis Magen verriet ganz eindeutig, was es von den fünf Minuten hielt, was Mats zum Schmunzeln brachte.
Aber er freute sich für seinen Freund, dass das Training so gut verlaufen war. Er hätte am liebsten auch welches gemacht.
"Na, dann komm", richtete Mats sich auf und hielt Benni seine Hand hin.
"Erst duschen, dann essen."

Lächelnd sah Benni zu Mats auf und ergriff dessen Hand. Nackt wie sie waren tappsten sie über den Flur und verschwanden ins Badezimmer. Benni hopste sofort unter die Dusche und zog Mats hinter sich her. Stand da, schlang die Arme um Mats' Körper und lehnte den Kopf an dessen Brust. Das warme Wasser prasselte auf sie nieder und er streckte sich, fing Mats' Lippen zu einem Kuss ein. "Ich liebe dich", hauchte er.

Benni war heute sehr einnehmend, das merkte Mats auch unter der Dusche. Aber stören tat es ihn definitiv nicht.
Er legte seine Hände an die Hüfte seines Freundes und erwiderte den zärtlichen Kuss.
"Ich dich noch mehr", schmunzelte Mats, ehe er durch Bennis nassen Haare fuhr und dann nach dem Duschgel griff, um seinen Freund einzuschäumen. Ging es nach ihm, könnten sie stundenlang hier stehen bleiben, aber Bennis Hunger wollte gestillt werden. Deshalb sollten sie sich schnell duschen und dann runter.

Viel zu schnell waren sie mit dem Duschen fertig, dabei hatte es Benni richtig genossen, mit Mats unter dem warmen Wasser zu stehen. In Jogginghosen und einem kuscheligen Pulli betraten sie dann schließlich das Esszimmer. Mats' Familie saß schon da und schöpfte sich gerade vom Essen. Es roch unglaublich gut und sie setzten sich. "Verlangen gestillt", stichelte Jonas. Dann hatte man sie wohl doch gehört.

Kaum saßen sie am Tisch, musste sein Bruder schon wieder einen blöden Spruch reißen. Aber Mats ließ es einfach dabei, mit den Augen zu rollen.
Stattdessen nahm er sich auch lieber etwas Nudeln und Salat. Der Dortmunder wollte gerade zulangen, als seine Mutter die Stille durchbrach: "Seid ihr euch sicher, dass das der richtige Weg ist?"
Irritiert sah Mats seine Mutter an. "Was meinst du genau?" Er hatte eine böse Vorahnung, weswegen er sein Besteck lieber wieder zur Seite legte.
"Dass du dich so verausgabst, wenn-"
"Moment mal", unterbrach er Ulla. "Ist das gerade dein Ernst? Weil ich krank bin, darf ich keinen Spaß mehr haben?" Mats fiel gerade alles aus dem Gesicht. Jetzt wusste er wieder, warum er seine Familie doch lieber in einem Hotel haben wollte.
Kopf schüttelnd stand er auf. Das musste er sich nicht geben. In der Küche machte er sich schnell ein Brot und ging dann, trotz aller Versuche seiner Mutter ihn umzustimmen, nach oben ins Schlafzimmer.

Benni war wirklich geschockt und verwirrt, was hier gerade passierte. Sie hatten doch nur Sex gehabt, wollten sich eben nahe sein. Mats wusste doch selbst, was er sich zumuten konnte und was er lieber bleiben ließ. "Entschuldigt mich mal kurz", seufzte Benni und stand ebenfalls aus. Das war ja völlig aus dem Ruder gelaufen. 
Benni lief die Treppe nach oben und klopfte zaghaft an die Türe ihres Schlafzimmers. "Mats?" Benni streckte den Kopf ins Zimmer.

Oben im Schlafzimmer hatte sich Mats direkt unter die Decke gekuschelt und den Fernseher angemacht. Sein Brot lag unberührt auf dem Teller, der auf dem Nachttisch stand.
"Ja?" Zumindest war Benni zu ihm hoch gekommen. Mit seiner Mutter hätte er sich geweigert zu reden.

Mats lag unter der Decke und schaute Fernsehen. Ablenkung also. "Liebling", seufzte Benni und schlüpfte zu Mats unter die Decke. Er drehte sich auf die Seite und streichelte über die Wange seines Freundes. "Willst du nicht runterkommen?"

Obwohl Benni sich zu ihm unter die Decke legte, sah Mats weiter stur auf den Fernseher.
"Wieso? Ist meine Mutter etwa gegangen?"
Er würde sich sicher nicht wieder mit ihr an einen Tisch setzen.
Sie behandelte ihn gerade einfach wie einen Schwerkranken und darauf hatte Mats definitiv keine Lust.

Benni seufzte und strich Mats durch die dunklen Locken. "Sie liebt dich und macht sich eben Gedanken. Nehme ihr das nicht so übel", bat Benni und ließ seine Hand dann auf Mats' Brust ruhen.

"Dann soll sie vielleicht mal in ihren Kopf kriegen, dass ich Krebs habe und nicht im Sterben liege", schnaubte Mats. Natürlich nahm er ihr das übel.
Was wollte sie ihm auch den Sex mit Benni verbieten? Genau genommen hatte Ulla das nicht so gesagt. Aber dass sie sich in dem Punkt überhaupt einmischte, fand Mats schon zu viel.
"Ich will heute einfach nicht mehr, okay?", sagte er und sah seinen Freund jetzt doch mal an. Er legte seine Hand auf Bennis, während er ihm einen Kuss auf die Wange gab.

"Mats, sie macht sich Sorgen, das ist vollkommen verständlich. Klar ist es nicht toll, das sie sich da einmischt, das ist unsere Sache und du weist selbst, was du dir zumuten kannst und was nicht. Aber das war bestimmt nicht ihre Absicht",versuchte Benni es erneut. Er robbte noch näher an Mats heran und küsste ihn leicht auf die Lippen. "Dann bleiben wir hier. Möchtest du nicht noch etwas essen?"

"Ja, kann ja sein", seufzte Mats. "Aber wie würde sie wohl reagieren, wenn ich mich in ihr Sexleben einmische?" Er schüttelte sich kurz. Für die Kinder hatten Eltern ohnehin kein Sexleben. Deswegen wollte er sich das auch gar nicht vorstellen.
Dennoch lächelte Mats ganz leicht in den Kuss. Aber nur ganz leicht.
"Würdest du mir was holen?", bat er mit Schmollmund. "Ich will nicht runter."

Über das Sexleben seiner Eltern wollte er auch nicht nachdenken und er würde sich da auch nicht reinreden lassen. 
"Nichts lieber als das." Benni war damit zufrieden, immerhin aß Mats nicht mehr so viel wie früher und es war immer ein kleiner Erfolg, wenn Mats sich das aufreden ließ. 
Schnell huschte er ins Esszimmer und befüllte einen Teller. "Kommt er nicht runter", fragte Hermann jetzt nach und Benni schüttelte den Kopf. "Macht es dir was aus, wenn ich mal mit ihm rede?" Wieder schüttelte Benni den Kopf. Und schon war Hermann mit den Teller voll Nudeln verschwunden.

"Kann ich rein kommen",fragte er seinen Sohn, die Türe war angelehnt.

"Bist ein Schatz, danke", entließ Mats seinen Freund aus dem Bett und sah ihm noch kurz hinterher, ehe er sich wieder dem Fernseher zu wandte, um die Wartezeit zu überbrücken.
Als er dann aber Schritte auf dem Flur hörte, waren diese nicht von Benni sondern von seinem Vater.
"Wenn's sein muss", murmelte Mats und zog die Decke noch ein Stückchen höher, nachdem er das Fernsehflimmern mit einem Knopfdruck beendet hatte.

Hermann musste nicht zwingend über den jetzigen Vorfall reden, aber er wollte einfach mal wieder mit seinem Sohn sprechen.
"Wie geht es dir?" Mats sah glücklich aus, keine Frage, aber vielleicht sah das hinter dem eigentlichen Lächeln anders aus. Hermann setzte sich in den großen Sessel, der im Eck stand.

Mats musste schon zugeben, dass er etwas überrascht war, dass sein Vater scheinbar nicht über den Vorfall vorhin reden wollte.
"Mir geht's gut. Ich hab nur ein bisschen Schiss vor morgen", antwortete Mats dennoch ehrlich.
"Ist der Teller für mich?" Schmunzelnd deutete er auf den Teller, den sein Vater in der Hand hielt und scheinbar auch nicht loslassen wollte.

Hermann reichte seinem Sohn den Teller und nickte. "Sieht wohl so aus, wenn Benni den Teller gefüllt hat, selbst aber schon ordentlich was gegessen hat."
Er glaubte Mats sogar, das es ihm gut ging. Besonders gut lügen konnte der nämlich noch nie. "Und mit Benni? Er wirkt ein bisschen nachdenklich. Wie läuft die Chemo denn?"

"Danke", nahm Mats den Teller entgegen und aß schon mal ein, zwei Gabeln voll, damit die Nudeln nicht kalt wurden.
"Er macht sich Sorgen. Genau wie Mama, ich weiß. Aber ich denke, er kann mittlerweile damit umgehen. Und mir geht es wirklich gut im Moment." Klar, war er manchmal müde und schlapp und natürlich hatte er auch mal keinen Appetit. Aber das hielt sich immer noch alles im Rahmen.
"Und sollte es irgendwann mal hart auf hart kommen, dann kommt Benni sogar als Spender infrage." Auch wenn Mats noch nicht wusste, ob er da wirklich drauf eingehen würde. Aber soweit musste er ja auch noch nicht denken.
"Ich hatte bisher nur erst eine Chemo. Es gibt definitiv schönere Dinge. Aber es ist auszuhalten."

Wieder nickte Hermann. Das sah man Benni an, auch wenn er Es gut versteckte. Und er rechnete es ihm wirklich hoch an, das er Mats nicht ständig ermahnte, etwas nicht zu tun. "Deine Mutter ist wirklich zu weit gegangen, das ist euer Privatleben und geht sie nichts an." Hermann hatte schon mit ihr geredet und womöglich entschuldigte sie sich gerade bei Benni.
"Das ist doch schön, dann braucht ihr euch keine Sorgen machen, falls es schlimmer werden sollte!"

Nickend stimmte Mats seinem Vater zu. Immerhin sah er es genauso, dass es seine Mutter einfach nichts anging, was Benni und er im Schlafzimmer machten.
"Ich hoffe einfach, dass es gar nicht so weit kommt", murmelte er leise.
Denn davor hatte Mats nur noch mehr Schiss. Eine Rückenmarkstransplantation war nicht ohne. Außerdem wollte er das Benni wirklich nicht antun.

"Du solltest dir wirklich keine Gedanken darüber machen." Sein Sohn hatte sich wirklich verändert, aber sie waren sowieso viel zu selten hier. 
"Sonst lebst du doch auch im Hier und Jetzt, Mats. Lass es auf dich zukommen, es bringt nichts, wenn du dir jetzt den Kopf zerbricht. Niemand weiß, was morgen ist oder was nicht ist. Und Benni und du ihr plant eure Beziehung doch auch nicht, also brauchst du den Krebs auch nicht planen."

Mats' Vater meinte es wirklich gut. Aber in einem Punkt lag er völlig daneben.
Benni und Mats planten ihre Beziehung nicht? Wohl kaum, wenn sie es vom Krankheitsverlauf abhängig machten, ob sie irgendwann mal heiraten würden.
Er stellte seinen Teller weg und rutschte tiefer auf die Matratze. "Das sagst du so leicht", murmelte er seufzend.

Hermann merkte genau, wie die Stimmung noch mehr kippte. Mats war sowieso schon schlecht gelaunt, aber jetzt sah er wirklich ziemlich mürrisch aus, wie wenn ihm zum Heulen zumute war.
"Dann läuft es doch nicht so gut?" Bis gerade hatte er eigentlich gedacht, die zwei waren verdammt glücklich.