Alles vorbei?

"Ja, wenn du schon mal hier bist, dann müssen wir das auch ausnutzen." Sie sollten sich sowieso wieder viel öfter sehen, fand Mats. Vielleicht konnten sie mal überlegen, ob sie sich immer mindestens einmal im Monat trafen.
"Einverstanden", nickte Mats und stand dann ebenfalls auf, lehnte sich gegen die Wand.
"Ich bin ja nicht so der Experte, was Schmuck betrifft, und, damit ich nicht den letzten Mist kaufe und Benni am Ende enttäuscht ist, dachte ich, du hilfst mir vielleicht bei der Auswahl der Ringe." Der Verteidiger versuchte, sich ganz normal zu verhalten und sich nichts anmerken zu lassen.

Es war schon erstaunlich. Wenn Jonas hier war hatte Mats im Normalfall nur wenig Zeit für ihn. Und es freute ihn eigentlich, das sie ein bisschen was unternehmen würden. Außerdem lenkte es Mats vielleicht von der Chemo ab.
"Du willst ihm einen Ring schenken? Aber das kann er doch sowieso kaum tragen, bei dem vielen Training. Wäre da ein paar Fußballschuhe mit euren Initialen nicht viel geschickter", witzelte Jonas. Er begriff nicht so ganz, was Mats ihm damit sagen wollte. Schließlich war es noch früh am Morgen.

Mats musste sich das Lachen verkneifen. Sein Bruder stand gerade ganz herrlich auf dem Schlauch. Musste an der Uhrzeit liegen, obwohl es eigentlich gar nicht mehr so früh war.
"Ja, schon. Aber ich kann ihm einen Schuh schlecht auf dem Standesamt an den Finger stecken."
Mal davon abgesehen, dass er Initialen auf den Schuhen noch auffälliger fand.

Ziemlich verdattert sah Jonas Mats an, ließ die Klamotten vor Überraschung fallen, die er in der Hand gehabt hatte. "Du...du willst ihm einen Antrag machen?" Immer noch baff schaute Jonas den Lockenkopf an. Das Jojo verlobt war, das wusste er, aber das Mats jetzt mit Benni nachziehen wollte, damit hätte er nie gerechnet.
"Dann suchen wir heute eben einen Ring für deinen Lover." Jonas grinste und umarmte Mats freudig. Gratulieren durfte man ja noch nicht, schließlich hatte Benni ja noch nicht Ja gesagt laut Mats. Aber Jonas freute sich.

Mats lächelte breit, als Jonas seine Klamotten fallen ließ.
"Hab ich schon...gestern, ganz spontan. Aber ich würde es dann mit den Ringen nochmal richtig machen", erklärte er und erwiderte die Umarmung fest.
"Super, dass du mir hilfst. Aber kannst du mir eins versprechen? Ich will Mama und Papa noch nichts davon sagen. Zumindest nicht vor der Chemo, ja?"

"Also darf ich doch gratulieren und er hat ja gesagt?" Jonas schüttelte lachend den Kopf und sammelte die Klamotten wieder ein. "Dann wünsch ich euch mal alles Gute. Auch wenn ich mich frage, wie Benni dich aushält." Schmunzelnd öffnete Jonas die Türe. "Versprochen, ich bin still. Dann mach ich mich mal fertig, dann können wir los." Und so verschwand Jonas im Badezimmer.

"Darfst du. Danke", bekam Mats das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht.
"Blödmann. Tief in deinem Innern hast du mich doch auch gern." Mit seinem Bruder verließ er ebenfalls das Büro.
Während Jonas im Bad verschwand, ging Mats ins Schlafzimmer und zog sich an. Jeans und ein rot-blau kariertes Hemd.
Schließlich spazierte er einfach ins Bad, um sich die Zähne zu putzen. Aber Jonas bekam davon unter der Dusche sowieso nichts mit.

"Tief in meinem Inneren", pflichtete Jonas seinem Bruder bei, der dann im Schlafzimmer verschwand. Er sprang erst mal unter die Dusche, nachdem er das Bad nach einem Handtuch durchforstet hatte. Nebenbei hatte er noch eine große Packung Kondome und Gleitgel gefunden, was ihn gleich lachen ließ. Die zwei konnten wohl nie genug voneinander bekommen. Jonas hörte gar nicht, wie Mats ins Bad kam, das Wasserrauschen war dazu viel zu laut. Deswegen erschrak er auch ziemlich, als er auch ziemlich, als Mats auf einmal vor dem Spiegel stand. Jonas schlang sich also das Handtuch um die Hüften und hielt Mats dann grinsend das Gefundene unter die Nase. "Ihr habt ja einen ganz schön ordentlich Vorrat hier liegen. Ehrlich, das reicht doch für ein paar Wochen, wenn nicht für zwei Monate." Lachend schüttelte er den Kopf.

"Schorry, isch wollte disch nisch erschrecken", grinste Mats mit Zahnbürste im Mund, als sein Bruder aus der Dusche kam.
Das Grinsen verschwand auch nicht, als Jonas ihm Gleitgel und die Kondompackung unter die Nase hielt. Jetzt schnüffelte sein kleiner Bruder hier schon rum. Kaum zu fassen!
Mats spuckte den Schaum aus und spülte sich mit Wasser den Mund, ehe er Jonas antwortete: "Das reicht höchstens für drei Wochen." Mit ernster Miene sah er seinen Bruder an, lachte sich innerlich allerdings kaputt. Natürlich wollte er Jonas nur verarschen.

Jonas machte den Mund auf und zu, wie ein Fisch auf dem Trockenen. Das meinte Mats doch jetzt nicht ernst. 3 Wochen mit dieser Packung, Jonas wollte die Bilder in seinem Kopf ganz schnell los werden und schüttelte fassungslos den Kopf, bis er Mats' Grinsen bemerkte, das sich nach und nach auf dessen Gesicht schlich. Sein Bruder hatte ihn also nur verarscht. "Idiot", sagte Jonas nur und nahm sich seine eigene Zahnbürste und setzte sich auf den Rand der Badewanne.

Jonas' Gesichtsausdruck war einfach zum Schießen, sodass Mats sich nicht mehr zusammenreißen konnte. Herrlich!
Das hatte sein Bruder nach seiner Schnüffelaktion definitiv verdient.
"Ich hab dich auch lieb", grinste der Verteidiger einfach nur und wusch sich noch schnell das Gesicht.
Dann wartete er auf seinen Bruder, damit sie gemeinsam nach unten gehen konnten. Jonas sollte ja auch noch frühstücken, bevor sie los fuhren.

Jonas rollte mit den Augen und zog sich an, als Mats aus dem Zimmer verschwand. Aus seinem Kulturbeutel nahm er noch Gel und Haarspray, machte sich die Haare und lief dann die Treppe nach unten zu seiner Familie.
Der Kaffee und das geschmierte Brötchen, das ihm seine Mutter gerade hingestellt hatte war schnell weg und so konnten sie ziemlich schnell los. Mats fuhr in die Stadt und bei einem edlen und teuren Juwelier parkten sie den Wagen, öffneten die Türe des Geschäfts. "Hast du eigentlich schon was im Kopf?"

In der Stadt hielt Mats beim ersten Juwelier, den er kannte, und stieg aus.
Im Laden sah er sich erstmal um.
"Ich will auf jeden Fall was schlichtes, nichts auffälliges", murmelte Mats vor sich hin und trat an eine der Theken heran, auf dem dick und fett Verlobungsringe stand.
"Kein Stein...ich glaub, das gefällt Benni nicht so..."

Jonas schmunzelte. Mats war schon völlig in einer anderen Welt. Der liebte Benni ja wirklich abgöttisch. Stein wäre auch ein wenig weiblich und das würde bestimmt selbst Benni nicht gefallen. War auch ziemlich auffällig.
Der Verkäufer hatte Mats' erste Wortfetzen offenbar aufgeschnappt. "Sie suchen etwas schlichtes. Einen Verlobungsring. Wir haben hier eine ganz große Auswahl." Einige Schachteln standen in null Komma nichts auf dem Thresen. "Was hälst du von dem hier", fragte Jonas und deutete auf einen.

Mats lächelte den Verkäufer kurz an und besah sich dann die Ringe, die er auf die Theke legte.
Die mit verschnörkeltem Muster sortierte er gedanklich direkt aus. Auch die, die auf der Ringoberfläche auffällige Gravuren hatten, fielen aus der engeren Wahl.
Der, auf den sein Bruder ihn aufmerksam machte, gefiel ihm aber tatsächlich ganz gut. Der Silberring war wirklich schlicht gehalten. Nur zwei feine Linien waren außen eingraviert.
"Der ist ganz schön", nickte Mats. "Darf ich den mal anprobieren?" Fragend sah er den Verkäufer an, der sofort nickte und ihm den Ring gab.

Jonas konnte das Glück förmlich aus Mats' Augen springen sehen, als dieser die ganzen Ringe sah. Wenn das nicht Liebe war zwischen Benni und seinem Bruder, dann wusste er auch nicht. Mats war ja schon jetzt total gefasst von dem Anblick. 
"Der sieht toll aus", gab Jonas seine Meinung kund und nickte anerkennend. Der Verkäufer suchte allerdings gleich noch ein paar Ringe raus, die so ähnlich aussahen, wie der, den Mats auf dem Finger hatte.

Mats besah sich den Ring an seinem Finger. Er fand ihn echt toll. Außerdem würde er Benni mit Sicherheit gut stehen.
Als der Verkäufer noch mehr Ringe auf den Tisch legte, war Mats beinahe überfordert.
Aber der Ring, den er am Finger hatte, gefiel ihm doch am Besten.
"Ich glaub, ich nehm den hier..."

"Willst du nicht auch einen", fragte Jonas. Oder war Mats das zu auffällig? Aber Es wäre doch süß, wenn sie beide einen Ring hätten. 
Fragend sah der Verkäufer Mats an und nahm den Ring entgegen.

"Klar, nehm ich auch einen", sagte Mats und gab dem Juwelier den Ring zurück.
Er schaute sich noch mal die anderen Ringe an und nahm dann einen, der Bennis Ring ziemlich ähnlich aber nicht komplett gleich aussah.
Mats steckte sich ihn an den Finger.
"Der gefällt mir."
Das ging ja schneller, als Mats gedacht hatte.
"Die beiden sollen's sein", nickte er dann. "Können Sie noch das Unendlichzeichen von innen eingravieren?"

Jonas hatte eher mit gleichen Ringen gerechnet, aber wenn es Mats so lieber war, dann war das schon richtig. Spätestens beim Standesamt würden sie sich ja den selben anstecken. Jonas zumindest fand das immer schöner. Schließlich war man dann ja auch auf ewig verbunden. 
"Selbstverständlich. Wenn Sie 5 Minuten warten, können Sie die Ringe gleich mitnehmen." Damit verschwand der Verkäufer in ein anderes Zimmer.
Keine 5 Minuten später kam er zurück, zeigte es ihnen nochmal und verpackte dann beide in eine blaue, mit Samt überzogenen Schachtel. Wie passend, dachte Jonas sich.

Mats freute sich schon jetzt auf das Gesicht von Benni, wenn er ihn mit den Ringen überraschte.
Obwohl die Ringe nicht identisch waren, passten sie dennoch gut zusammen. Außerdem konnte man ihnen dann auch nicht gleich etwas unterstellen, wenn sie zeitgleich irgendwo mit dem Ring am Finger irgendwo auftauchten. Obwohl das ziemlich paranoid klang, wollte Mats gerade jetzt nicht, dass irgendwas an die Öffentlichkeit geriet.
"Danke", sah er die Ringe noch einmal an und bezahlte sie schließlich.
Auf dem Weg zum Auto strahlte Mats wie ein Honigkuchenpferd.
Bevor er dann aber los fuhr, wandte er sich seinem Bruder zu, als sie saßen.
"Wo du mich hier schon so tatkräftig unterstützt, wollte ich dich fragen, ob du mein Trauzeuge sein möchtest."
Damit hatte Jonas sicherlich auch nicht gerechnet.

Jonas konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, aber Mats sah einfach so glücklich und niedlich aus, das war wirklich toll.
Allerdings haute ihn die nächste Nachricht wieder um. Trauzeuge, er. Die beiden wollten das also so schnell wie möglich durchziehen. Mit der Frage hatte Jonas jetzt noch nicht gerechnet. 
"Gerne, Brüderchen. Aber diese ständigen Überraschungsüberfälle." Jonas schüttelte den Kopf. "Meinst du nicht, das reicht langsam", grinste er jetzt. Was für eine Frage. Klar wollte er Trauzeuge sein.

Mats lächelte breit. "Danke", umarmte er seinen Bruder kurz und steckte dann das Schlüssel ins Zündschloss.
"Solang keine Wunderheilung dazu kommt, war's das vorerst mit den Überraschungen", versprach er zwinkernd, bevor er zurück nach Hause fuhr.
"Ach, was ich ganz vergessen hab...", erinnerte sich Mats, als sie ausstiegen.
"Ich soll dir sagen, dass Jojo gleich auch da ist. Allerdings ohne Ole, der muss arbeiten."
Die Ringschatulle ließ Mats in seiner Tasche verschwinden, bevor er die Tür zur Wohnung aufschloss, in der seine Eltern quasi schon abfahrbereit im Flur standen.
"Oh, haben wir so lange gebraucht?", wunderte sich Mats und sah auf die Uhr. Aber es war wirklich schon Zeit fürs Mittagessen. "Viel Spaß bei Familie Höwedes", verabschiedete er seine Familie. "Und macht mir keine Schande." Grinsend schloss er die Tür hinter ihnen.

Jens war zufrieden mit der Mannschaft, am Nachmittag würde ein Trainingsspiel statt finden. Wirklich erfreut schien er allerdings nicht, fand Benni, als er ihn noch mal daran erinnerte, das er am Nachmittag nicht da sein würde und ins Krankenhaus gehen würde. "Das darf nicht zur Gewohnheit werden, Benedikt", hatte Jens gesagt, auch wenn der über den Grund informiert war. War nur eben Lisa und nicht Mats. Benni wusste ganz genau, das er Jens spätestens beim nächsten Heimspiel reinen Wein einschenken musste, wenn er zu Hause schlafen wollte oder beim Auswärtsspiel, wenn er fragen würde, ob er nicht mit dem Flieger in die Stadt kommen könnte, um länger zu Hause zu sein. 
Ein wenig schlecht gelaunt, trotz des Antrags am Morgen, kam Benni nach Hause und schloss die Wohnungstüre auf. Familie Hummels war anscheinend schon weg. "Mats?"

Mats war noch in der Küche am werkeln, als er die Wohnungstür hörte. Mist, Benni war viel zu früh!
"Küche. Aber bleib bitte noch einen Augenblick, wo du bist, ja?", rief er durch die Wohnung und füllte dann ihre Teller mit den Spaghetti, die er gekocht hatte. Er war wirklich kein Koch, aber Spaghetti mit Tomatensoße bekam er noch so gerade hin.
Außerdem hatte Benni bestimmt Hunger nach dem Training.
Nachdem das erledigt war, zündete Mats auch noch die Kerzen an. Kurz betrachtete er sein Werk, ehe er zu Benni in den Flur ging.
Möglicherweise war das alles etwas zu kitschig. Aber Mats gefiel es und seinem Verlobten hoffentlich auch.
"Hey", zog der Dortmunder Benni schließlich an sich und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen.

Wie erwünscht blieb Benni im Flur. Auch wenn er keine Ahnung hatte, was Mats vor hatte. Aber den Wünschen seines Verlobten sollte er nachkommen. 
"Hey", murmelte Benni und stahl sich noch einen Kuss. "Darf ich jetzt rein kommen", fragte er neugierig. Benni hatte nämlich ziemlich Hunger.

"Darfst du", nickte Mats, entließ Benni aus seinen Armen und griff stattdessen nach seiner Hand, um ihre Finger miteinander zu verschränken.
Dann führte er seinen Verlobten ins Esszimmer, wo alles vorbereitet auf dem Tisch stand.
Er war gespannt, was Benni dazu sagen würde.

Benni wurde von Mats mitgezogen und schon standen sie im Esszimmer. Die Teller gefüllt mit dampfenden Spaghetti und Kerzen. "Wow", staunte Benni und drückte Mats freudig einen Kuss auf die Wange.
"Das ist ja toll, warum so einen Aufwand? Also versteh mich nicht falsch, ich hab Hunger und das sieht mehr als nur schön aus, aber das ist wirklich nicht nötig", redete Benni drauf los.

Allein an Bennis Gesichtsausdruck konnte Mats sehen, dass es seinem Freund gefiel, was er arrangiert hatte, und das beruhigte ihn schon ungemein.
"Doch, ist es", murmelte er leise, noch immer Bennis Hand haltend.
Jetzt war der perfekte Moment. Und, obwohl Mats seinen Lieblingsschalker schon gestern Abend gefragt hatte, war er jetzt doch ein bisschen nervös und hatte feuchte Hände.
Dennoch räusperte er sich kurz und ging dann vor Benni auf die Knie.
"Der Antrag gestern war irgendwie sehr spontan. Ich konnte mich nicht drauf vorbereiten...deshalb..." Lächelnd sah er zu seinem Freund auf.
"Benni, ich liebe dich, seit ich dich das erste Mal gesehen habe, und ich kann dir das auch gar nicht oft genug sagen. Du bist mein bester Freund, du fängst mich auf in Situationen wie dieser und ich will einfach keine Minute mehr ohne dich sein."
Mit seiner freien Hand griff Mats in seine Tasche und holte das Samtkästchen hervor. "Benedikt Höwedes, willst du mein Mann werden?"

Gerade noch stand Mats neben ihm, da kniete er auch schon vor ihm. Wirkte nervös und aufgeregt und da vielen auch Benni die Schuppen von den Augen und er begriff, auf was Mats hinaus wollte. Und da passten das Essen und die Kerzen wirklich gut. 
Augenblickich schossen Benni die Tränen in die Augen. Vor Freude und vor Glück, er konnte es nicht beschreiben. Während Mats ihm eine unglaublich ehrliche und umwerfende Liebeserklärung machte, wischte sich Benni mit der freien Hand immer und immer wieder verstohlen über die Augen und die Wangen. Er war sprachlos vor Rührung und nickte nur, strahlte und war unglaublich glücklich. "Ja", hauchte Benni leise, unfähig, sich zu bewegen, schaute seinen Verlobten nur verliebt in die Augen.